Kapitel 3

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Meine restlichen Arbeitstage verliefen unspektakulär. Getränke servieren, Betrunkene zurückweisen, mit Holly Quatsch machen. Das übliche eben.

Doch am letzten Tag gab es wahrlich eine Überraschung. Erstmal die Höhe meines Urlaubsgeldes. Wirklich unfassbar. Damit könnte ich wirklich so einiges machen. Ein schöner Urlaub oder ein Auto ging sich damit locker aus.

Doch dann überraschte mich der Chef noch mit etwas anderem:
"Hey Quinn. Du weißt doch, das morgen Abend in Denver dieses Konzert stattfindet. Irgendsoein Pop-Star ist dort. Jedenfalls hat meine Tochter VIP-Karten für diesen Schwachsinn gekauft. Sie sich beim Volleyball-Training den Fuß gebrochen, und kann deswegen nicht dort hingehen. Doch sie will unbedingt ein Autogramm von diesem Niall Stinson. Kannst du dort hingehen und ihr ein Autogramm holen? Was wirklich? Danke Quinn. Ich wusste, dass man sich auf dich verlassen kann." Ziemlich überrümpelt nahm ich die Karte entgegen. "Dann würd ich sagen, tschüss. Bis bald Quinn." Verabschiedete sich der Chef und ging schnellen Schrittes hinfort. Ganz offensichtlich musste er, wenn ich es nicht tun würde, hingegen. Darauf schien er nicht besonders scharf zu sein.

Ach komm schon Quinn. Gib dir nen Ruck. Das kann doch nicht solange dauern.

Ein Blick auf die Karte sagte mir, dass morgen um 16 Uhr die Vip-Runde losging. Ok also musste ich spätestens 15:30 dort sein. In Denver. Ganz toll. So könnte ich wegen einem Teenie-Fan einen ganzen freien Tag schmeißen.

Ich trank aus, und machte mich auf den Weg zu meiner Hütte. Da ich zu Fuß hergekommen bin, könnte ich wenigstens zurücklaufen, und dabei ein wenig Wut hinauslassen. Also lief ich in den Wald und ließ meine Kleidung in einem Plastiksackerl hinter einem Busch zurück.

Durch den Wald laufend genoss ich es, wie der Mond die Berge in sanfter Düsternis beleuchtete. In Nächten wie heute, wenn Vollmond von Himmel schien, sah es wirklich schön aus. Schon bald erreichte ich mein kleines Heim. Der Blick auf die Uhr erschreckte mich: es war schon 4 Uhr Nachts. Morgen müsste ich um 12 Uhr wegfahren um rechtzeitig in Denver zu sein. Toll. Nicht einmal seinen Schlaf bekam man mehr. Einmal die Augen geschlossen, schlief ich sofort ein, und träumte vogn kreischenden Teenies.
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Schlecht geschlafen und um 11 geweckt war ich heute recht schlecht gelaunt, was ziemlich untypisch für mich war.

Da ich nichtmehr viel Zeit hatte schlüpfte ich nur in ein Holzhacker-Hemd und Blue Jeans. Jacke brauchte ich keine, mir würde sowieso nicht kalt werden.

Danach lief ich, mit meiner Kleidung in der Schnauze, zu meiner Wohnung, wo ich mir meine Kleidung wieder überzog und dann auf meine Vespa stieg. Meine Handtasche gab ich in den kleinen Taschenraum unter dem Sitz, und schon fuhr ich los. Bereits nach einer halben Stunde musste ich einen Tank Stopp machen. Wow, jetzt musste ich auch noch meinen Sprit verfahren. Das wurde ja immer besser.

Dann fuhr ich eine weitere Stunde bis ich da war. Es war zwar erst 15 Uhr, trotzdem schien es, als wäre es ein Fehler gewesen noch später zu kommen. Überall 13-16 jährige Mädels, angezogen als wären sie billige Nutten und mit Schildern bewaffnet. Ich kam mir wie ein bunter Hund vor. Gott sei dank musste ich mir keine Gedanke machen, wie ich aussah. Dieser Typ interessierte mich nicht wirklich.

Anscheinend war ich jedoch die einzige hier, die so dachte. Denn als ein Tourbus vorfuhr, fing die Meute an zu kreischen. Wie Pistolen schossen die Plakate in die Höhe. Es wäre ja fatal, wenn Stinson nicht wissen würde, dass 13 Jährige ein Kind von ihm wollten. Fast musste ich lachen, aber die Situation in der ich war, war eher zum Weinen. Von Fan-Girls umrundet, verschwendete ich hier meinen Urlaub. Tolle Geschichte. Vielleicht würde ich das mal meinen Kindern erzählen.

Dann ging es schon an. Die Girlies drängten und drückten. Jede musste die erste sein. Überrascht darüber, dass eine Meute Jungendlicher soviel Kraft hatte, würde ich bin der Menge mit gedrückt. Jetzt wusste ich wenigstens, warum Jamie nicht selber hergehen konnte. Diese Kinder hätten sie zertrampelt. Nach dreißig Minuten Warten stand ich noch immer Schlange mit circa 30 anderen. Wie lange dauert dieses Mathyrium noch?
Nie wieder würde ich jemanden einen Gefallen tun, schwor ich mir selbst.

Die Menge wurde von Minute zu Minute weniger und nach einer knappen Viertel Stunde war ich an der Reihe. Ich holte aus meiner Tasche meine Karte heraus und gab sie dem Türsteher. Der sah jedoch nicht die Karte an, sondern mich. Toll, sogar der Türsteher fragte sich was zur Hölle ich hier tat. "Ich muss für eine Bekannte ein Autogramm abholen", zischte ich ihm zu, woraufhin er zurückzuckte, meine Karte Abriss und mich hineinließ. Wieder Schlange stehen, aber wenigstens wurde hier nur gekreischt, und nicht gedrängelt. Ja Mädels, genau so werdet ihr ihn ins Bett bekommen. Indem ihr euch wie 10 Jährige verhält. Im stillen lächelte ich über meine, zugegebenermaßen bösartigen, Gedanken.

Wieder würde die Menge immer kleiner, und plötzlich war als übernächstes ich an der Reihe. Ich zog ein weißes Shirt aus meiner Tasche und als ich aufsah wurde meine Welt eine andere.

Die Blauen Augen in die ich sah, starrten stur in die Kamera. Das Lächeln auf seinem Gesicht erreicht seine Augen nicht und er sah etwas müde aus. Und trotzdem war da etwas, dass mich unwillkürlich festhielt und an ihn Band. Als er das Mädchen losließ, sah er mich direkt an und nun wusste ich es. Der Typ vor mir war die Ausgeburt der Perfektion. Er war mein Gefährte.

Ich habe mich auf ihn geprägt.

Ich ging auf ihn zu und griff nach seiner Hand und fragte die Fragen aller fragen:" Hallo, mein Name ist Quinn und wer bist du?"

Dabei sah ich in sein Gesicht. Als er plötzlich schallend zu lachen begann, erkannte ich eine perfekte Zahnreihe hinter seinen schmalen Lippen. Eine rauchige Stimme mit schottischem Akzent unterbrach meine stille Anhimmelung.

"Das ich das nochmal höre. Wow, Quinn du hast echt den Hund abgeschossen. Ich bin ein schwer beeindruckter Niall Stinson. Womit kann ich dir eine Freude machen?" "Ein Autogramm auf dieses Shirt bitte. Für Jamie." Als er unterschrieb fragte er:" kleine Schwester?". Sein Gesicht betrachtend erwiederte ich:" Lange Geschichte." Er sah mich kurz von oben bis unten an, wobei jede Faser meines Körpers zu kribbeln begann, schien kurz zu überlegen, beugte sich dann zu mir und flüsterte mir ins Ohr:" Ich würde mich freuen wenn du die Show im Back-Stage Bereich ansiehst, damit du mir die Geschichte dann erzählen kannst."

Strahlend lächelnd drückte ich bestätigend noch einmal seine warme Hand. Damit ließ er mich wieder los, und ich entfernte mich wiederwillig von ihm und wurde von einen Bodyguard durch die Hallen begleitet.

Schrei des Wolfes - Spiel gegen die ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt