Kapitel 2

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Nach dem gestrigen Vorfall bin ich früher nachhause gegangen. Doch heute musste ich wirklich mit meinen Chef reden. Diese Uniform ging echt zu weit. Sicher, wir mussten uns öfter blöde Kommentare anhören lassen, doch Walden hatte das Fass überlaufen lassen. Und ich hatte es, blöd wie ich nunmal war, auch noch zugelassen das er mich küsste. Shit.

Jedenfalls bin ich gegen Mittag zur Bar gegangen und habe dort mein Anliegen zum besten gegeben. Tatsächlich hatte ich sogar Erfolg. Nachdem ich von dem Vorfall erzählt hatte und mich über die vielen blöden Kommentare aufgeregt hatte, musste der Chef ein wenig nachgeben.

Zwar waren diese Shirts nicht verhandelbar, aber er würde diese lächerlichen Röcke gegen schwarze Hot-Pans austauschen. So konnte uns wenigstens niemand mehr unter den Rock greifen.

Da heute Mittwoch war hatte ich frei und konnte wieder nachhause fahren. Ich war mit meinem Baby, einer schwarzen Vespa, unterwegs, also schwang ich mich hinauf und beschloss, den schönen Tag auszunutzen und ein wenig Frühlings-Luft zu schnappen. Zwar wurde es in Glenwood Springs nie wirklich heiß, aber der Frühling war hier besonders schön. Die Wälder bekommen die schönsten Farben und überall hört man Singvögel ihre Lieder singen.

Mein Weg führte mich zu einem kleinen Parkplatz am Waldrand, wo ich die Benzinschleuder abstellte und mich in den Wald begab. Als ich mich weit genug hinein begeben hatte, schlüpfte ich hinter einem Busch um mich umzuziehen. Meine Kleidung gab ich in einen Plastik Sack und ließ sie einfach hinter dem Busch liegen. Ich hatte sowieso überall im Wald welche versteckt. Dort wo ich hinwollte sowieso.

Ich lief durch den Wald, vorbei an blühenden Blumen und Bäumen. Das grasende Wild beachtete mich nichteinmal. Sosehr ich den Wald genoss, wollte ich aber nun endlich an meinen Rückzugspunkt.

Zu meinem 18. Geburtstag hatte mir mein Bruder Quill eine kleines Stückchen Wald gekauft. Erst dachte ich mir, was sollte ich denn mit Wald, Bäume habe ich doch überall, doch dann kam mir die Idee, was ich damit machen sollte. Ein Rückzugsort nur für mich.

Also suchte ich mir einen schönen Punkt auf meinem Wald, in der Nähe des Baches und begann dort ein paar Bäume zu Fällen. Insgesamt waren es nur um die 10 Bäume, aber durch die Rodung entstanden circa 100 Quadratmeter Land auf dem ich begann, mit Quills Hilfe, mir eine kleine Holzhütte zu bauen. Das Holz kam von den Bäumen die ich gefällt, geschnitten, geschliffen und schließlich lackiert hatte. Jeder Zentimeter dieses Häuschens war Handarbeit, und ich bin ziemlich stolz darauf. Sogar die kleine Verzierungen die ich hineingeschnitzt hatte, waren Handarbeit.Immer wenn ich Zeit hatte ging ich in den Wald und arbeitete weiter. Gemeinsam sind wir schon soweit gekommen, dass die Grundrisse standen. Die Hütte bestand aus Häuschen und Werkstatt.

Die Werkstatt hatten wir als erstes gebaut, um dort das Holz lagern zu können. Von dort aus arbeiteten wir an allen Teilen fürs Haus. Nach und nach entstand dieses. Mittlerweile hatte ich drei Räume darin. Ein kleines Schlafzimmer, indem jedoch momentan noch das Bett fehlte, eine kleine Wohn-Küche und ein Badezimmer.

Das Haus hatte keine Anbindung and Strom-Netz, weshalb hier oben alles mit Generator Strom lief. Warmwasser hatte ich auch nicht, aber da ich die Kälte sowieso nicht besonders stark spürte, war auch das kein Problem.

Heute wollte ich endlich mit dem Bett fertig werden. Eigentlich wäre ich schon wesentlich früher fertig geworden, doch die Pläne fürs Bett waren wesentlich anspruchsvoller, als die für die restlichen Möbeln.

Das Bett steht auf 4 Baumstämmen und ist so verbaut, dass es mit den Kanten an zwei Wänden war. Der freie Raum zwischen Ecke und Bett war mit einem passenden Holzstück verdeckt. Die Baumstämme die ich als Beine verwendet habe, hatten noch Rinde drauf, bis auf den Japanischen Drachen den ich auf jedem eingeritzt habe. Die Drachen verlaufen am Bettrand so ineinander, dass sie mit dem Schweifen verknotet sind. Die Farben sind auch jenes Detail, an dem ich noch Arbeite. So feine Schnitzereien benötigen einen feinen Anstrich, und das kostete Zeit. Also drehte ich den Radio auf und begann mit meiner Arbeit. Nach 5 Stunden ununterbrochener Arbeit war es fertig, und ich war unglaublich zufrieden mit dem Ergebnis. Die Mühe hatte sich ausgezahlt. Es ist wahrhaft spektakulär.

Gott sei dank habe ich sowohl Matratze als auch Lattenrost bereits hier oben, denn so konnte ich nun alles einfach hineingeben und mein Bett war fertig.

Es war schon halb sieben Abends weswegen mir noch schnell eine Dose Ananas holte, und dann aß. Danach überzog ich das Bett und legte mich schlafen. Heute waren keine Rudel-Treffen, weswegen ich die Zeit nutze und den verlorenen Schlaf nachholte.

Versteht mich nicht falsch, ich liebe das Rudel-Leben. Wirklich. Aber trotzdem machte sich der permanente Schlafentzug einfach ab und zu bemerkbar.

Die Sonne weckte mich am nächsten Morgen sanft auf. Heute musste ich erst um 10 Uhr Abends in die Arbeit. Trotzdem war ich den Tag über nicht untätig. Der kleine Holz-Ofen, der sowohl die Hütte heizte als auch den Herd bildete wollten eingebaut werden. In Momenten wie diesen ist es einfach unglaublich praktisch, ein Gestaltenwandler zu sein. Zwar reichte meine Kraft nicht aus, um ein Auto zu heben, doch einen 150 Kilo Ofen konnte ich locker alleine tragen.

Der Tag ging in die Nacht über, der Mond stand schon am Himmel, als ich meine Arbeitskleidung schnappte und zurück zu meiner Vespa lief. Hinter dem Busch verwandelte ich mich und zog direkt meine Arbeitskleidung an. Die Fahrt zur Arbeit dauerte nicht besonders lange, und so war ich schon eine halbe Stunde früher da, als notwendig gewesen wäre.

Also setzte ich mich noch an die Bar und trank noch etwas. Zu mir gesellte sich sogleich mein Chef. Er erklärte mir, dass sich meine Urlaubstage so gestapelt haben, seit ich hier bin, dass ich mir frei nehmen musste. Einen gesamten Monat.

Etwas verwundert war ich schon, aber eigentlich war es absehbar. Ich arbeite nun schon seit eineinhalb Jahre hier und hatte mir erst einen einzigen Urlaubstag genommen, der war, als ich bei den Skirennen in Beaver Creek bei der Pisten Präparierung geholfen habe. Ich arbeitete gerne, und hasste es viel Freizeit zu haben, denn Langeweile war mein erklärter Todfeind.

"Heute und Morgen musst du noch arbeiten, aber dann hast du Urlaub. Du bekommst auch dein Urlaubsgeld ausgezahlt. Fahr in den Spa oder an den Strand oder so. Ist mir eigentlich egal. Arbeiten tust du jedenfalls nicht."

Also hatte ich ab übermorgen mehr Freizeit als mir lieb war. Na super.

Schrei des Wolfes - Spiel gegen die ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt