Die nächsten Wochen waren etwas kompliziert.
Bei Mycroft hatte sich Arbeit aufgestaut, da er sich soviel Zeit für Greg genommen hatte.
Und auch auf Gregs Schreibtisch stapelten sich die ungeklärten Fälle. Sie hatten infolgedessen nicht oft die Gelegenheit, sich zu treffen.
Doch wenn sie sich trafen, war es wunderschön, und sie genossen jede Minute des Beisammenseins.
Bisher waren sie über küssen und schmusen nicht hinausgegangen. Auch wenn Sherlock, der natürlich davon wusste, immerhin war er Sherlock! Also auch wenn der wieder mal den Vergleich mit den viktorianischen Mädchen zog und Mycroft damit mächtig aufbrachte, lag es einfach daran, dass sie nichts überstürzen wollten. Sie waren erwachsene Männer und hatten ihre Erfahrungen gemacht; aber das hier, das was zwischen ihnen entstand, war etwas besonderes. Es war ihnen beiden ernst damit. Und genau deswegen war ihnen nicht nach schnellem Sex; sondern das war der Grund, weshalb sie alles miteinander langsam, genussvoll und in aller Ruhe entdecken wollten.
Zwei Monate war es nun her, dass sie zusammengefunden hatten, inzwischen streckte der Frühling seine Finger auch nach London aus; und heute, an diesem Freitag Abend, wollte Mycroft zu Greg kommen und übers Wochenende bleiben. Es war das erste mal, dass sie über Nacht zusammen sein würden.
Es war schon nach sechs, und Gregory war dabei, das Abendessen vorzubereiten.
Gerade hatte er eine SMS mit den Worten „Bin in einer halben Stunde bei dir" bekommen und ein frohes breites Grinsen überzog sein Gesicht. Er wirbelte durch die Küche und fühlte eine Fröhlichkeit in sich, die seiner Seele so richtig gut tat.
Er begann, vor sich hin zu singen.
Verdammt, er freute sich einfach auf seinen Freund.
Er deckte den Tisch, rüttelte die Bratkartoffeln durch, nahm den Hackbraten aus dem Ofen, stellte die Flamme unter den Bohnen aus und hoffte, dass Mycroft nichts dazwischen kam.
Als es schellte, sauste er förmlich zur Tür und fiel Mycroft stürmisch um den Hals.
„Hey", lachte der, „du wirfst mich ja beinahe um!"
„Bin halt umwerfend", nuschelte Greg in den Kuss hinein, den er seinem Liebsten gab.
Mycroft grinste.
Ja, das war Gregory tatsächlich. Umwerfend.
Diese offenkundige, ehrliche Freude, ihn zu sehen, tat ihm wohl. Es wärmte sein Herz. Seit er seinen Gregory hatte, hatte er in seinem Leben eine Ausgeglichenheit und Zufriedenheit gefunden, die er so nie für möglich gehalten hatte. Und dabei waren es doch erst ein paar Wochen. Er seufzte zufrieden.
Ja, das hier war etwas ernstes, und auch wenn es nach so kurzer Zeit sicherlich viel zu früh war, darüber nachzudenken, hatte er doch das Gefühl und die Hoffnung, dass das hier lange, sehr lange andauern könne. Vielleicht ein ganzes Leben lang.
Für ihn jedenfalls war das eine wunderbare Vorstellung.
Nachdem Greg Mycroft aus der stürmischen Umarmung entlassen hatte, war er schon mal zurück in die Küche gegangen, um das Essen auf den Tisch zu bringen.
Er füllte ihre Teller und stellte zwei Flaschen Bier zurecht.
Nun, Bier war nie Mycrofts Ding gewesen. Aber da Gregory zugegebenermaßen nicht wirklich Ahnung von Wein hatte und er nicht immer die Gelegenheit, einen passenden Wein zu besorgen und dafür zu sorgen, dass er richtig behandelt wurde, hatte er sich wohl oder über damit abgefunden. Und wenn er ehrlich war, so schlecht schmeckte das gar nicht. In Gregorys Gegenwart konnte er sich sogar daran gewöhnen.
Mycroft hatte seinen Mantel an die Garderobe gehängt und seine Tasche erst einmal im Flur gelassen.
Er kam zu seinem Schatz in die Küche, setzte sich zufrieden an den Tisch und sie begannen, zu essen. Und wieder stellte er fest, dass Gregory richtig gut kochen konnte.
Er war erschöpft und müde gewesen, als er hier angekommen war. Aber jetzt, in Gregs Küche, in Gregs Nähe, ging es ihm deutlich besser.
„Gregory?"
„Ja?"
„Wenn ich zu dir komme, nach so einer harten Woche, und dann so liebevoll empfangen werde, noch dazu mit gutem Essen bedacht werde, mit der Gemütlichkeit deiner Küche und mit der Tatsache dass du bei mir bist. Das fühlt sich an wie ..."
Er atmete tief durch.
„ ... wie nach Hause kommen."
Greg strahlte.
Das war das schönste, was Mycroft bisher zu ihm gesagt hatte. Es bedeutete ihm mehr als die Beteuerungen, dass sein grauer Haarschopf süß, seine braunen Augen tief und wunderschön und sein Hintern ausgesprochen sexy sei.
Wenngleich er gegen diese Komplimente, die er von seinem Freund bekommen hatte, natürlich auch nichts einzuwenden gehabt hatte.
„Danke, Myke, das ..."
Er schluckte.
Er hatte ihn das erste mal Myke genannt.
Mycroft sog überrascht die Luft ein.
Es war lange, lange her, dass jemand ihn nicht bei seinem vollen Vornamen genannt hatte. Sehr lange her ...
Außer seiner Mutter, aber die zählte dahingehend nicht.
Und zu seiner eigenen Überraschung stellte er fest, dass er es mochte.
Er lächelte Gregory an und nahm sein Hand.
Greg hatte unsicher den Kopf gesenkt.
Als er nun spürte, dass Mycroft mit seinem Daumen sanft über seine Hand strich, sah er auf und erkannte in den Augen seines Freundes, dass der Kosename in Ordnung ging.
Erleichtert atmetet er auf.
Gregory war auch schon bei Mycroft gewesen. Allerdings war es ihm dort schwer gefallen , sich wohlzufühlen. Das Haus war, nun Greg hatte es so ausgedrückt: „protzig."
Das entsprach ihm nicht, und auch die Tatsache, dass ein Butler oder wie immer man das nannte sich um alles kümmerte, war ihm eher unangenehm.
Myke hatte das gespürt und sie hatten darüber geredet. Es war Myke nicht ganz leicht gefallen. Zu begreifen, dass das, was er als Annehmlichkeiten empfand, Greg eher unangenehm war. Aber schließlich hatte er es akzeptiert und so hatten sich sich seitdem immer bei Greg getroffen.
Und nun musste er zugeben, dass er Gregs Wohnung inzwischen mehr als zu Hause empfand, als sein eigenes luxuriöses Haus.
Er half Greg beim Aufräumen.
Als das Geschirr in der Spülmaschine war, fühlte er sich auf einmal herumgewirbelt und gegen den Küchenschrank gepresst.
Dann wurde er wild geküsst.
Er spürte das Verlangen seines Freundes und auch sein eigenes Verlangen wuchs, und es war klar: heute würde zum ersten Mal etwas mehr passieren.
Es fühlte sich genau richtig an.
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Fieber
FanfictionGreg hat einen seltsamen Fiebertraum gehabt. Oder war es gar kein Traum? Sherlock betätigt sich als guter Samariter. Ganz uneigennützig? Am Ende ist die Grippe an allem Schuld... und das ist gut so. (eine kleine Mystrade Geschichte, in der auch John...