panisch

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„Gregory, hilfst du mir ein bisschen? Ich müsste mal ins Badezimmer."

Myke versuchte, sich aufzusetzen. Er hustete wieder und als er mit dem Oberkörper hoch kam, wurde ihm schwindelig. Sein Kreislauf lag total am Boden.

Greg half ihm auf, er war wirklich wackelig auf den Beinen.

Greg brachte ihn ins Bad, und ging dann zurück in den Flur, blieb aber an der Tür stehen.

„Schließ nicht ab", sagte er.

„Mmh", kam von Myke.

Man hörte, dass er nicht richtig bei sich war.

Greg hörte das Rauschen der Toilettenspülung und wartete nun auf das Plätschern des Wasserhahns am Waschbecken. Aber statt dessen ertönte ein lautes Poltern.

Erschrocken riss er die Tür auf und sah Mycroft am Boden liegen.

„Scheiße, Myke!"

Er kniete sich neben ihn. Myke war ohnmächtig. Greg überprüfte Puls – der ging sehr schnell – und Atmung – vorhanden.

Was nun?

In dem Augenblick schellte es.

Gott Sei Dank, das musste John sein.

Greg sauste zur Tür.

Tatsächlich stand Dr. Watson davor.

„John, gut dass du da bist. Myke ist mir zusammengeklappt."

Greg packte John am Arm und zog ihn hinter sich her.

John untersuchte Mycroft kurz, dann nahm er sein Handy und rief eine Ambulanz.

Er schilderte kurz die erkennbaren Symptome sowie das, was ihm Greg dazu sagen konnte. Dann legte er auf.

„Greg", sagte er, „Du gehst nach unten und weist den Sanitätern den Weg. Ich bleibe bei Mycroft. Wir schaffen ihn ins Krankenhaus. Hat er Sachen hier bei dir? Damit du ihm was zusammenpacken kannst?"

„Nein", sagte Greg, der inzwischen bleich war wie eine Wand.

„Aber er hat gestern eine Tasche mitgebracht, da sind sicher ein paar Sachen drin, weil er ja hier übernachtet hat."

„Okay," sagte der Doktor, „jetzt lauf erst mal nach unten. Die Ambulanz müsste gleich hier sein."

Greg tat wie geheißen. Er war wirklich dankbar, dass John die Ruhe und den Überblick über die Situation bewahrte. Ein Arzt als bester Kumpel war schon eine gute Sache.

Während Greg unten wartete, hatte John Mycroft in die stabile Seitenlage verfrachtet und Sherlock angerufen. Er hatte ihm geschildert, was los war und hatte ihn gebeten, Anthea zu kontaktieren.

„Versuchs gar nicht erst, ich weiß genau, dass du mal Mycrofts Handy geklaut und ihm zurückgegeben hast, bevor er es merkte, und dass du dir unter anderem Antheas Nummer aufgeschrieben hast. Ruf sie an. Sie soll Mycrofts Wagen schicken. Ich und Greg kommen so schneller in die Klinik, als mit der Tube. Immerhin sind wir keine Verwandten und dürfen daher nicht im Ambulanzwagen mitfahren."

„Mach ich", sagte Sherlock, „aber holt mich dann bitte auch ab."

John musste trotz allem schmunzeln.

So sehr die beiden Brüder sich auch immer angifteten. Im Ernstfall waren sie füreinander da und konnten nicht mehr leugnen, dass ihnen aneinander lag.

Es dauerte nicht lange, und der Kranken wagen war da.

Man packte den immer noch bewusstlosen Mycroft auf eine Trage und brachte ihn nach unten, während John kurz Hinweise zu seinem Zustand gab; dann sauste das Auto davon.

Kurze Zeit später stand schon Mycrofts Limousine vor ihnen. Wieder war Greg dankbar, dass John da war und das organisiert hatte.

Sie stiegen ein und sammelten erst noch Sherlock ein.

Greg platzte zwar vor Ungeduld. Aber er konnte natürlich verstehen, das auch der Detektiv wissen wollte, wie es seinem Bruder ging, und so kam man nun mal am schnellsten voran.

Beim Krankenhaus angekommen, ging John voraus und kraft seiner ärztlichen Autorität waren sie kurze Zeit später im Wartebereich vor dem Untersuchungszimmer.

Während John Greg und Sherlock mit einem Kaffeebecher dort parkte, machte er sich daran, näheres zu erfahren.

Kurze Zeit kam er wieder und setzte sich zu den beiden.

„Also", sagte er.

„Mycroft hat eine Grippe, eine echte Virusgrippe. Und so wie es aussieht, plagt er sich schon ein paar Tage damit rum, aber statt sich ins Bett zu legen und sich auszukurieren hat er die Symptome mit Medikamenten unterdrückt und einfach weitergearbeitet. Bis sein Körper einfach nicht mehr konnte und zusammengeklappt ist."

„Phh", schnaubte Sherlock. „Das ist wieder typisch."

„Als er kam, war er sehr müde und erschöpft", sagte Greg leise. „Aber ich hab das auf eine besonders anstrengende Arbeitswoche geschoben."

John legte seine Hand aufmunternd auf Gregs Arm.

„Er bekommt jetzt einen fiebersenkenden und kreislaufstabilisierenden Tropf", erklärte John.

„John", sagte Greg mit zitternder Stimme. „An Grippe ... sterben Menschen."

„Ja", sagte John. „Aber Mycroft ist jetzt hier in den besten Händen. Er schafft das, Greg."

Greg plinkerte mit den Augen.

E spürte, wie sich Tränen bildeten.

E packte Johns Arm.

„Ich ... wir haben uns doch gerade erst gefunden. Ich will ihn nicht gleich wieder verlieren..."

Und er spürte, wie ihm eine Träne die Wange runter lief.

„Ich hab eine Scheiß Angst!"

In diesem Moment war es Sherlock, der sie alle überraschte.

Er drehte sich zu Gregory und zog ihn in eine Umarmung.

„Hör mal,Schwager", sagte er. „Mycroft ist stark. Der schafft das. Und wir müssen jetzt auch stark sein, und an ihn glauben. Einverstanden?"

„Ja", sagte Greg. „Danke."

Sherlock klopfte ihm auf den Rücken und löste die Umarmung wieder.

Sherlock horchte in sich hinein. Es fühlte sich gut an, die Sorge um den Bruder zuzulassen und er hatte das Gefühl, dass er und Greg sich nun näher standen. Das war gut. Ja, das gefiel ihm.

Eine Krankenschwester kam auf sie zu.

„Sie gehören zu Mr. Holmes? Sind Sie verwandt?"

„Ich bin sein Bruder", sagte Sherlock.

„Dann kommen Sie, ,sagte sie, „Sie dürfen ihren Bruder besuchen. Mehr als einen Besucher darf ich nicht zu ihm bringen, tut mir leid", sagte sie, an die anderen beiden gewandt.

Sherlock hatte sich erhoben, doch dann zögerte er einen Moment.

„Dann sollte DI Lestrade mit Ihnen gehen", sagte er. „Er ist Mr. Holmes' Lebensgefährte."

Wieder hatte er die anderen überrascht.

„Danke", sagte Greg und ging mit der Schwester.

John drehte sich zu Sherlock und lächelte ihn liebevoll an.

Sherlock schaute unsicher.

„Hab ... ich übertrieben ..?"

„Nein, Sherlock, du hast genau das richtige getan. Ich liebe dich."

Und dann küsste der Doktor seinen Liebsten zärtlich und ausgiebig, und es war doch gut, dass sie gerade in dem Wartebereich alleine waren.

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