herzlich

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Er holte tief Luft.

„Ich möchte dich bitten ... würdest du ... ich würde gerne ..."

Er hustete und platze dann heraus:

„Ach verdammt, Mycroft, wie bittet man jemanden so besonderes wie dich um ein Date?!"

Mycroft schluckte.

„Du ... du möchtest ein Date? Mit mir?!"

Gregory nickte.

„Ja. Also Mycroft, darf ich dich auf ein Date einladen? Oder mache ich mich hier vielleicht gerade komplett zum Affen ..."

Mycrofts Augen blitzten.

Er zögerte einen Moment, und schließlich antwortete er:

„Nein."

Greg senkte den Blick.

„Oh, Dann ... es tut mir Leid. Dann habe ich deine Fürsorge wohl komplett falsch ausgelegt. Es tut mir leid, am besten vergessen wir ..."

„Gregory!"

Er spürte, wie Mycrofts Hand sich ein wenig fester um seine schloss.

„Du hast mich falsch verstanden. Nein, heißt, nein – du machst dich nicht zum Affen. Ich würde sehr gerne ein Date mit dir haben."

Greg strahlte. Sein Herz klopfte.

Jetzt musste er über sich selber lachen.

„Ich führe mich auf wie ein Schuljunge", sagte er. Mycrofts Mundwinkel zuckten ebenfalls nach oben.

„Also", sagte Greg, „zum Ausgehen bin ich noch nicht fit genug. Aber ich hätte gerne, dass du morgen Abend wieder zu mir kommst, und dann werde ich für uns beide kochen. Ich kann ganz gut kochen. Ich würde mich freuen, das für dich zu tun."

Er sah Mycroft geradezu bittend an.

Der nickte und lächelte.

„Sehr gerne, Gregory. Ich freue mich darauf."

Greg fiel ein Stein vom Herzen.

Der nächste Tag war ein Samstag.

Greg zog sich nach dem Frühstück warm an und spazierte durch die klare, kalte Winterluft zum nahe gelegenen Wochenmarkt, um einzukaufen.

Er wollte Pasta zubereiten. Italienische Küche mochte schließlich jeder.

Er entschloss sich zu Spaghetti alla Puttanesca, ein Gericht, das schlicht genug in der Zubereitung war, dass er auch in der Aufregung nicht viel falsch machen und verderben konnte; dennoch raffiniert genug, um für ein Date zu taugen. Dazu einen einfachen Blattsalat und einen guten Wein; einen Espresso zum Abschluss, dachte er, den Espressokocher musste er noch suchen, aber der müsste irgendwo in den Tiefen des Küchenschrankes vergraben sein.

Während er also sorgfältig das Gemüse auswählte, am italienischen Feinkoststand weitere Zutaten erst verkostete und dann kaufte, ging er noch mal durch, was er alles brauchte. Pasta würde er in einer kleinen Osteria ganz in der Nähe besorgen, die wurde dort handgemacht und auch außer Haus verkauft. Und gerade bei eher einfachen Gerichten, wusste Greg, macht es die Hochwertigkeit der einzelnen Zutaten aus, dass am Ende etwas köstliches daraus entsteht.

Ja, er freute sich auf den Abend.

Es sollte etwas besonderes werden. Sein erstes offizielles Date mit Mycroft Holmes.

Zurück zu Hause begann er mit der Suche nach der Espressomaschine und fand sie. Gut.

Es war erst Mittag; er hatte noch Zeit. Und er merkte, dass er unruhig durch die Wohnung tigerte wie ein Kind, dass auf den Weihnachtsmann wartet. Die Uhr schien stillzustehen, die Zeit verging nicht.

Schließlich war es an der Zeit, mit den Vorbereitungen zu beginnen.

Als erstes bereitete er das Salatdressing zu und stellte es in den Kühlschrank.

Dann zerteilte er den Salat, wusch ihn, schleuderte ihn und gab ihn in eine entsprechende Schüssel.

Seine Hände arbeiteten sicher und zügig, und seine Gedanken waren bei seinem Besucher.

Er stellte sich vor, das Abendessen zuzubereiten für Mycroft, der von der Arbeit nach Hause kam ... nach Hause zu ihm, Greg ... die Vorstellung wärmte sein Herz. Er schüttelte, mal wieder, den Kopf über sich selbst.

Aber er konnte es nicht mehr bestreiten. Er wollte mehr von diesem Mann als eine lockere Freundschaft oder dergleichen.

Er wollte, dass sich aus dem Daten und Besuchen etwas entwickelte. Eine Partnerschaft. Ein gemeinsames Leben. Er merkte, dass er rot anlief.

Also weiter im Text. Tomaten schneiden.

Kapern und Sardellen hacken, ebenso Peperoni, Oliven und Basilikum.

Den Knoblauch zerdrücken.

Den Topf für die Pasta aufsetzen.

Und nun?

Während das Wasser zu sieden begann, beschloss er, mit dem Rest zu warten, bis Mycroft da wäre. Dann könnte er alles auf den Punkt zubereiten.

Pünktlich, wie verabredet, klingelte Mycroft an der Tür.

Greg öffnete.

„Komm rein, schön, dass du da bist."

„Ich freue mich auch, hier zu sein", sagte Mycroft und zu Gregs größter Überraschung beugte er sich vor und hauchte Greg einen zarten Kuss auf die Lippen.

Er zog sich gleich wieder zurück und sah Greg etwas unsicher an.

Mycroft Holmes, unsicher. Dass ich das noch erlebe, dachte Greg und schmunzelte.

„Oh, war... das zu schnell...?", fragte Mycroft und machte eine entschuldigende Geste mit der Hand.

„Nein", sagte Greg. „Es war nur überraschend. Aber schön."

Dann schmunzelte er.

„Du solltest es besser lassen, ich weiß nicht, ob ich noch ansteckend bin."

Mycroft schmunzelte ebenfalls.

„Mein lieber Gregory, wenn du mich dann pflegst, wäre es die Sache wert."

Nun mussten sie beide lachen. Es war ein frohes, befreiendes Lachen. Es tat ihnen beiden gut.

In der Küche setzte Mycroft sich an den Tisch und sah Gregory beim arbeiten zu.

Die flinken, geschickten und sicheren Handgriffe des anderen faszinierten ihn. Man sah, dass Greg wusste, was er tat, und da Mycroft vom Kochen so gar nichts verstand, war das für ihn ein interessantes Schauspiel.

Schließlich reinigte Greg den Tisch, stellte Besteck, Teller und Weingläser zurecht sowie den Parmesankäse mit der kleinen Reibe.

Dann stellte er die Salatschüssel vor Mycroft und bat ihn, das Dressing darüber zugeben und das ganze durchzumengen.

Mycroft krempelte seine Hemdsärmel hoch und machte sich ans Werk.

Es machte ihm Spaß, und er war fertig, als Greg die Schüssel mit der mit Soße vermengten Pasta ebenfalls auf den Tisch stellte und frohgemut sagte:

„Buon apetito, Signore Holmes."

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