kränklich

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Gregory erwachte, und er wusste nicht gleicht, wodurch. Draußen war es noch stockfinster, und der Wecker hatte auch nicht geklingelt, immerhin war Samstag und er hatte frei.

Da hörte er neben sich ein Schnaufen und Röcheln. Gleich darauf ein Husten.

Seine Hand tastete nach der Nachttischlampe. Als das dezente Licht das Schlafzimmer etwas erhellte, sah er, dass Mycroft sich in keinem guten Zustand befand.

Er war schweißüberströmt. Sein Haar klebte an seiner Haut. Seine Nase schien verstopft, jedenfalls schniefte er so, als ob er keine Luft bekäme.

„Herr je", sagte Greg erschrocken und fasste vorsichtig die Stirn seines Freundes an.

„Himmel, Myke, du glühst ja regelrecht."

Myke neben ihm bekam davon nichts mit. Aber er zitterte.

Gregory schwang die Beine aus dem Bett.

Er ging in die Küche und holte eine Flasche Wasser. Er schaute, ob von den Tabletten noch welche da waren, die John ihm vor einigen Wochen verordnet hatte. Nein, die Packung hatte er leer gemacht. Nun, vielleicht war es eh besser, nicht selbständig rumzudoktern.

Lutschtabletten für den Hals waren noch da, Erkältungssalbe und Tee.

Er holte eine Wolldecke aus dem Wohnzimmer und brachte das Wasser sowie die Decke zu Myke. Der schlief immer noch, allerdings wälzte er sich unruhig hin und her und hustete und nieste im Schlaf.

Greg begann, sich zu sorgen. Das sah nicht gut aus. Myke fühlte sich heiß an und schien gleichzeitig zu frieren.

Er legte die Wolldecke über ihn und stellte das Wasser auf den Nachttisch. Dann ging er zurück und bereitete eine Thermoskanne Kräutertee zu. Gab etwas Honig hinein und ging zurück ins Schlafzimmer. Wie spät war es? Fünf Uhr dreißig.

Greg stellte seinen Wecker auf 8 Uhr, dann wollte er John anrufen. Acht Uhr war eine christliche Zeit, und der Doktor würde sicher schon wach sein, oder zumindest ansprechbar.

Er versuchte noch einmal zu schlafen. Aber es ging nicht. Zu sehr sorgte er sich um den offensichtlich kranken Mann an seiner Seite. Vor ein paar Wochen hatte der sich so liebevoll um ihn, Greg, gekümmert. Greg schmunzelte. Wäre seine Erkältung nicht gewesen, wären sie wohl noch immer nicht zusammengekommen.

Na ja, und nun hatte es ihn wohl selber erwischt.

Nun, dann konnte er ihm jetzt all die liebevolle Fürsorge zurückgeben.

Er dämmerte ein bisschen vor sich hin.

Als er das nächste Mal auf die Uhr schaute, war es viertel nach sieben.

Ach was solls, dachte er, John wird mir nicht den Kopf abreißen. Er nahm sein Handy und wählte die Nummer des Doktors.

Es läutete.

„Watson", kam die verschlafene Stimme seines guten Freundes aus dem Telefon.

„Hallo John. Entschuldige, habe ich dich geweckt?"

„Nein, Greg. Sherlock hat mich schon vor einer guten Stunde aus den Bett geschmissen, weil er ... ach du willst es gar nicht wissen."

Greg grinste. Nein, das wollte er vermutlich wirklich nicht.

„Greg, was kann ich für dich tun ... Sherlock! Nein! Lass das! Gib mir mein Handy wieder! Na warte ..."

„Hi Graham!", hörte Greg nun Sherlocks Stimme aus dem Handy. „Haben Sie inzwischen endlich mit meinem Bruder geschlafen?"

„Sherlock!"

Greg hörte Geräusche wie von einer kleinen Rangelei.

Schließlich war wieder John am Telefon.

„Tut mir Leid Greg. Sherlock hat mir einfach mein Handy entrissen. Aber das wird der Bursche noch bereuen."

Ein Kichern im Hintergrund.

Ein „Na, das hoffe ich doch, Doktorchen..."

„Sherlock!", schimpfte John, aber es klang nicht wirklich böse.

Greg grinste. Diese beiden.

„Also Greg, warum rufst du ich um diese Tageszeit an? Ist etwas passiert?"

„Na ja", sagte Greg etwas verlegen, obwohl John und Sherlock doch nun wirklich Bescheid wussten, dass er und Myke ...

„Mycroft ist bei mir. Und wie es aussieht hat es ihn jetzt erwischt. Er ist total verschwitzt, hustet und niest und vor allem scheint er recht hohes Fieber zu haben. Kannst du bitte nach ihm sehen?"

John war sofort im Arztmodus.

„Wenn er schläft, lass ihn schlafen. Falls er erwacht, sorge dafür, dass er genug trinkt. Halte ihn warm, aber nicht zu warm. Ich muss mich noch duschen und anziehen. Ich bin in einer Stunde bei euch."

„Danke, John."

Greg schaute nach Mycroft. Der schlief immer noch.

Warm aber nicht zu warm, hatte John gesagt. Also nahm er die zweite Decke wieder weg.

In dem Moment erwachte Mycroft. Seine Lider flatterten, dann sah er Greg aus glasigen Augen an.

„Gregory", krächzte er.

„Schhhh...", machte Greg.

„Wie es aussieht, Myke, bist du jetzt liebeskrank." Er grinste.

Mycroft versuchte, zurück zu grinsen. Es endetet in einem Hustenanfall.

Greg stützte ihn, bis er wieder einigermaßen atmen konnte.

„Durst", stöhnte Myke.

Greg nickte.

Er goss ein Glas Wasser ein. Er half Mycroft, sich aufzusetzen und hielt es ihm hin. Der trank ein paar Züge.

„Danke."

„John kommt gleich", sagte Gregory.

„Er wird nach dir sehen, und wenn er dir etwas verschreibt, werde ich es aus der Apotheke für dich holen."

Mycroft schüttelte den Kopf.

„Das kann mein Fahrer mitbringen", krächzte er.

„Dein Fahrer?"

Greg verstand nicht.

„Wenn ... er mich abholt ... gib mir mein Handy bitte, damit ..."

Jetzt verstand Greg.

„Das kommt gar nicht in Frage. Du wirst nicht in diesem Zustand durch halb London gurken. Solange es dir so schlecht geht, bleibst du bei mir. Dann kann ich mich um dich kümmern. Hast du verstanden?"

Mycroft sah ihn mit einem warmen Blick an.

„Das tust du für mich?"

„Na sicher. Wenn ich dir sage, dass ich dich liebe, dann meine ich dabei nicht nur den Sonnenschein. Dann gehört auch das dazu. Außerdem würde ich nicht eine ruhige Minute haben. Ich sorge mich um dich, wenn es dir nicht gut geht, weißt du?"

Mycroft ließ sich wieder zurück ins Kissen sinken.

„Danke", krächzte er.

Ja, Gregory war ein Glückstreffer.

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