Ende oder Anfang-Teil 1

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V

Wir hatten großes Glück und konnten noch rechtzeitig fliehen. Ich wollte gemeinsam weg von dieser Schule und Ela beschützen. Was hatte sie mit ihr angestellt, das sie einen Menschen tötete und mehrere Jugendliche als Geisel nahm.

Aber egal, wir saßen schon in ihren Wagen, bevor die Polizei eintraf. Doch diese würde uns bald suchen, finden und verfolgen.

Die Furcht bei uns war da, wir könnten noch erwischt werden und wir beide würde im Gefängnis landen. So eine Flucht fand ich eher äußerst aufregend, von so etwas konnte ich nicht genug bekommen. Nur die Erfahrung im Gefängnis brauchte ich nicht. Eigentlich hatte ich oft genug die Möglichkeit gehabt, zu verschwinden und aufzuhören. Doch ich hatte Ela gesucht und nun endlich gefunden. Jetzt wollte ich auch bei ihr bleiben und sie beschützen. Mit ihr fühlte ich mich frei, es wahr fast so, als könnten wir tun und lassen, was wir wollten.

Zuerst fuhr Ela ziellos durch die Gegend. Ich versuchte dabei so etwas wie einen Fluchtplan zu entwickeln. Zu meiner kleinen Unterkunft konnten wir nicht. Denn da würde die Polizei zuerst suchen. Ela erzählte mir das sie alles Verloren hatten hier an diesem Ort. Ihr Ansehen, ihren Mann und ihr Haus. Alles nur wegen diesen Vorfällen an der Schule. Sie war weggezogen und nun nur wieder hier um Rache zu üben. Dafür hatte sie sich außerhalb der Ortschaft ein Geheimversteck ausgesucht. Ich machte also den Vorschlag, dort erstmal abzutauchen und unterzukommen für einige Zeit.

Es war eine abgekommenes Haus irgendwo im Nirgendwo. Dort war es warm und es hatte eine Dusche, also konnte ich mich nicht beschweren.

Ela war für mich zur Zeit ein großes Mysterium ist, weil sie so widersprüchliche Charaktereigenschaften zeigte. Es konnte nur mit ihren Erlebnissen an dieser Schule zusammen hängen.

In einem Moment konnte sie lustig drauf sein, im nächsten gleich wieder ernst. Alles zwischen total aufbrausend und wieder kontrolliert hatte ich jetzt schon in der kurzen Zeit unseres Wiedersehens von ihr erlebt.

Langsam kamen wir zur Ruhe und machten es so weit das ging gemütlich an diesem Ort. Wie lange dieser Zustand anhalten würde wussten wir nicht.

Ich kochte mir in der bescheiden eingerichteten Küche einen Tee für uns und ging vorsichtig, in das große Zimmer mit dem großen Bett, wo es sich Ela schon gemütlich gemacht hatte. Als sie mich kommen hörte, sah sie auf und auf ihren Lippen breitet sich ein Lächeln aus. Ihr Haar hatte wieder die Farbe die ich kannte und fiel ihr locker über die Schultern und ließ sie noch hübscher als sowieso schon wirken. In der Schule trug sie zu ihren Schutz eine Perücke mit einer anderen Haarfarbe. Wir beiden hatten uns im Bad etwas frisch gemacht und versuchten uns nun auf dem Bett zu entspannen. Mein Herz fing an zu pochen, drohte mir regelrecht aus der Brust herausspringen.

Sie sah genauso aus wie in meinen Träumen. Den Träumen, die ich zuletzt überall auf der Welt von Ela hatte. Natürlich war es schwer, nicht von so etwas schönen zu träumen, erst recht, wo ich mich doch so zu ihr hingezogen fühle. Ela wusste davon. Als ich damals ging, hatte ich ihr von meinen Gefühlen erzählt. Doch ich konnte es schwer einschätzen und wusste nicht, wie sie jetzt reagieren würde und ob sie sich daran noch erinnerte.

Ich legte mich zu Ela und wir erzählen uns von den letzten Jahren, was wir alles so Erlebt hatten. Alle guten und alle schlechten Geschichten. Es war fast so wie früher bei unseren wilden Mädelpartys die wir machten.

Als wenn sie wie so oft meine Gedanken gelesen hatte, meint sie grinsend, >>Weist du, schön das du da bist<<, sagte sie.

Doch ich grinste bloß belustigt in ihre braunen Augen, die regelrecht strahlen.

>>Ja, da hast du Recht mit dir ist es eindeutig cooler. Ich habe schon viel erlebt, aber eine Flucht alleine, ohne passenden Partner – das ist eher langweilig<<, sagte ich zu ihr.

Ohne es zu wollen färben sich meine Wangen rot bei dem Wort >>Partner<<.
Dankend nahm sie mir den Tee ab und schleckt, wie früher, zuerst den Löffel ab. Ich lächle bei diesem Anblick, kuschelte mich in die  Decke neben Ela. Ich nahm auch einen kleinen Schluck heißen Tee. Mein Herz macht bei einem Kompliment von ihr einen weiteren Hüpfer und meine Wangen nahmen schon wieder diesen rötlichen Ton an. Dann stellten wir unsere Tasse bei Seite und unterhielten uns weiter.

>>Sag mal, vermisst du deine Familie gar nicht?<<, fragt sie mich aus heiterem Himmel und warf mich somit leicht aus der Bahn.

Ich zucke mit den Schultern. >>Nicht wirklich. Nur meinen kleinen Bruder Rick liebe ich noch sehr. Aber das weist du ja<<, sagte ich ihr und lächelte sie an.

>>Ja, der kleine Rick war schon eine manchmal eine totale Nervensäge. Aber er wollte immer bei seiner großen Schwester sein<<, sagte Ela. Wir mussten beide dabei lachen. >>Aber wenn er wollte, konnte er richtig lieb und niedlich sein. Er war in dich heimlich verliebt<<, ergänzte ich dabei.

Ela lächelte mich an, >>Da war er wohl nicht der einzige<<, sagte sie nebenbei.

Sie grinste mich an und ihre Augen funkelten auf eine unheimliche Art.
Ich fragte gar nicht weiter nach, denn ich kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie nichts mehr erwidern würde. Ich starrte sie an und seufzte innerlich. Auf der Flucht zu sein ist zwar aufregend, doch ein Ende wäre auch schön.

>>Sag wie soll es weitergehen, wie wollen wir die Sache hier beenden?<<, fragte ich sie.

>> Ich weiß es noch nicht<<, erklärte sie und wendete ihren Blick von mir weg und beäugte sich stattdessen, offenbar in einer Traumwelt versunken und nippte wieder an ihren Tee. >>Früher hatte ich mir immer gewünscht mit dir, irgendwann nach Italien durchzubrennen. Magst du Italien?<<, fragte Ela mich.

Ich nicke etwas zögerlich. >>Ich könnte mir vorstellen, dass es dort sehr schön ist. Bestimmt wäre es interessant, dort zu leben. An wo genau hattest du gedacht?<<, fragte ich sie.
>>An Rom natürlich! Glaube mir, wenn du erst mal dort bist, willst du nie mehr zurück!<<, sagte sie. Ich lachte leise und wollte gerade etwas darauf erwidern, als ich Geräusche an der Haustüre hörte.

Ela runzelte die Stirn, stellte ihre Tasse Tee wieder ab und begab sich leise auf Zehenspitzen hinunter. Ich folgte ihr auch zur Eingangstür. Vorsichtig lugte sie durchs Guckloch. Als sie ihren Kopf zu mir wirbelt, konnte ich Panik aus ihrem Gesichtsausdruck herauslesen. Sie kam leise zu mir herübergeeilt und flüstert aufgebracht,>> Ein Polizist seht vor der Tür.<<

Wir schlichen wieder in eine der oberen Etagen und ich schaute unauffällig aus dem Fenster. Ein normaler Wagen und ein Polizeiwagen standen vor der Tür.

Hastig schnappten wir uns ein paar Sachen und zogen uns an. Ich nahm eine kleine Tasche und den Autoschlüssel. Elas Herz raste vor Angst, doch ich versuche mich so ruhig wie möglich zu verhalten. Panik würde uns jetzt nicht weiterhelfen.
Ich rannte ins Bad und Sie folgte mir kommentarlos. Ich hatte mich schon beim frisch machen, nachdem wir ankamen umgeschaut und wie fast immer und überall eine Lösung zur Flucht parat.

Ich stellte mich auf die Klobrille und öffnet das kleine Fenster oberhalb. Elas Gesichtszüge entgleisten.

>>Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Wir befinden uns recht weit ob<<, sagte sie zu mir.
>>Doch, ist es<<, sagte ich ungerührt. Ich sprang wieder runter und macht eine Räuberleiter. Ich starrte sie auffordernd an. >>Los, du zuerst<<, sagte ich zu ihr.

>>Nein, da passe ich sowieso nicht durch und selbst wenn, ich will nicht hier herunterstürzen!<<, protestiere sie und wich ein paar Schritte zurück.

>>Mensch Ela, wir befinden uns in einer Notlage, denke an Rom und mache jetzt gefälligst, was ich dir sage<<, erklärte ich ihr in einem für sie ungewohnten harschen Tonfall.

Ela schaute mich schockiert an und leistete mir unwillkürlich Folge. Sie stieg hoch und quetsche sich langsam aus dem Fenster. Dieses Fenster war von unten, außerhalb des Hauses nicht einsehbar. Ich folgte ihr und konnte nicht vermeiden, nach unten zu schauen. Meine Hände zitterten, mir wurde leicht schwindelig. Mit klopfendem Herzen stand ich langsam auf, darauf bedacht, mich gut an der Wand zu halten und presse ängstlich meinen Rücken dagegen.

Auch Ela zitterte vor Angst. Ich versuchte ganz locker und gelassen zu wirken. Ela sollte sich nicht Fürchten.

>>Mir nach<<, rief ich ihr zu. Am Ende des Ansatzes angekommen, streckte ich die Arme aus und griff nach dem Rohr. Ich klammerte mich wie ein Affe daran fest und begann vorsichtig daran herunterzurutschen.

Mein Blick wandert nach oben zu Ela, diese schüttelte den Kopf und sagte,
>>Ich kann das nicht!<<

Ich hörte Stimmen die sich uns näherten. Ganz langsam griff Ela nach dem Rohr, atme tief ein und lies ihre Beine sich sofort um das Rohr wickeln. Sie zitterte am ganzen Körper und hatte ihre Augen zugekniffen. Sie begann langsam zu rutschen. Die Stimmen die ich hörte waren jetzt gleich bei uns vor Ort. Sie würden uns gleich festnehmen und in ins Gefängnis stecken. Ich konnte langsam nicht mehr, ich hoffte das Ela bald unten ankommt. Mein Herz schlug mir bis zum Hals.


>>Gut gemacht! Los, beeil dich, wir müssen schnell zum Wagen<<, hetzte ich Ela als sie gerade mal mit ihren Füßen den Boden erreichte. Wir rannten los zum Wagen, wir hatten keine Wahl, obwohl wir eine Pause ganz dringend nötig hatten. Doch die Polizei hatte die Spur aufgenommen und uns verfolgt.


Danke fürs Lesen und Voten


V-Agentin mit HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt