Hope I 22 I

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«Himmel nochmal!», nur langsam nehmen seine geröteten Wangen wieder ihre Ursprungsfarbe an, «War das jetzt die Rache dafür, dass ich dich geschlagen habe?» Träge grinse ich ihn an, wobei ich allerdings ein Gähnen kaum unterdrücken kann. «Eigentlich nicht. Aber danke, dass du mich daran erinnerst. Ich hätte es wahrscheinlich vergessen...»

«Was hättest du vergessen.» Ruckartig setze ich mich auf, die Augen weit geöffnet. James hat sich uns unbemerkt genähert und steht breit grinsend hinter Ace. Stöhnend lasse ich mich wieder zurücksinken, der Adrenalinschub verfliegt bereits wieder. «Ach weißt du....», Ace dreht sich nicht zu ihm um, spricht aber dennoch weiter, «Nichts weiter.... Wir hatten zwar bedauerlicher Weise ein klitzekleines Problem, welches ich auf gewalttätige Art und Weise beseitigen musste, aber sei unbesorgt, denn der einzige, der sich von nun an hüten sollte, bin ich...» Ein Lächeln zuckt um seine Mundwinkel, obwohl er James' verwirrten Gesichtsausdruck nicht einmal sehen kann.

Sei nicht so beschränkt. Ich kann ihn sehr gut sehen.

Ups. Ich vergaß. Seltsamer Weise vergesse ich im Moment doch sehr viel. Zu viel, um genau zu sein.

Vielleicht bist du ja wirklich schwanger? Werdende Mütter sind schließlich dafür bekannt, im Hormonrausch zu leben und darüber hinaus kaum noch etwas wahrzunehmen...

Entgeistert schaue ich ihm in die Augen... und bemerke meinen Fehler. «Du lernst dazu. Glückwunsch. Scheinbar muss ich mich ab sofort mehr anstrengen.» «Äh... Könntet ihr das bitte sein lassen. Ich fühle mich, als würde ich einen wesentlichen Part dieses Gespräches überhaupt nicht mitbekommen. Und das ist gar nicht toll.» Mit verschränkten Armen mustert James uns und schmollt vor sich hin. Zugegeben, der Anblick ist mehr als nur knuffig, aber ich habe trotzdem keinen Nerv dafür. «Ich bin dafür, wir beenden dieses Gespräch komplett und ihr lasst mich einfach nur schlafen. Diese ganze 'Baby-ich-nehme-deine-Gedanken-schon-war-bevor-du-sie-überhaupt-denkst'-Sache ist anstrengender, als man wahrscheinlich glaubt.» «Also gut. James, würdest du uns zu eurem Zimmer begleiten? Mein Orientierungssinn ist immer noch miserabel.» «Na dann, gnade uns Gott, sollten wir uns mal zusammen in einer fremden Stadt aufhalten...»

«Schluss jetzt. Darüber könnt ihr euch Gedanken machen, wenn es dann so weit ist. Hope, du gehörst wirklich ins Bett.», er bleibt vor einer dunkelbraunen, massiv wirkenden Tür stehen. Komisch, ich habe überhaupt nicht bemerkt, dass wir uns in Bewegung gesetzt haben... Er drückt gegen das Holz und eröffnet uns so den Blick auf einen riesigen, sonnendurchfluteten Raum. Direkt vor einer Fensterwand, die eine komplette Seite des Raumes einnimmt, thront ein wuchtiger Schreibtisch und eine mindestens ebenso riesige Couch, auf welcher sicher mehr als vier Personen Platz nehmen können. Der komplette hintere Bereich wird von vier aneinandergeschobenen Betten eingenommen, was insgesamt eher wirkt, als wäre man im Freizeitraum eines Kindergartens gelandet. Aber gemütlich sieht es schon aus. Verdammt gemütlich sogar. Himmel, ich bin so müde...

«Hey», sanft stupst Ace mich an, «Soll ich bei dir bleiben? Oder möchtest du lieber alleine sein?» «Hmpf?», ich lasse meinen Kopf, der sich unglaublich schwer anfühlt, einfach gegen seine Schulter fallen und schließe meine Augen noch fester. Die Erschöpfung macht sich in mir breit wie flüssiger Teer und ich drifte immer weiter in mein ganz persönliches Traumland ab. Doch, bevor ich endgültig weg bin, höre ich noch Ace' fragende Stimme und dann die Antwort von Jj, begleitet von einem leisen Lachen: «Alter, sie hat dich eben 'Baby' genannt und klammert sich gerade an dir fest, als wärst du die letzte Möglichkeit, zu überleben. Natürlich will sie, dass du bleibst.»

Weise Worte, James, weise Worte...

«Hope...», ich versuche mit allen möglichen Mitteln, den Traum, der mich gerade eben noch mit tiefster Zufriedenheit erfüllt hat, festzuhalten, doch er entreißt sich meinem Bewusstsein und ich drehe mich murrend um. Dabei war es doch gerade am schönsten...

«Wenn du mich nackt sehen willst, brauchst du nur zu fragen.» Geschockt reiße ich meine Augen auf, nehme für einen winzigen Augenblick Ace' Gesicht war, welches sich direkt über mir befindet, doch dann ist es schon zu spät. Ich stemme mich mit aller Kraft und einer ordentlichen Portion Schwung nach oben und meine Stirn knallt mit einem satten Knall gegen die Nase meines Gegenüber. Verdammte Scheiße.

Entgeistert sieht Ace mich an, seine Hand wandert wie in Zeitlupe zu seiner Nase, die in einem ungewöhnlich schiefen Winkel mitten in seinem Gesicht sitzt. Und dann geht alles ganz schnell. Er springt so hastig auf, dass man fast hätte meinen können, ich hätte ihm eine Wunderkerze in den Hintern gesteckt, und vollführt dann einen äußerst... außergewöhnlichen Tanz quer durch das gesamte Zimmer. Während ich reglos, unfähig, auch nur einen Finger zu bewegen, inmitten der zusammengeknüllten Laken sitze und das Ganze beobachte, fällt mir außerdem auf, dass wir Besuch bekommen haben. Meine drei Mitbewohner sitzen auf der Couch, zwischen ihnen eine große Schüssel gefüllt mit Popcorn und sie starren uns mit großen Augen sowie weit geöffneten Mündern an.

«Verdammt verkackte Oberaffen-, Himmel und Hölle bewegende Riesenscheiße!», nur langsam wird das Geschützfeuer an Flüchen, welche Ace mit sehr überzeugendem Tonfall und Gesichtsausruck hervorstößt, weniger. Irgendwann bleibt er dann aber doch stehen, mit geschlossenen Augen und zitternden Beinen. In diesem Moment wünsche ich mir, dass ich niemals in den Genuss einer gebrochenen Nase kommen werde. Ich wünsche mir zur Zeit eigentlich nichts mehr als das.

«Äh... Ace?», in äußerste Alarmbereitschaft versetzt, bewegt sich Dávid auf seinen Bruder zu, hebt beschwichtigend die Hände und scheint offensichtlich nicht wirklich zu wissen, was zur Hölle er tun soll.

Sag ihm, er soll gehen. Sie alle sollen gehen.

Seine Stimme dröhnt durch meinen Kopf und ich zucke erschrocken zusammen. Doch die unterschwellige Warnung, die in den Worten mitschwingt, ist so deutlich, dass ich keine Sekunde zögere und sofort aufspringe, die anderen drei irgendwie packe und sie dann aus dem Raum ziehe. Ich will gerade die Tür hinter uns allen schließen, da dreht sich Ace in meine Richtung. Ich brauche seine Gedanken nicht einmal zu hören, allein sein Blick verrät mir, was er mir sagen möchte.

Bleib.

Hallihallo, irgendwie habe ich das Gefühl, dass meine Kapitel immer chaotischer werden. Gar nicht gut.

Und ich habe ein neues Cover. Von der lieben @xxHimmelstochterxx .
Ich liebe sie dafür^^

Hope II SeelenhüterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt