Kapitel 6.

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Seokjin

Ich setzte mich zurück an meinem Schreibtisch und nahm den Hörer meines Telefons in die Hand.
Kurz rief ich auf der Station an, wo Hoseok gerade am Arbeiten war.
Nachdem es auf der anderen Leitung zwei, drei mal geläutet hat, wurde auch endlich abgehoben.
Eine mir vertraute Stimme erklang schließlich durch den Hörer.
Ich musste diesen jedoch etwas von meinem Ohr weghalten, um nicht gleich einen Gehörsturz zu bekommen.
"MAN! WELCHER IDIOT MELDET SICH? ICH HABE GERADE MITTAGSPAUSE!" schrie Hoseok in den Hörer und ich musste augenblicklich schmunzeln.
"Um genau zu sein, hast du die erst in fünf Minuten," gab ich ruhig zurück und mit einem mal war es still am anderen Ende.

Gerade wollte Hoseok ansetzen etwas zu erwidern, als ich ihn jedoch unterbrach.
"Alles gut! Nutz einfach die fünf Minuten deiner Arbeitszeit noch sinnvoll, indem du mit zwei anderen Pflegern Kim Namjoon abholst." Kurz darauf ertönte ein genervtes stöhnen. "Wird erledigt," und somit wurde die Leitung unterbrochen.

Ich legte den Hörer wieder zurück auf seine Station.
Anschließend fuhr ich mit meinem Finger den Terminplan entlang, der sich an der Wand befand und stoppte schließlich bei dem Namen Jeon Jungkook.

                                    ***

Ich betrat das kleine Zimmer, indem sich Jungkook aufhielt.
Er war schon seit zwei Jahren einer meiner Patienten und sein Zustand verbesserte sich von Tag zu Tag.
Unser Verhältnis zueinander war anders als bei den üblichen Patienten, es war etwas besonderes.
Auf seine eigene Art und Weise.

Ich sah den Jüngeren auf einen Stuhl, am Tisch sitzen.
Er war gerade damit beschäftigt etwas zu schreiben und bemerkte gar nicht, wie ich mich ihm langsam näherte.
"Hey Kookie!" sagte ich ruhig und ließ mich auf einen der anderen Stühle fallen.
Jungkook jedoch sprang schon fast vor Schreck auf und brauchte seine Zeit um sich zu beruhigen.
"Jin! Hyung! Du hast mich total erschrocken!" Schmollte er und verschränkte dabei seine Arme vor der Brust.

Ich stupste ihn leicht mit meinem Finger in die Wange, woraufhin er mich sofort wieder anlächelte.
"Tut mir leid Kookie, das wollte ich nicht. Was schreibst du da eigentlich?" ich zeigte auf das Blatt Papier, das vor ihm lag und auf seinen Wangen bildete sich ein leichter rosa Schimmer.
"Das ist für Taehyung," nuschelte er fast so leise, das ich es kaum verstand.
Dennoch tat ich es und gab ein genervten Seufzer von mir.
"Jungkook, hatten wir das nicht schonmal? Du weißt genau das du mit diesem Jungen nicht in Kontakt treten darfst!" ich musste meine Stimme wohl unbemerkt etwas erhoben haben, da sich Jungkook auf seinem Stuhl immer kleiner machte.
"Es tut mir leid Kookie, aber vergiss nicht, warum und vor allem wegen wem du hier gelandet bist," Ich gucke ihn entschuldigend an, doch ich wusste genau, dass er davon nichts mehr hören wollte.
"Menschen können sich ändern, das hast du auch immer gesagt!" ich sah wie sich in Jungkooks Augen kleine Tränen bildeten, weshalb ich ihn etwas umständlich in meine Arme zog.

Ich würde es ihm jetzt gerne wieder sagen können.
Doch warum sah er es nicht ein, das Taehyung durch und durch ein schlechter Mensch war?
Er hatte ihn verprügelt, jeden Tag, da er sich als schwul geoutet hat.
Er hatte ihn schamlos ausgenutzt...
Dann hat er angefangen, seinen noch so jungen, zarten Körper so zu verunstalten...
Seine Depressionen wurden immer schlimmer und schließlich ist er wegen ihm hier gelandet und doch ...
Doch liebt er diesen Jungen immer noch so sehr?
Nach zwei Jahren?

Wüsste ich wie sich liebe anfühlt, könnte ich es vielleicht ein bisschen nachvollziehen.
Doch das tat ich nicht.

Crazy in love|NamJin| PAUSIERT Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt