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Wie viel einfacher sollte es denn noch werden? Der Ehemann. Dermaßen viele Männer kamen dafür nicht infrage, wenn man all das besagte berücksichtigte, was bis dato über ihn gefallen war. Kein unbekanntes Gesicht; nicht gerade für seine zurückhaltende Art bekannt und das Einkommen, nicht wirklich niedrig. Besonders viele Menschen in New York kamen in diesem Fall nicht infrage, oder? Ein Punkt, der ziemlich ausschlaggebend und die gesamte Sache einmal mehr eingrenzte, war die Tatsache, dass Tony und er sich kannten. Kennen, wie sich die Leute aus der New Yorker Oberschicht nun mal kennen. Flüchtige Bekannte.

"Tony hätte euch keinen besseren Tipp geben können", provozierend begann Jyn mit ihrem Ringfinger zu wackeln, betrachtete den Ringlosen Finger und musste dadurch unbewusst, schwach zu lächeln beginnen, "Viele Menschen seines Gleichen halten sich für Götter, und wenn dies stimmen würde, wäre er Gott. Er wäre DER Gott unter den Göttern. Einige.... Sehr viele von ihnen besitzen tatsächlich einen Götterkomplex."

"Genauso bescheiden, wie es unser Freund hier immer ist", merkte Rhodes an und schlug Tony mit dem Handrücken gegen die Schulter, wodurch dieser erst wieder zu sich kam, "Warum sind diese Menschen bloß immer so bescheiden? Vielleicht, könntest du mir darauf eine Antwort geben Tony, da ihr beide euch nicht unähnlich seid."

"Ein derartiges Wort oder eines, mit einer ähnlichen Bedeutung, gibt es in deren beider Sprachgebrauch nicht. Im Wortschatz ganz zu schweigen. Bei ihm nicht und Tony sowieso wenig. Machen wir uns nichts vor, beide sind sich ziemlich ähnlich", beantwortete Jyn Rhodes Frage zuvorkommend, obwohl es keine wirkliche Frage war, sondern nur rein rhetorisch, „Nimm es nicht persönlich, eher als Kompliment. Geliebt und gehasst zur selben Zeit. Wer kann das schon von sich behaupten?"

Wenn man es genau nehmen wollte, verlief dieses Gespräch wie ein reiner Insider Witz ab, den nur Tony, Rhodes und Jyn verstanden. Wilson und Vision hielten sich aus dieser Unterhaltung komplett heraus. Das Experiment war zur großen Freude seit einer gewissen Zeit weg. Jemand wie Wilson hätte es am ehesten wissen oder zumindest erahnen können und was Lang anging, dieser wusste es. Der gute Victor war es schon mal nicht, auch wenn der Doctor ins Profil passen würde. Aber Victor war wieder eine andere Geschichte, die nicht hierhin gehörte.

Zu aller Verwunderung schwebte Vision mit dem Unterkörper durch die Tischplatte auf Jyn zu und legte seine rechte Hand auf ihre Schläfe, worauf sich ein kompletter Film in ihrem Kopf und vor ihrem geistigen Auge abspielte. Ein Film, der gut die letzten fünfzehn Jahre ihres Lebens beinhaltete. Und ganz ehrlich. Möchte ein Mensch noch mal die letzten fünfzehn Jahre sehen? Eher nicht. Als Vision die Hand wegnahm, sah sie ihn blinzelnd an und zog krampfhaft am Schlucken die Mundwinkel herunter. Stumm nickte er ihr zu, weil er in gewisser Weise verstand oder zumindest nachvollziehen konnte, warum Jyn so reagiert hatte, wie sie reagierte und es letztendliche ihre Entscheidung war, was sie von all dem Preis gab und was (nun mal) nicht. Zudem kam hinzu, dass vieles davon nicht zu erzählen war, weil es nicht hierhin gehörte oder einfach niemanden etwas anging, da es privat war. Privat.

"Doctor Stephen Strange", beendete Lang nach langen drum herum Reden und nicht auf den Punkt kommen endlich die ganze Farce womit er Rhodes, Tony und Jyn aus ihrer alleinigen Unterhaltung riss, "Ihr Ehemann ist Doctor Stephen Strange."

"Der Doctor Stephen Strange? Der Arzt Strange? Wieso ist das jetzt keine Überraschung mehr?", noch mehr vor Spott und Ironie konnte Wilson Stimme nicht triefen, weshalb Jyn nur mit den Augen rollen musste und den ehemaligen Soldaten mitleidig ansah, "Da haben Sie einfach mal reich geheiratet und gleichzeitig einen der erfolgreichsten Chirurgen des Landes. Besser kann es für jemanden wie Sie gar nicht laufen."

"Jemanden wie mich? Was sind Sie dann Wilson? Ich habe einst einen Assistenzarzt geheiratet", korrigierte Jyn Wilson mit demselben unbewussten Lächeln auf den Lippen, wie vorhin als sie ihren Finger betrachtete, und machte sich auf zum Gehen, da es endlich Zeit dafür wurde, gerade weil jetzt alles geklärt war, "Zu dieser Zeit stand er ganz am Anfang seiner Karriere. Außerdem ist er der Beste des Landes und in seinem Fach der Beste dieser Welt. Einen besseren Neurochirurgen findet man nicht, da es keinen Besseren gibt. Gab. Seid seinem Unfall nicht mehr. Nichtsdestotrotz hat er die Messlatte unendlich hoch gesetzt. Tony, wir sehen uns die Woche, ansonsten wünsche ich dem Rest einen schönen Tag."

Trotz allem konnte Jyn einfach nur sagen, dass Strange nun mal der Beste damals war. Daran gab es halt nichts zu rütteln. Es war Fakt. Tatsache. Jemanden wie ihn gab es kein zweites mal. In seinem Fach war er einer der Besten und wie zuvor bereits gesagt, womöglich der Beste. Brillant und egozentrisch. Genau, wie Tony es ist. Genie, Milliardär, Playboy und Philanthrop, hätte Tony sie jetzt mit Sicherheit korrigiert, aber darauf wollte sie nicht hinaus. Dieses 'Philanthrop' wäre einer dieser Punkt gewesen, den man bei Stephen streichen könnte. Ohne Menschen, würde sein Job zwar nicht funktionieren aber Menschen an sich, eher nein.





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Am Abend lag Jyn genüsslich halb auf der Couch, blätterte lustlos in der neuesten Ausgabe der National Geographic und schob die ein oder andere Aufgabe weiter nach hinten. Zu den Fotostrecken konnte man einfach nichts sagen. Wer hier drin seine Fotos veröffentlichen darf, hatte es geschafft und dürfte sich auf eine Menge Aufträge freuen. Dennoch war der heutige Tag nicht ihrer gewesen. Da half auch nicht wirklich viel, damit ihre Laune besser wurde. Auf Seite dreiundzwanzig angekommen war eine Art Knacken zu hören, jedoch dachte sie sich nichts groß dabei. Erst als es ein weiteres Kacken gab, hob Jyn den Kopf, richtete sich langsam von der Couch auf und legte die Zeitschrift auf die Glastischplatte, die einen halben Meter von ihr entfernt war, um sich stattdessen einen dreißig Zentimeter langen Metallstab von der Unterseite der Couch zu nehmen. Mit dem dreißig Zentimeter langen knisternden Metallstab, den sie verkehrt herum in der rechten Hand hielt, sodass das Ende zu ihrem Ellenbogen zeigte, ging ganz langsam durch das Wohnzimmer in Richtung Eingangstüre.

"Ihr ernst?", entgeistert nahm Jyn den Metallstab herunter, nachdem sie an der Türe ankam und einen Mann in schwarzen Sweater sich langsam erhob, "Was wollen Sie?"

"Was wollen Sie mit dem Ding da ausrichten? Etwas Besseres haben Sie nicht?", erwiderte der Dunkelhaarige amüsiert, aber als er den Stab in Jyns Hand knistern hörte, hob er beide Hände, "Hey, alles Gut."

Nichts war Gut. Nicht bei einer derartigen Aktion.

✔a.k.a. Part I - Infinity War✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt