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In aller Ruhe streifte Jyn durch die Küche, zog ein Messer aus dem Messerblock und begann sämtliches Gemüse und Fleisch für das Chop Suey am Mittag zu vorzubereiten. Seit ihrem unerfreulichen Erwachen in der Pathologie wurde sie das Gefühl nicht los, ihr Leben sei um einiges leichter und unbeschwerter geworden. All den Stress, denn sie sich in den letzten Jahren immer wieder aufs Neue gemacht hatte, gehörte von nun an der Vergangenheit an. Zu mal ihr vieles immer egal wurde.

Bis auf eine Kleinigkeit. Eine, die all das Positive auf einen Schlag zunichtemachte. Mehr als es ihre Unterschrift von vor einigen Wochen tat.

Pass gut auf was du dir wünschst, denn nicht alles, was wir haben wollen, sollte sich erfüllen. Demnach wähle weise aus, denn sonst schaute man am Ende noch einer dafür in den Lauf. Eines Tages stehen wir auf, dann kommt der Boomerang zurück, denn auf jedem Wunsch folgt eine Konsequenz. So und nicht anders will es nun mal das Gesetz und die Moral der Geschichte: Wir sind gierig und das ist, was uns vernichtet.
All unsere Wünsche kosten Seelen. Es sind schon mehr als die Sterne, wer kann sie schon zählen?

Summend rammte Jyn die dreißig Zentimeter lange Klinge in das Holzbrett vor sich; verließ die Küche, um aus dem Badezimmer eine weiße Flasche zu holen und spürte das übliche Kribbeln in der rechten Wange, als sie Schluck nahm.

"Dafür, dass Sie der Beste sein sollen, sind Sie ziemlich scheiße", ohne sich weiter um den Gast zu kümmern, schraubte Jyn den roten Deckel zurück auf die Flasche und begann damit, das Fleisch zu würfeln, "Meinen Sie, ich haben nicht mitbekommen, dass Sie seit gut zehn Minuten hier sind? Zumal heute nicht Freitag ist, sondern Donnerstag."

"Sie haben nicht die geringste Ahnung, auf was Sie sich da einlassen", Herrgott, wie oft denn noch, musste sich Jyn diesen Satz oder Konstellation dieses Satzes noch hören und es ihr dadurch dermaßen auf die Nerven ging, "Ich bin keiner der üblichen Leute, die man beauftragt oder einer von denen, die bloß darauf warten, bis ein Job ausgeschrieben wird und der Konkurrenzkampf beginnt."

"Wenn Sie mir Angst machen wollen, lassen Sie sich etwas Besseres einfallen", unbeeindruckt ging Jyn um den Block in der Mitte herum; hinüber zu ihrem Besucher; hob die Hand, um diese auf seine die rechte Gesichtshälfte zu legen, doch er packte sofort ihr Handgelenk, womit sie allerdings gerechnet hatte und ihm dadurch im selben Moment ihre andere Hand auf die linke Hälfte seines Gesichts presste, abwartete, bis sich der Ausdruck des Mannes, mehr und mehr änderte, "Sobald ich die Augen schließe, beginnt der Horror und diese sind bei weiten schlimmer, als all das, was Sie mir antun oder sich je ausdenken können. Und jetzt sagen Sie mir: Wie lautet Ihre Antwort?"

"Das Ihnen eine Menge Arbeit bevorsteht, bei sehr wenig Zeit", der Blick des dunkelhaarigen Mannes wanderte hinüber zur weißen Flaschen, da seine Aufmerksam vom Etikett angezogen wurde und aufhorchen ließ, dem Jyn folgte, "Alkohol und Kokain sind anscheinend nicht mehr ausreichend. Wie kann also es sein, dass Sie noch am Leben?"

"Schlafen tue ich schon lange nicht mehr. Es ist für etwas anderes gedacht", nach einem langen tiefen Atemzug, schob sich Jyn die Haare über die linke Schulter, wischte mit der Handfläche fest über die rechte Wange und zeigte dem toten Mann, ein klaffendes Loch, dass den Blick auf ihren Kiefer, dem inneren ihrer Mundhöhle und dem Muskelgewebe sowie den losen Nervensträngen freigab, "Fluorwasserstoffsäure, bekannt als Flusssäure. In ein paar Stunden mag es zwar wieder verschwunden sein, was jedoch nichts an der Tatsache ändert, dass ich nicht mehr will. Reicht Ihnen das als wieso?"

"Nirgendwo in Ihrer Nachricht gab es eine Anmerkung, dass Sie nicht mehr komplett menschlich sind", stellte der tote Mann fest, überflog die Angaben zum Inhalt der Flasche und stellte diese prustend zurück auf den Tisch, wobei er längst wusste, dies war längst nicht alles, was Jyn anging, "Ein Mensch stirbt, wenn er das Zeug trinkt und Sie trinken es ähnlich wie Wasser. Weiß Ihr Mann mittlerweile davon oder zumindest Stark, dass Ihr kein Mensch mehr seid, sondern zur nächsten Stufe der menschlichen Evolution gehört?

"Ex-Mann zumal er es nicht erfahren braucht, wie sonst ein anderer. Alleine, weil es Stephen nichts mehr angeht geschweige denn, es ihn interessieren wird. Dafür habe ich seit Wochen gesorgt. Sorge dafür, dass dich die Leute hassen, dann ist für diese einfacher, nichts mehr von dir wissen zu wollen und dich aus dem Leben zu streichen", hinzukam, dass man gewissen Menschen es nicht antun wollte, dass jene mitansehen mussten, wie ein ihnen geliebter Mensch zu etwas vollkommen anderes wurde oder wohin deren Entwicklung ging, deswegen streckte Jyn dem Mann, dessen richtigen Namen sie noch immer nicht wusste, die Hand entgegen, "Blake, Jyn. Nicht Strange, nicht Rumlow, am besten nur Jyn. Ich brauche Hilfe, Ihre, und wenn man es weiß, soll man ruhig darum bitten, denn ist vollkommen normal. Mein Bruder ist tot. Ihn kann also nicht mehr fragen. Derjenige, der mich zum Abschuss freigegeben hat, den will ich persönlich umbringen. Danach darf mein Wunsch in Erfüllung gehen. Aber um das möglich zu machen, dies zu bewerkstelligen, brauche ich jemanden wie Sie. Ich lerne schnell, bin äußerst hartnäckig und kann extrem unangenehm werden, wenn es sein muss. Mit der menschlichen Anatomie kenne ich mich aus und bin seit kurzem ein Freak. Sie machen mich zum Killer und sind anschließend um zwanzig Millionen Dollar reicher."

"Sie haben definitiv ein paar tief sitzende Probleme. Ich bin kein Therapeut. Von heut auf morgen wird niemand zum Auftragskiller insbesondere dann nicht, wenn derjenige nie zuvor getötet hat. Alle glauben, es wäre unfassbar einfach, aber wenn jemand kurz davor steht, können es nur die aller wenigstens, weil die aller meisten es nicht schaffen mit der Gewissheit zu leben, ein Leben genommen zu haben. Sagen und machen sind zwei grundverschiedene Dinge. Und wenn Sie diesen Weg erst einmal eingeschlagen haben, gibt es kein zurück mehr. Nie mehr", langweilig, meldete sich eine Sing-Sang-Stimme in Jyns Kopf und hoffte auf ein baldiges Ende, was dem Dunkelhaarigen nicht unbemerkt blieb, "Bla bla bla, habe ich recht? Genau das, denken Sie im Augenblick, nicht wahr? Wann ist der Kerl fertig mit seiner Warnung und kommt endlich auf den Punkt. Man sieht es Ihnen an. Okay..... Jyn, machen wir Ernst, genau wie du es wolltest. Morgen früh. Sag dem High Society Leben lebe wohl und hallo, schöne neue Welt."

Bye bye altes Leben und hallo schöne neue Welt.



Niemand hat gesagt, dass es einfach wird aber hier stehen wir nun. Bereit das loszulassen, was wir lieben ohne dem Wissen, was uns erwarten wird.

✔a.k.a. Part I - Infinity War✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt