✔a.k.a. Part I - Infinity War✔

✔07

Ungeachtet dessen, dass Jyn seit gut drei Wochen im Training für den kommenden Marathon war, würde es für ihr vorgenommen Ziel nicht reichen. Dafür hatte sie ihr Training im Gym deutlich zu spät begonnen. Für einen Halbmarathon würde es dagegen ausreichen aber nicht für den Richtigen. In Ordnung, es war übertrieben, denn es würde ausreichen, allerdings nicht in der Zeit, die sie sich eigentlich vorgenommen hatte.

Nach gut zwei Stunden quer durch die Stadt sowie den Parks und etwas mehr als dreißig Kilometer wurde Jyn schließlich langsamer und blieb letztendlich vor einem Hotel stehen. Langsam wanderte ihr Blick die Fassade hinauf und begann nachdenklich die Nase zu rümpfen. Das Atlas. Ein Besonderes oder das etwas andere Hotel. Von innen und außen war der Anschein vollkommen normal, so wie es bei jedem anderen Hotel in der Stadt ebenfalls ist. Was es jedoch besonders machte, war der ein oder andere Gast und die Hausordnung.

Aus der Tasche ihrer Sportjacke fummelte Jyn ihr Telefon hervor, entfernte die Schutzhülle zur Hälfte und nahm die silberne Karte heraus, die sie dort hineingesteckt hatte. Mochte sie das Atlas? Jain. Ja und nein. Dennoch ging sie die Eingangsstufen hinauf, nickte dem Portier lächelnd zu, der ihr die Türe öffnete, und legte am Ende die silberne Karte auf die Tischplatte der Rezeption. Am allerbesten gleich wieder gehen und gar nicht darüber nachdenken, hier gewesen zu sein.

"So weit ich mich recht entsinne, ist dies nicht Ihre Karte Miss Rumlow", aus dem Hinterzimmer kam ein Mann im Anzug, um die vierzig, zu Jyn an die Rezeption und faltete die Hände auf der Platte zusammen, wobei er die Karte auf dem Tisch zu sich umdrehte, "Und Sie wollen keine Silberne bekommen."

"Ich schätze mal, ich werde dennoch demnächst eine erhalten", zischend zog Jyn die Mundwinkel nach unten, überflog weiterhin die Gäste im Foyer und blies blubbernd die Luft aus, als sei sie auf der Suche nach einer bestimmten Person, was sie jedoch nicht war, "Mister Cambler ist zugegen?"

"Soll ich ihm Bescheid geben, dass Sie ihn sprechen möchten?", nach einem Moment des stillen umherblicken winkte Jyn allerdings ab und zeigte mit dem Daumen über die Schulter in Richtung des Eingangs, als Zeichen das sie wieder gehen würde, was die durchaus beste Entscheidung war, die sie treffen konnte, "Wie Sie möchten. Die ist für Sie."

"Ich brauche keine von denen", versicherte Jyn, dennoch nahm sie die matt schwarze Karte mit einem roten Streifen von der Rezeption, da Mister Markham mit einem Nicken auf die Karte deutete, was so viel hieß wie, irgendwann würden sie diese gebrauchen, "Na ja, wie Sie meinen. Hab wohl keine Wahl..... Kann ich die andere dennoch zurück haben?"

Kaum hatte Jyn sich umgedreht und die beiden Karten achtlos in ihre Jackentasche gesteckt, schloss sie sofort die Augen und schluckte einmal. Wie schnell das doch gehen konnte. Ihr Leben war von nun besiegelte Sache. Wie gesagt, die Regeln, die hier galten, sind die etwas anderen.

Am nächsten Tag.
Gegen halb neun am Morgen.

„Miss Rumlow", begrüßte Mister Markham Jyn beim Betreten des Hotels, ohne von seiner Arbeit aufzuschauen und griff bereits nach dem Telefon, dass am Rand der Rezeption stand, „Ich werde Mister Cambler informieren. Er befindet sich im Augenblick auf der Dachterrasse."

„Danke", ein Danke, was mehr gezwungen als alles andere klang, da es Besseres zu tun gab und es wäre nicht mal nötig gewesen, nur nach Jyns gestrigen Besuch, wurde ihr Besuch zur gefühlten Pflicht, „Woher....?"

„Sie wissen warum.", nickte Markham freundlich, welches Jyn erwiderte und die Lobby zum Fahrstuhl zu durchquerte.

Egal ob man einen Menschen mag oder nicht, man sollte dennoch Respekt vor jeden besitzen und ihm diesen zeigen. Bei Mister Cambler kam jener Respekt ganz automatisch. Man brauchte ihn nicht zu kennen doch, sobald er vor einem stand, wusste man, dass man ihm gefälligst Respekt entgegenbringen sollte. Nicht, weil er ein Riese war oder wie ein Schläger aussah, mitnichten, sondern, er war jemand, bei dem es angebracht war. Schwierig zu erklären, warum und weshalb aber selbst der letzte Vollidiot auf diesem Planeten dürfte wissen, ab wann man einer gewissen Respekt entgegen zu bringen hat. Es war wie mit Politikern. Es war Scheiß egal, was diese für eine Meinung vertraten oder Bockmist fabrizierten.