Samuels P.O.V.
"Aaah!", stöhne ich vor Schmerzen, als die Nadel sich in die Haut meines Schulterblatts bohrt. Ich beiße die Zähne zusammen, immerhin muss ich das nicht zum ersten Mal durchstehen.
"Reiß dich zusammen, du Mädchen", grinst Liana diabolisch. Ihre dunklen Rastalocken kitzeln meinen nackten Rücken und als ich den Kopf zur Seite drehe, kann ich ihre von Tattoos übersäte Haut bewundern.
Von Schlüsseln über Federn und Pusteblumen in allen möglichen Farben und Formen, auf ihrem Hals und über den Nacken liegt alles, was es an Trends in Sachen Tattoos je gegeben hat. Neben filigranen Musiknoten zeichnet sich ein paar knalliger Würfel ab, darunter in fetter Schrift: Die Würfel sind gefallen.
Nicht das kreativste Tattoo, wenn ihr mich fragt...
"Hast du eigentlich ein Arschgeweih?", frage ich neugierig und sie sticht ein weiteres Mal, diesmal viel zu fest in meine Haut. Ich lasse leise Luft durch meine zusammengebissenen Zähne zischen.
"Was?", fragt Liana und tut so, als habe sie meine Frage nicht verstanden.
"Einen Nuttenstempel, Schlampenvignette, Tussiausweis?", frage ich nochmal nach. "Das war doch auch mal Trend"
Darauf sagt sie garnichts, was auch eine Antwort ist. Stattdessen nimmt sie eines der feuchten Tücher und wischt damit etwas zu aggressiv für meinem Geschmack über die Tinte auf meinem Rücken, sodass alles an überschüssiger Farbe verschwindet.
"Willst du's sehen?", Liana erhebt sich von ihrem Stuhl und dreht einen großen Spiegel auf zwei Rollen in meine Richtung.
Ich springe sofort auf und stelle mich mit dem Rücken zum Spiegel. Bevor ich den Kopf nach hinten drehe und einen Blick in den Spiegel werfe atme ich nochmal tief durch.
Meine Angst war völlig unangebracht - der Totenkopf auf meiner Schulter sieht absolut perfekt aus. Kein dämliches, fieses Grinsen und auch keine pompöse Aufmachung, einfach nur ein Schädel, der in schwarz-weiß auf meiner Schulter prangt.
"Und?", Liana sieht mich etwas verärgert an, vermutlich weil ich ihre Arbeit nicht sofort lobgepriesen habe.
"Er sieht richtig geil aus", grinse ich. "Danke"
"Kein Problem", meint sie und nachdem sie mich um den ein oder anderen Geldschein erleichtert hat, verlasse ich das Tattoostudio und mache mich mit Kopfhörern in den Ohren und einer Zigarette im Mundwinkel auf den Weg nach Hause.
Die Sonne ist längst untergegangen und ich hangle mich vom Licht einer Straßenlaterne zur nächsten, bis ich am Stadtrand in relativer Dunkelheit verschwinde.
Beim Autofahren ist mir die Straßenbeleuchtung nie wirklich aufgefallen, da ich ohnehin Scheinwerfer habe... Gott das erinnerte mich wieder daran, wie ich meinen Eltern das mit dem Wagen erklären sollte.
Würde mit ziemlicher Sicherheit auf ein "Du bist so verantwortungslos" oder ein "Wir haben dir vertraut, mein Junge!"-Gespräch hinauslaufen.
Meine Motivation für ein solches ist dann doch eher gering. Bis gar nicht vorhanden. Also bringe ich es möglichst schnell hinter mich. Ich hole mein Handy aus der Tasche und gebe die Nummer meines Vaters aus dem Gedächtnis heraus ein, weil ich zu faul bin, sie im Adressbuch zu suchen.
Als ich gerade an einem hässlichen alten Haus vorbeigehe, das eher wie ein verschimmeltes Schloss aussieht, höre ich das erste Piepen. Und das zweite.
Genervt bleibe ich stehen und lausche dem dritten Piepen der Telefonleitung. Gerade als der Anruf auf die Mailbox geleitet wird und ich auflege, höre ich eine helle Männerstimme rufen: "Was willst du hier?"
Ich werfe die Zigarette auf den Boden und trete sie aus, dann drehe ich mich langsam um und entdecke einen Jungen im Eingang des Hauses stehen...
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When I met you... boyxboy
RomanceNachdem Luca eher durch Zufall in eine kleine Stadt zieht, deren Namen er nicht einmal weiß, überschlagen sich die Ereignisse geradezu und dass er mitten im Schuljahr in eine Klasse gesteckt wird, in die ebenfalls der Schlägertyp Sam geht, macht es...