4 Zurück ins Leben

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Peter blieb noch eine Weile, sah zu, wie sein Neffe sich ein Bein ausriss, um das zitternde Bündel Mensch auf seinem Sofa wieder zurück ins Reich der Lebenden zu holen. Hin und wieder warf er eine lieb gemeinte Gemeinheit in den Raum oder einen hilfreichen Vorschlag, wie mit dem Patienten vorzugehen sei, wie zum Beispiel diesen:

„Wieso stecken wir den Bengel nicht in eine Wanne mit Eis? Das wird seine Temperatur schon senken!"

Und aus irgendeinem unerfindlichen Grund schaute Derek ihn plötzlich an, als habe er den Verstand verloren:

„Ja, Peter!" erwiderte er und seine Stimme triefte vor Sarkasmus: „Das würde seine Temperatur sicher senken. Und zwar genau auf Umgebungstemperatur, weil das nämlich sein armes Herz stehen bleiben lassen würde! Was hast du vor? Willst du Stiles etwa umbringen?"

Peter strich dem Jungen eine verschwitzte Haarsträhne aus der Stirn:

„Natürlich nicht! Das wäre doch wirklich schade drum! Nicht, bevor ich ihn wenigstens einmal gekostet habe."

Derek knurrte:

„Sei dir gewiss, dass ich versuchen werde, dass zu verhindern. Wenn Stiles wieder auf den Beinen ist, werde ich ihm raten, auf jeden Fall die Finger von dir zu lassen, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob das etwas hilft, denn er scheint jemand zu sein, der gern einmal dumme Entscheidungen trifft. Wenn es nicht so wäre, dann wäre er wohl gar nicht erst in diese Situation geraten, sondern Zuhause bei seinem Dad und in Sicherheit. Also vielleicht hast du ja tatsächlich Glück, Peter, denn scheinbar hat es der Junge eilig, seine Unschuld zu verlieren und ich wüsste wirklich niemanden, mit dem man das so gründlich könnte, wie mit dir, denn du bist der ANTICHRIST!"

„Zu viel der Ehre!" Gab Peter lachend zurück: „Aber erst einmal musst du ihn wieder in Ordnung bringen, denn in diesem Zustand rühre ich ihn mit Sicherheit nicht an. Das ist echt eklig!"

Derek gab ein Schnauben von sich:

„Sicher Peter! Das ist der Plan. Ich richte ihn für dich auf, damit du ihn anschließend flachlegen kannst. Prima Idee!"

Peter grinste schelmisch und erwiderte zwinkernd:

„Also aufrichten kann ich ihn selbst. Mach ihn einfach bloß gesund!"

„Uagh!" machte Derek: „Da zeigt es sich mal wieder: Selbst ein Widerling wie du schafft es immer noch, sich selbst zu übertrumpfen."

„Was soll ich sagen, Derek? Ich bin wie ein guter Wein: Ich werde immer besser!" erwiderte Peter schulterzuckend: „Und was passiert jetzt? Krankenpflege ist ein ziemlich ödes Geschäft, oder?"

Derek hatte gerade noch einmal Stiles Temperatur gemessen: Neununddreißig neun!

Angst kroch in ihm hoch und er erneuerte die Wadenwickel:

„Tut mir ja wirklich leid, dass Stiles Überlebenskampf nicht unterhaltsam genug für dich ist!" brummte er grantig:

„Mach' dir keine Vorwürfe. Ist ja nicht deine Schuld!" entgegnete Peter, Dereks Sarkasmus absichtlich ignorierend: „Ich denke, ich verschwinde dann mal. Heute ist Mittwoch. Es gibt da eine Bar im Castro,  die haben das Flatrate-Saufen bis zweiundzwanzig Uhr eingeführt. Und da hockt dann immer ein ganzer Pulk von Jungs; betrunken, willig und jung, die bloß darauf warten, dass einer wie ich sich liebevoll ihrer annimmt!"

Derek verspürte den Wunsch, das selbstgefällige Gesicht seines Onkels mit seiner großen, harten Faust bekannt zu machen. Stattdessen sagte er:

„Na dann Waidmanns Heil! Vor 'nem Tripper muss unsereins ja keine Angst haben."

Der Junge im BusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt