26 Beta

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Trotz der Dunkelheit konnte Derek in grausamer Klarheit sehen, was unten auf der Straße vor sich ging:

Stiles wie er entsetzt seine Augen aufriss und wie angewurzelt stehen blieb.

Der Lieferwagen der immer weiter beschleunigte und genau auf den Jungen zuhielt.

Dann der Aufprall; die schlanke Gestalt, welche frontal erfasst, von den Füßen gerissen und durch die Luft geschleudert wurde.

Sie warteten sie nicht ab, bis der Körper wieder auf der Erde aufschlug, denn Peter zerrte seinen Neffen hinter sich her aus der Wohnungstür und nun hechteten beide Werwölfe in schnellen Sprüngen die Treppen hinunter.

Auf der Straße angekommen erblickten sie Stiles Körper, der regungslos, blutend und seltsam verdreht mitten auf der Fahrbahn lag.

Derek war außer sich vor Schmerz und Verzweiflung!

Er stürzte auf Stiles zu und breitete seinen eigenen Körper Schutz spendend über den seines Gefährten, als könnte dies irgendetwas besser machen.

Er hatte es genau sehen können, wer Stiles das angetan hatte; wer es war, der da am Steuer gesessen hatte! Eigentlich sollte er ihn nun bekämpfen, doch dann hätte er Stiles zurücklassen müssen und das war ihm beim besten Willen nicht möglich! Der Tod musste schließlich wissen, dass dieser Junge einen starken Beschützer hatte!

Peter warf einen Blick auf den gebrochenen Derek und da wurde ihm eines ganz klar: Auf seinen Alpha konnte er momentan nicht zählen. Er besah ihn sich, wie er über dem sterbenden Stiles kniete und etwas in ihm gefror. Ein altvertrautes Gefühl meldete sich in ihm zu Wort und Peter begrüßte es, wie einen lang vermissten Freund: Es war der Durst nach Rache!

Der Lieferwagen hatte zwischenzeitlich gewendet und hielt nun auf Derek und Stiles zu. Peter erkannte das selbstgefällige, siegessichere Grinsen Deucalions hinter dem Steuer.

'Zu früh gefreut, alter Junge!', dachte Peter grimmig.

In großen Sprüngen eilte er auf das Fahrzeug zu, welches nun ein weiteres Mal beschleunigte, sprang mit einem Satz auf das Dach, hieb mit der Faust durch die Windschutzscheibe, griff ins Steuer und hechtete wieder von dem Fahrzeug herunter, noch ehe der Van einige Sekunden später in eine Straßenlaterne raste.

Deucalion war nicht angeschnallt gewesen und dadurch bei dem Aufprall schwer mit dem Kopf aufgeschlagen. Peter erkannte, dass dies sein Vorteil gegenüber dem uralten, körperlich überlegenen Alpha war. Er zerrte ihn aus dem Wagen und begann sofort wie ein Besessener mit den Fäusten und Klauen auf ihn einzuprügeln.

Deucalion brauchte eine Weile, um wieder vollkommen zu sich zu kommen und hielt schützend die Arme vor sein Gesicht. Nach einer Weile jedoch besann er sich wieder und ging zum Gegenangriff über. Er verwandelte sich und hatte nun mehr von einem Dämonen, als von einem Menschen. Die graue Fratze mit den glühend roten Augen war zum Fürchten und wirkte, als bestünde sie aus massivem Granit.

Der mächtige Alpha schüttelte den kleinen, lächerlichen Beta ab, wie ein lästiges Insekt, packte ihn am Kragen, warf ihn viele Meter durch die Luft, als sei er nichts weiter als eine Puppe und schon kurz nachdem Peters Körper hart auf dem Straßenpflaster aufgeschlagen war, war Deucalion auch schon wieder über ihm, bereit ihn in Stücke zu reißen.

Derek blickte hinab auf den leblosen Körper des Menschen, den er liebte und er erinnerte sich: Ein Junge im Bus an einem kalten Oktoberabend, bloß ein weiteres Gesicht in der anonymen Masse. Es hätte ihm eigentlich gar nicht weiter auffallen sollen und dennoch...!

Sein Wolf hatte sich längst entschieden, lange bevor es dem Menschen in ihm auch nur im Ansatz klar gewesen war: Dieser dürre, wehrlose, kleine Mensch war sein Gefährte!

Der Junge im BusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt