„Du bist dran in drei, zwei, eins", zähle ich runter und will mich schon abwenden, als der Junge sich noch einmal zu mir umdreht.
„Danke", sagt er mit einem sanften Lächeln und ich schaue ihm verwirrt hinterher.
Das kann niemand der Kandidaten sein.
Kein Kandidat hätte sich jemals für irgendetwas bedankt.
Oder?
Ich schnappe mir das Tuch, welches neben dem Bühnenaufgang liegt, und beginne, die Scheinwerfer weiter abzuwischen, während ich der Stimme des Jungen zuhöre.
Er singt Cry Me A River, und das so, als hätte er noch nie etwas anderes gemacht.
Schon wenige Sekunden später ertappe ich mich dabei, wie ich leise mitsumme.
Verdammt.
Hier sind Leute, das kann ich doch nicht einfach machen.
Der Applaus dringt bis hinter die Bühne und ich kann mir gut vorstellen, wie er sich gerade ohne Ende bedankt.
Wenn er sogar zu mir ‚Danke' gesagt hat.
„Nicht einschlafen!", ruft Pedro mir zu und ich verdrehe die Augen, bevor ich mir den nächsten Scheinwerfer schnappe.
Der Junge kommt mit einem Lächeln auf dem Gesicht von der Bühne und bleibt kurz stehen.
Wahrscheinlich weiß er jetzt nicht, wohin.
„Kann man dir helfen?", frage ich, werfe den Lappen zur Seite und lege den Scheinwerfer zurück.
Ich weiß immer noch nicht, wozu man solche Massen an Scheinwerfern braucht.
„Ich soll hier auf jemanden warten", sagt er und kommt auf mich zu.
„Hier sollen sich Kandidaten eigentlich nicht aufhalten", meine ich mit hochgezogenen Augenbrauen und nehme mir den Lappen wieder, um mit meiner ewigen Arbeit fortzufahren.
„Ich tue einfach so, als würde ich dir helfen", grinst er und greift nach einem anderen Tuch, was ich skeptisch beobachte.
Hoffentlich will er wirklich nur warten und nicht mit mir flirten, darauf habe ich gerade nämlich gar keine Lust.
„Wenn jemand fragt, bist du dran schuld, nicht ich", seufze ich und mache weiter.
„Mach nicht meine gute Laune kaputt!", beschwert sich der Junge lachend.
„Ich doch nicht", sage ich und grinse schief.
Ich kann nichts dafür, dass diese Arbeit anstrengend und nervend ist.
„Wie bist du an so eine spannende Arbeit gekommen?", fragt er.
Ich zucke mit den Schultern.
„Ich habe nicht gezielt nach etwas gesucht, ich brauche lediglich das Geld", antworte ich.
Wahrscheinlich fragt er gleich, wofür, und dann stehe ich wieder da wie die unfassbar mädchenhafte Zicke, die nichts als Pferde im Kopf hat.
„Ich reite, und die Stunden sind nicht wirklich günstig", sage ich, bevor er die Chance bekommt, zu fragen.
„Seit wann?"
Ich schaue ihn verwundert an.
Kein Kommentar darüber, wie klischeehaft das ist?
„Ich habe mit vier angefangen", sage ich nach kurzem Überlegen und führe mir damit wieder selbst vor Augen, wie viel Zeit ich schon in mein Hobby investiert habe.
„Und dir wurde noch nie langweilig?", fragt der Junge ungläubig.
„Seit wann singst du?", frage ich statt einer Antwort.
„Keine Ahnung, sind inzwischen bestimmt zehn Jahre. Eher mehr", sagt er.
„Wurde dir schon mal langweilig?"
„Ich denke nicht, dass einem beim Singen langweilig werden kann", grinst er.
„Da hast du die Antwort auf deine Frage", meine ich und spüre förmlich, wie es in seinem Kopf klick macht.
„Okay, das war dämlich. Entschuldige", sagt er mit einem leichten Lächeln.
Verblüfft sehe ich ihn an.
Was für ein großer Frauenkenner ist er denn bitte, dass er nicht noch tausende Male nachfragen musste, was ich meine?
„Alles klar?", fragt er und mustert mich besorgt.
„Ich frage mich grade nur, wieso du meine Frauenlogik nachvollziehen kannst", meine ich.
Wirklich! Wie konnte er so schnell die Verbindung zwischen seinem und meinem Hobby finden? Jeder andere Junge hätte Jahrzehnte dafür gebraucht und mich damit zur Weißglut getrieben.
Jeder andere Junge.
Außer Harry vielleicht.
„Ich bin in meiner Familie mehr oder weniger von Frauen umzingelt, vielleicht liegt es daran", sagt er schulterzuckend und sieht sich um, bis er jemanden entdeckt.
„Ich muss los. Danke für deine Gesellschaft", sagt er dann lächelnd und steht auf, um zu dem Mädchen zu gehen.
Nachdem er verschwunden ist, schlage ich kurz die Mappe auf, die ich mitbekommen habe, als ich ihn zur Bühne begleitet habe.
Liam Payne.
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Written In These Stars
FanfictionWas eigentlich als Nebenjob gedacht war, geht für die 14-Jährige Feline schnell in eine ganz andere Richtung: Wenige Monate später findet sie sich als geheime Songwriterin und gute Freundin der Boyband schlechthin wieder. Die Erinnerungen an ihren V...