Written In These Stars

19

Ich habe ihre Nummern gelöscht.
Jede Einzelne.
Es war ein Kampf.
Vor allem Harrys Nummer habe ich zehn Minuten angestarrt, überlegt, ob ich ihn ein letztes Mal anrufen soll, bevor ich den alles entscheidenden Knopf gedrückt habe.
Und dann habe ich meine Ersparnisse zusammengekratzt, um mir ein neues Handy zu kaufen, was ohnehin schon lange überfällig war.
Natürlich weiß ich, wo sie wohnen, aber das macht keinen Sinn.
Wir müssen getrennte Wege gehen.
Auch wenn das schwer ist, vor allem für mich, weil auf YouTube andauernd Videos mit ihnen auftauchen, weil sie überall sind, weil sie gerade die Welt erobern.
Seufzend lasse ich mich auf mein Bett fallen und versuche, nicht an Harrys ersten Besuch hier zu denken.
Stattdessen schnappe ich mir meine Gitarre und einen neuen Block.
Mein altes Liederbuch liegt bei einer der größten Boybands.
You know I've always got your back boy
So let me be the one you come running to, running to, running
I see it's just a matter of fact, boy
You just call my name
I'll be coming through, coming through, I'll keep coming
Ich schüttele meinen Kopf, als ich merke, was ich hier gerade schreibe.
Es ist ein Lied an Harry.
Eine Weile liege ich einfach auf dem Rücken und starre die Decke an.
Bis ich plötzlich weiß, was ich tun muss.
Schnell springe ich auf, greife automatisch nach meiner Reithose, den Stiefeln und dem Helm und sprinte aus dem Haus auf den Reiterhof.
Wenn mich jetzt etwas ablenken kann, dann das.
„Dich habe ich aber lange nicht mehr gesehen!", werde ich von meiner lachenden Reitlehrerin begrüßt.
Die Ablenkung funktioniert ja schon mal super.
„Ich habe beim X-Factor gearbeitet, um mir ein bisschen Geld dazuzuverdienen", erkläre ich ihr.
„Cookie steht hinten auf der Koppel, wir können die Gelegenheit ja mal nutzen, um ein paar Grundlagen aufzufrischen", zwinkert sie mir zu.
Entsetzt starre ich sie an.
Cookie ist ein Pony für absolute Anfänger.
Leute also, die zum ersten Mal reiten, nicht zum tausendsten Mal.
„Schau nicht so, er sattelt sich nicht von alleine", meint sie.
Seufzend gebe ich nach und laufe meinen gewohnten Weg an der Halle vorbei bis zur Koppel.
Ich war viel zu lange nicht hier.
Vielleicht sollte ich wirklich nochmal meine Grundkenntnisse auffrischen.
Sehnsüchtig schaue ich zu einem der Reitplätze, auf dem eine Gruppe gerade springt.
Immerhin bin ich da schon raus - vor knapp einem Jahr wurde mir Einzelunterricht angeboten.
Ich war ihre große Hoffnung.
Und dann habe ich mich ablenken lassen.
So wie jetzt schon wieder.
Kopfschüttelnd reiße ich mich vom Anblick der springenden Pferde los und begebe mich auf die Suche nach Cookie.
Was nicht sonderlich lange dauert, denn er spürt er quasi schon, wenn man ihn braucht.
„So sieht man sich wieder", seufze ich, bevor ich ihm grinsend ein paar Strohhalme aus der Mähne zupfe.
Grundlagen.
Pah.