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Selbst Olly scheint sprachlos.
Beinahe gehe ich einfach von der Bühne, doch dann durchbricht Simon die Stille, indem er anfängt, zu applaudieren.
Daraufhin steigt die komplette Halle mit ein, und so komme ich doch noch dazu, eine stehende Menge vor mir zu sehen.
„Was lernen wir daraus? Man sollte als Mentor vielleicht doch mal darauf bestehen, mitbestimmen zu dürfen", meint Simon dann.
„Ich bin gerade ehrlich gesagt ziemlich verwirrt. Wenn du das erreichen wolltest, Feline, dann hast du das geschafft", mischt sich Sharon ein.
„Willst du uns nicht doch sagen, ob du MX bist, um endlich Klarheit zu schaffen?"
Olly hat anscheinend seine Sprache wiedergefunden und nutzt den Moment mit einem scheinheiligen Lächeln aus.
Simon und ich tauschen einen verblüfften Blick aus, bevor ich mich Olly zuwende.
„Wie wäre es, wenn wir damit noch warten, bis die Abstimmung fertig ist? Ich glaube, die halbe Welt hat auf diesen Moment gewartet, und ich will ihn ehrlich gesagt nicht aufhalten", weiche ich aus.
Ich kann spüren, dass Olly protestieren will, doch ich lasse ihn nicht zu Wort kommen: „Meine Damen und Herren, bitte begrüßt mit mir die Personen, die das heutige Thema inspiriert haben: One Direction!"

Auch wenn die vier eindeutig nicht damit gerechnet haben, dass ich diejenige sein würde, welche sie ankündigt, kommen sie sofort auf die Bühne, nachdem ich den verwirrten Olly mit mir in den Backstagebereich gezogen habe.
Ilayda erwartet uns grinsend und will gerade etwas sagen, als One Direction beginnt, zu singen.
Sie spürt wohl, dass ich zuschauen will, und schweigt deswegen einfach, genau wie Olly, obwohl ich mir sicher bin, dass er einen anderen Grund hat.
Schon in der zweiten Strophe merke ich, wie mir die Tränen kommen.
Somehow, it feels like nothing has changed
Right now, my heart is beating the same
Out loud, someone's calling my name
It sounds like you.
"
Es ist Harry, der diesen Text singt, und mich dabei direkt anschaut.
Wir stehen neben der Bühne, so, dass sie uns sehen können, ohne dass die Zuschauer etwas davon mitbekommen.
Ich weiß, dass es Liam war, der dieses Lied geschrieben hat, wir haben uns vorhin darüber unterhalten, und doch klingt Harry so authentisch, als er singt.
Würde sein Blick nicht auf mir ruhen, würde ich ihm nicht in die Augen sehen können, würde ich ihm sofort glauben.
Natürlich hat sich etwas verändert.
Sie sind erwachsen geworden, haben sich in das Leben als Stars eingefunden, und auch ich habe mein Leben gelebt.
Die Zeit ist nicht stehen geblieben.
Es fühlt sich noch nicht mal nach einem neuen ersten Treffen an, weil wir nicht wissen, was wir sagen sollen, unsere Gespräche bleiben unpersönlich.
Nur die letzte Zeile der Strophe ist echt, pur, und sie bringt mich dazu, meinen Blick als erstes abzuwenden.
It sounds like you.
Natürlich bin ich es, die wenige Meter entfernt von ihnen steht und sie beobachtet, aber ich habe mich in den Jahren verändert, so sehr, dass ich jetzt sogar hier bin.
Wer weiß, ob ich noch die Feline bin, welche sie damals kennengelernt haben.

„One Direction, meine Damen und Herren!"
Ollys Ruf geht im Jubeln unter.
Niemand im Saal schafft es, die Menge zu beruhigen, und schließlich warten sie einfach, die Jungs und Olly, bis es etwas leiser geworden ist.
„Ich bin etwas eingeschnappt, weil ich mir seit Wochen eine Möglichkeit überlegt habe, euch anzukündigen, und dann hat Feline das einfach übernommen", beginnt Olly und bringt mich zum Grinsen.
Und dann beginnt er mit einem endlosen Monolog, den er wohl eigentlich vor dem Lied halten wollte.

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Frohe Weihnachten! Als kleines Geschenk kommen heute zwei Kapitel - und das werden dann auch die letzten von Written In These Stars sein. Aber ich bin mir sicher, dass demnächst der zweite Band, Written In These Walls, kommen wird! ;)

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