*Felicitys Sicht*
Nachdem ich die lange und stickige Bahnfahrt hinter mir hatte, war ich endlich zu Hause angelangt. Auch wenn doch lieber in der ekelhaften Bahn geblieben wäre. Ein wenig erschöpft schloss ich die Haustür auf und ging rein. Ich konnte schon anhand der Geräusche entnehmen, dass meine Mutter irgendwie in der Küche rumhantierte und mein Vater verärgert mit meiner Schwester diskutierte.
Sie kriegten sich in letzter Zeit schon öfters in die Haare, was mich erschreckend froh macht. Scarlett wurde dafür von meiner Mutter wie ein wertvolles Etwas behandelt. ,,Eigentlich sind die eigenen Kinder was Wertvolles, aber ich scheine eine Ausnahme zu sein"
,,Thomas, Scarlett hatte es nicht so gemeint, oder?", hörte ich meine Mutter entspannt sagen. Manchmal wünsche ich mir, dass sie auch mal um mich kümmert, aber es wird nie geschehen. Ich steckte meinen Kopf in die Küche und begrüßte meine Familie kurz. Da sie aber meine Worte sowieso nie erwiderten, ging ich aus Gewohnheit direkt nach oben, ohne irgendeine Antwort. Während ich hier zu Hause kaum bis gar nicht sprach, redete ich aus der Reichweite der Wohnung oder meiner Familie wie ein Wasserfall, ununterbrochen. Als ich aber jemanden ,,Hallo Felicity" sagen hörte, blieb ich stehen und drehte mich verwirrt um. Tatsächlich stand mein Vater da und lächelte ein wenig unsicher. Wenn meine Mutter mich anschrie, war er der die schweigende Nebenmann. Mein Vater mischte sich bei mir und meiner Mutter nie ein.
Da ich noch total durcheinander von seiner Begrüßung war, konnte ich nur still sein Lächeln mit großen Augen erwidern. Meine Mutter und Scarlett standen an der Küchentür und waren auch sichtlich verwirrt. ,,Was passierte hier nur?" Langsam lief ich hoch in mein Zimmer und ließ meine Familie nicht aus den Augen: Meine Schwester schaute mich fragend an, meine Mutter starrte ihren Mann mit tödlichen Blicken an und das unsichere Lächeln meines Vaters wurde ein wenig traurig. Als sie nicht mehr zu sehen waren, rannte ich in mein Zimmer und atmete tief ein und aus.
Ich hatte mir immer Aufmerksamkeit von meinen Eltern gewünscht. Doch nun war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich das wollte. Es war total ungewohnt für mich. Nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte, nahm ich an meinem Schreibtisch Platz und holte ein kleines Notizbuch aus meiner Schublade.
Das kleine Notizbuch besaß ich schon seit einem knappen halben Jahr und ich hatte noch einen Vorgänger. Jeden Abend schrieb ich drei Dinge auf, die mich am diesen Tag glücklich machten. Es wurde sogar bewiesen, dass es einen erheblich glücklicher macht, wenn man das macht. Als ich fertig war, packte ich mein Büchlein weg und arbeitete ein wenig für meine Zukunft. Ich war so in meiner Arbeit vertieft, dass ich nicht mitbekam, wie mein Vater hinter mir stand und mir über die Schulter schaute.
,,Du willst nach Bochum ziehen und dort studieren? Und vorher noch eine Europareise machen?", hörte ich plötzlich hinter mir, woraufhin ich mich erschrak und meinen Stift fallen ließ. ,,Ich... also... Ja... Ich.." ,,Ich bin stolz auf dich" Jetzt war ich baff. ,,Ich werde dich zwar vermissen, aber ich bin stolz auf dich, dass du so selbstständig geworden bist" Ich nickte nur, denn ich wusste immer noch nicht, was ich sagen sollte. Somit entstand eine unangenehme Stille, doch mein Vater unterbrach diese, als er mich fragte: ,,Du hilfst ja nächsten Freitag beim Aufbau von Lukes Geburtstag mit, oder?" ,,Ich... Nein... Äh doch... Ja, ich helfe dort mit", stotterte ich. ,,Dann nehme ich dich mit. 15 Uhr am Auto, okay?" Wieder nickte ich nur unbeholfen und lächelte unsicher. ,,Gut, dann störe ich mal nicht weiter... Gute Nacht Feli, sagte mein Vater während er mein Lächeln erwiderte. ,,Feli? Seit wann nennt er mich Feli? Was geht hier überhaupt ab?" Diese Fragen brannten mir noch auf der Zunge, als mein Vater langsam mein Zimmer verließ.
,,Papa", flüsterte ich, woraufhin er sich umdrehte und mich erwartungsvoll ansah. ,,Warum redest du plötzlich mit mir?", traute ich mich endlich zu sagen und mein Vater schaute beschämt zu Boden. Er schien für eine Weile nach einer vernünftigen und verständnisvollen Antwort zu suchen. ,,Ich erkläre es dir am Freitag im Auto", mit diesen Worten verließ er endgültig mein Zimmer und ließ mich unwissend stehen. Meine Frage wurden nicht beantwortet und es entstanden immer mehr.
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Lache das Leben an und es knurrt zurück (Shawn Mendes Ff)
FanfictionFelicity führte ein schreckliches Leben, ihre Familie hasste sie und geliebte Menschen hatte sie auch verloren. Aber zum Glück standen Felicitys besten Freundinnen und ihre Tante hinter ihr. Doch an einem Tag stand ihre Welt auf dem Kopf, als sie au...