«15. Kapitel»

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*Felicitys Sicht*

Als ich aus dem Bad kam, hörte ich meinen Namen mit schriller Stimme rufen. ,,Das kann nichts Gutes bedeuten" Vorsichtig und leicht verängstigt lief ich ins Wohnzimmer, wo meine Mutter schon mit hochrotem Kopf stand. ,,WO WARST DU HEUTE?", schrie sie. ,,Beim Ballabe..." ,,WER HAT DICH BEGLEITET?", brüllte sie. Ich schwieg und schaute auf den Boden. Als sie mich erneut fragte, kamen mir die Tränen in den Augen. ,,SCHAU MICH AN! WER WAR DEINE BEGLEITUNG?", kreischte sie wutentbrannt und zwang mich dazu, sie anzuschauen. ,,Es... Es war... Shawn. Shawn war meine Begleitung", hauchte ich und Panik machte sich in mir breit, als Scarlett, die hinter der Frau stand, mit ihrer Hand an ihrem Hals entlang fuhr und dann verschwand. ,,BIST DU SCHWER VON VERSTAND? ICH HAB GESAGT, DASS ES KNALLEN WIRD! UND SOWAS MEINE ICH ERNST", schrie sie in voller Lautstärke. Dann spürte ich, wie es an meiner Wange klatschte und wenige Sekunden später spürte ich einen brennenden Schmerz. Knapp acht Jahre war das her, dass sie das getan hatte. Acht Jahre lang musste ich in Angst leben, wegen der Handlung, die nun geschehen war. Sie schubste mich so fest das ich am Boden lag und spürte Tritte in der Magengegend, am Kopf und ein paar Mal im Gesicht. ,,Bitte hör auf", presste ich hervor, und meine salzigen Tränen flossen in mein Mund, als ich begann zu reden. ,,Ich soll aufhören? Du warst ungehorsam, hast meine Drohung nicht Ernst genommen und ich soll aufhören?! Denkst du, dass Shawn dich liebt? Nein, tut er nicht! Hör auf dir unnötige Hoffnungen zu machen!", machte meine Mutter sich über mich lustig und verletzte mich weiter, bis ich komplett aufhörte mich zu wehren und mir ein wenig schwindelig wurde. Ich fühlte mich verdammt schlecht und sah ein paar Bluttropfen am Boden. ,,Ich hoffe du hast deine Lektion gelernt...Wenn nicht, wird Shawn das nächste Opfer sein", sagte meine Mutter hämisch und schmiss zerrissene Papierstücke zu Boden. Mit halboffenen Augen versuchte ich mühevoll herauszufinden was sie zerrissen hatte und erkannte, dass es das Foto von vorhin war. Plötzlich hörte ich eine bekannte Stimme, die sagte: ,,Was ist denn hier los?! Was machst du da? Ich glaub ich seh nicht recht!" ,,Carlotta!" Ich spürte, wie meine Augen langsam zufielen und ich nichts mehr mitbekam...

Vorsichtig öffnete ich meine Augen, was aber ein schwerer Fehler war, denn das grelle Licht begrüßte mich und ich kniff meine Augen wieder zu und stöhnte leise auf, als ich die Schmerzen spürte. ,,Felicity? Bist du wach?", hörte ich eine Stimme sagen, die ich Luke zuordnete. Ich wollte meine Hand heben, doch ich war viel zu schwach und krächzte stattdessen irgendwas. Nach einer Weile war ich an diese Helligkeit gewohnt und erkannte meine beiden besten Freundinnen, Luke und Carlotta. ,,Wie lange liege ich schon hier?", fragte ich verwirrt, als ich das Krankenzimmer wahrnahm. ,,Du warst nur eine Nacht hier", beruhigte meine Tante mich und strich behutsam über meinen Arm. Wie ein Blitz kamen alle Erinnerungen hoch und ich hatte das Gefühl wieder umkippen zu müssen. ,,Weiß Shawn von der Situation?", fragte ich weiter. ,,Ich hab ihn angerufen, aber er ist nicht rangegangen", antwortete mein Cousin. ,,Um so besser... Ich muss hier weg und zwar so schnell wie möglich! Ich ziehe nach Bochum und Shawn darf nicht wissen wieso" Mich starrten vier Augenpaare an. ,,Wieso darf er es nicht wissen? Was ist mit deiner Europareise? Bleibst du da für immer? Kannst du nicht einfach uns einziehen?", fragten alle durcheinander.

Ich atmete tief ein und versuchte alles zu beantworten: ,,Shawn darf nicht wissen, dass ich wegen ihn und meiner Schwester wegziehe, weil er mich dann mit Sicherheit suchen wird oder sogar meine Mutter zu Rede stellen wird. Sie hatte gesagt, dass Shawn beim nächsten Mal das Opfer ist. Ich darf dieses Risiko nicht eingehen, dafür liebe ich ihn zu sehr, dass ist mir nach dem Abiball klar geworden" ,,Habt ihr rumgemacht oder was?", fragte Anneke, die es immer schaffte den ungünstigsten Kommentar zum ungünstigsten Zeitpunkt rauszuhauen und kein Blatt vorm Mund nahm. ,,Wir haben uns ganz kurz geküsst...", hauchte ich leise, doch trotzdem hatten es alle gehört und rasteten komplett aus, als hätten sie gerade beim Lotto gewonnen. Ihre Reaktion brachte mich ein wenig zum Lachen, aber der Gedanke daran, dass es vielleicht der letzte Kuss war, ließ mein Lächeln auf Knopfdruck verschwinden und mich Ernst werden.

,,Die Reise kann ich auch wann anders machen, denn sonst muss ich immer an das schreckliche Ereignis denken und ich will dort wirklich was erleben und nicht meine Gedanken sortieren! Und ich muss komplett raus aus der Umgebung. Wenn ich bereit bin meiner Vergangenheit fest in die Augen zu schauen, komme ich bestimmt zurück" Elisa fing plötzlich an zu heulen und sagte: ,,Wieso ist das Leben so scheiße zu dir? Womit hast du das alles verdient? Warum für deine positive Aura bestraft?!" Mir kamen auch plötzlich die Tränen und versuchte aufzustehen um Elisa zu umarmen, die gerade von Luke getröstet wurde. ,,Elisa, mir geht es ein wenig beschissen, aber ich hab euch! Wenn ich in der gleichen Situation wäre, aber es euch nicht gäbe, was dann? Ich wäre schon längst tot. Ihr, ihr alle hier unterstützt mich. Ich bin euch so dankbar!", gestand ich weinend und wurde von Ellie nur noch fester gedrückt. Auch die anderen nahmen teil und es entstand eine große Gruppenumarmung. ,,Wir schaffen das! Und Anneke, wag es ja nicht zu sagen, dass ich wie Frau Merkel klinge", sagte ich entschlossen. Während meine Freundin mich ertappt anstarrte, begannen alle zu lachen und es tat einfach gut solche Leute als Freunde, und Lebensretter, zu bezeichnen.

Nachdem ich dann noch kurz untersucht und entlassen wurde, ging ich zu Carlotta und Luke, wo ich mit denen dann die ersten Wohnungen raussuchte, rumtelefonierte und Termine vereinbarte. Da die Besichtigungen auf zwei Tage verteilt waren, planten wir dort in einem Hotel zu übernachten und die Gegend ein wenig vertraut zu machen. Meine Bewerbungen hatte ich schon geschickt und die Tage sollte ich die Antworten bekommen. Unter anderem war auch nach Köln, Heidelberg und Berlin, aber Bochum war ja schon früher mein Favorit. Am Ende des Tages lag ich eingekuschelt bei Luke und schlief sofort ein.

Lache das Leben an und es knurrt zurück (Shawn Mendes Ff) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt