«9.Kapitel»

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*Felicitys Sicht*

Ich hatte einen Bärenhunger und war ihm einfach nur dankbar. Ich ließ Shawns Handeln im Kopf durchgehen und stutzte. Als ich aufhörte zu essen und schaute Shawn mich mit schiefem Kopf an. ,,Magst du keine Kartoffeln?" ,,Doch, doch... Aber hast du eigentlich gegessen?", überlegte ich laut und Shawn lächelte nur kopfschüttelnd. ,,Ich hatte mir solche Sorgen um dich gemacht, dass ich nichts essen wollte", gestand er ehrlich. Ohne groß zu überlegen, pickte ich ein paar Kartoffeln und gab ihm die Gabel, doch er lehnte ab. ,,Entweder du nimmst was, oder ich haue wieder ab", zischte ich. Ich hasste es, wenn irgendwas wegen mir war, denn das erinnerte mich immer an meine Mutter, die mir für alles die Schuld gab. Shawn nahm unsicher die Gabel und steckte sie, ohne den Blickkontakt abzubrechen, in den Mund. ,,Geht doch", sagte ich zufrieden und gab ihn danach hin und wieder die Gabel. Als ich den Pappteller wegschmiss, spürte ich, dass ich total müde war und das schien Shawn zu merken. ,,Ist die kleine Felicity müde?", witzelte er und ich schaute ihn nur genervt an, während ich mich hinsetzte. Dann herrschte Stille und ich zwang mich dazu, zu erzählen, was passiert war.

,,Du musst wissen, dass meine Mutter und ich nicht das beste Verhältnis haben, aber es war nicht immer so... Ich war ihr Liebling, aber ich war so eine richtige Zicke, arrogant und einfach nur egoistisch" ,,Wie deine Schwester?", unterbrach er mich mit großen Augen, doch ich nickte nur verwirrt. ,,Der scheint meine Schwester doch nicht so zu mögen, wie es aussah Egal wen ich es erzähle, die wollen es mir nie glauben, dass ich so eine asoziale Person war. ,,Helena, meine alte beste Freundin war diejenige, die für diese Veränderung gesorgt hatte. Seit der 5. Klasse waren wir richtig dicke und sie war wie eine unbiologische Schwester für mich. Doch ein paar Jahre später litt sie unter Depressionen und Magersucht und musste in eine Klinik eingewiesen werden. Noch heute gebe ich mir die Schuld, weil ich einfach so egoistisch war um das zu merken, bevor es zu spät war. Sie wechselte dann die Schule und ich war seitdem allein. Tage, Wochen und Monate hatte ich gebraucht um zu merken, was für einen scheiß Charakter ich hatte. Seither änderte sich alles. Ich hatte Menschen kennengelernt und gleichzeitig welche verloren, wie zum Beispiel meine eigene Mutter. Sie kam überhaupt nicht klar, begann mich wie die Pest zu hassen und mich richtig runter zu machen, wie vorhin auch"

Ich atmete tief durch und schaute Shawn an, der mich nachdenklich anblickte. Was meine Mutter genau sagte, erzählte ich mit Absicht nicht. ,,Ich hätte niemals gedacht, dass du so eine Last tragen musst. Man merkt dir das überhaupt nicht an" ,,Das ist eine Fähigkeit, die ich erlernt habe. Ich kann meine Trauer sehr gut verbergen. In der Schule bin ich an manchen Tagen mega aufgedreht und zu hause blase ich Trübsal. Wenn ich es aber nicht verbergen kann, dann sag ich dass ich müde bin und dann ist gut. Du bist der erste seit Jahren, dem ich jetzt alles wieder erzähle", sagte ich wahrheitsgemäß. ,,Das sehe ich mal als große Ehre an", sagte er und legte einen Arm um mich, woraufhin ich meinen Kopf auf seiner Schulter anlehnte. Es war einer der schönsten Momente.

,,Soll ich dich nach Hause bringen?" ,,Ich übernachte bei Carlotta", sagte ich nachdenklich. ,,Ist doch super! Ich wollte auch dort übernachten, damit ich dann morgen beim Abbau helfen kann. Dann bringe dich in mein Auto, hole dann deine Sachen und gebe dann Carlotta Bescheid und hole dann ihren Schlüssel, einverstanden?" ,,Ja, vielen lieben Dank nochmal", sagte ich und wir machten uns langsam auf dem Weg zurück. Er öffnete den Beifahrertür für mich und verschwand dann in die Halle. Nach 20 Minuten kam er raus und hatte Carlotta im Schlepptau. ,,Ah fuck... Wie soll ich das erklären? Wenn Carlotta das erfährt, stellt sie die Frau zu Rede und ich leide dann darunter" ,,Fellie, Shawn erzählte mir, dass es dir nicht so gut geht und du Kopfschmerzen hast. In der obersten Schublade in der Diele sind Tabletten, falls du welche brauchst. Gute Besserung meine Große", sagte Carlotta und ich bedankte und verabschiedete mich. Shawn nahm am Steuer Platz und fuhr los.

,,Du hast es ihr nicht erzählt, oder?", fragte ich sicherheitshalber, doch er schüttelte den Kopf. ,,Ihr und meinen Eltern hab ich gesagt, dass dir ein wenig schwindelig ist und leichte Kopfschmerzen hast" ,,Danke, du hast mir soeben das Leben gerettet", sagte ich erleichtert und Shawn lächelte nur. ,,Jetzt hab ich dir den Abend vermiest... Tut mir leid", sagte ich ein wenig traurig. ,,Ach, ich bin nicht so gerne auf große Veranstaltung, zumindest für so lange", stellte er mir klar.

In der Wohnung angekommen, schaute ich unglücklich in den Spiegel. ,,Oh Gott, I look like eine Vogelscheuche", sagte ich auf denglisch und Shawn begann zu lachen. ,,Also wenn du eine Vogelscheuche wärst, dann wärst du eine wunderschöne Vogelscheuche", versuchte er sich rauszureden, worauf ich ihn mit großen Augen anblickte. ,,Also nicht das du so aussieht... Ich meinte es nicht so..." Ich begann zu lachen, als Shawn verzweifelte. ,,Schon gut... Ich mache gleich Tee, willst du auch?" ,,Ja, bitte. Am besten Früchtetee", sagte er, während ich mich auf dem Weg ins Badezimmer machte. Dort schminkte ich mich ab, zog mich um und bürstete meine Haare. Danach ging ich ins Wohnzimmer und blieb wie angewurzelt stehen.

Shawn hatte nur ein T-Shirt und eine knielange Hose an. Diese Armmuskel waren einfach perfekt und mir fiel es eindeutig schwer meinen Blick von ihm zu lösen. Doch irgendwie schaffte ich es und begab mich in die Küche und kam nach 10 Minuten mit dampfenden Tassen wieder zurück. ,,Ich hab ein paar Decken geholt, damit ein wenig gemütlich ist", sagte er und bedankte sich für den Tee. Ich stelle meine Tasse ab und kuschelte mich in den Decken ein und mal wieder hörte ich ein Lachen. ,,Sag mal, was ist denn jetzt so witzig", fragte ich ihn gespielt genervt. ,,Ich finde es süß... Also süß wie du dich über die Decken gefreut hast", sagte er und errötete leicht. ,,Gott, war das peinlich Die nächsten Stunden unterhielten wir uns, putzten die Zähne und schauten noch einen Film. Nach unseren Gespräch, wurde mir Shawn immer sympathischer, da er mir vieles aus seinem Leben erzählte. Während des Filmes spürte ich, wie meine Augenlider schwerer wurden.

Lache das Leben an und es knurrt zurück (Shawn Mendes Ff) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt