*Shawns Sicht*
Felicity erzählte mir alles: Was vor, während und nach Lukes Geburtstag und während des Ballabends geschah. Sie erzählte von ihrer Kindheit, von den Schlägen, die sie von ihrer Mutter bekam, bis sie es ihrer Tante anvertraut hatte und sie ihrer Schwägerin mit der Polizei gedroht hatte. ,,Sie hatte seitdem aufgehört, aber sie hasste mich nur noch mehr und behandelte mich wie Dreck. Ich hatte Depressionen, doch durch meine Freunde und meiner Therapeutin war ich wieder bereit zu kämpfen. Das was passiert Shawn. Warum ich dir das jetzt erst erzähle? Weil du jetzt Scarlett heiraten wirst, das war ja das Ziel und ich bin ja keine Gefahr mehr. Ich wollte uns beide damals nur schützen, weil meine Mutter gedroht hatte, dir was anzutun. Aber ich finde, dass du das Recht hast, die Wahrheit zu erfahren", beendete sie die Geschichte. Schockiert starrte ich vor mich hin.
Ich konnte es nicht fassen, was WIRKLICH passiert war. Felicity suchte währenddessen ein Taschentuch in ihrer Handtasche, da es für sie ein wenig emotional war, was ich aber auch total nachvollziehen konnte. ,,Also... Meine Verlobte und ihre Mutter haben dir gedroht, weil sie verhindern wollten, dass wir Kontakt haben?", fasste ich mit leiser Stimme die Geschichte zusammen. Mit Absicht hatte ich die beiden aus meiner Sicht erwähnt, damit sie sich nicht allzu verletzt ist, dass es ihre eigene Familie war. Ich wusste, dass Scarlett nicht gutherzigste Mensch auf Erden war, aber das kam ein wenig unerwartet. ,,Ja, nachdem meine... Meine Mutter mich geschlagen hatte, kam Carlotta zufällig zu uns nach Hause, weil sie einen Schlüssel hatte und mich eigentlich nach der Überraschungsaktion fragen wollte und bisschen mit Papa quatschen wollte. Stattdessen musste sie sich das Familiendrama mit ansehen. Da ich bewusstlos war, rief sie panisch den Krankenwagen an... Carlotta wollte zur Polizei gehen, aber... Aber ich wollte es nicht, weil zu große Angst hatte und es... Es meine Mutter war", flüsterte sie mit Tränen in den Augen. Ein paar Leute linsten zu unserem Tisch, was es irgendwie nicht besser machte.
Ich wusste nicht wirklich, was ich machen sollte, doch irgendwann stand ich auf und stellte mich vor Felicity, die sich die Nase putzte. Sie schaute verwirrt auf, da sie noch am Tisch saß und dadurch ein ganzes Stück kleiner war als ich. ,,Es tut mir leid... Es tut mir schrecklich leid", sagte ich und breitete meine Arme aus. Mein Gegenüber verstand es sofort und drückte sich sofort an mich und heulte dann richtig heftig los. Ich hatte das Gefühl, Felicity beschützen zu müssen. Ihr zu zeigen, dass sie damals definitiv nichts falsch gemacht hatte. Alles in mir begann heftig aber angenehm zu kribbeln und am liebsten hätte ich sie nie wieder losgelassen. ,,Was passiert hier gerade?"
Nach einer Weile lösten wir uns aber voneinander und schauten uns einfach an. Ihre braunen, noch von den Tränen leicht geröteten Augen zogen mich einfach an und konnte schon damals nie genug davon haben. ,,Felicity? Darf ich dich mal was fragen?", fragte ich sie, nachdem sie genickt hatte. ,,Ich ehm... Ach vergiss es", unterbrach ich mich selbst. ,,Nein, was wolltest du mich fragen?", drängte sie mich neugierig. ,,Du... Magst du mich noch? Also magst du mich sehr?", fragte ich sie vorsichtig. ,,Ja, ich glaub schon... Du?", schaute sie weg und stellte sie leise die Gegenfrage, doch ich schwieg, ich hatte keine Ahnung.
Keine Frage, ich mochte Felicity, aber was war mit Scarlett? Auch wenn sie eine totale Scheiße abgezogen hatte, würde ich meine Verlobte nicht betrügen. Das würde ich bei keinem machen. ,,Achso, alles klar", murmelte sie. Ich hatte ihr keine Antwort gegeben, auch nicht, als sie sich schnell die Jacke anzog, Kleingeld neben ihrer Tasse ablegte und ihre Tasche nahm. ,,Felicity, warte!", rief ich und hob meine Hand, als sie zur Tür schritt. Sie blieb stehen, drehte sich um und schaute mich mit einem kalten Blick an. ,,Ich... Es tut mir leid", sagte ich mit schwacher Stimme und ließ meinen Arm wieder runter. ,,Nur damit du das weiß, du Arsch: Ich liebe dich", hauchte sie weinend und rannte dann raus.
Inzwischen waren alle Augenpaare der Cafébesucher auf mich gerichtet. Ich seufzte nur verärgert über mich selbst, bezahlte und verließ ebenfalls das Café. Gedankenverloren lief ich in den nächstgelegenen Park und nahm dort auf einer Bank Platz und begann zu überlegen. Zum einen war ich mit Scarlett verlobt und die Hochzeit stand an, zum anderen aber empfand ich nicht mehr das gleiche für sie und umso mehr für Felicity, aber ich habe es gerade eindeutig vermasselt, weil ich mir nicht sicher war. Aber Scarlett hatte mich in den letzten Jahren immer unterstützt und mich aufgebaut, aber sie hat die ganze Zeit gelogen und mich ,,manipuliert" und Felicity hat so einiges, mir zu Liebe, geopfert... ,,Ach keine Ahnung... Fuck, was mache ich jetzt?" Ratlos ging ich nach Hause und ging direkt ins Bett. Ich hatte keinen Appetit, generell wollte ich nichts machen. Ich schmiss die Zeitung von heute morgen weg, doch schaute genauer hin, als sie im Eimer lag. ,,Lache das Leben an, und es knurrt zurück", stand da als Zitat des Tages. Mich hatte sowas noch nie großartig interessiert, doch dieses Zitat zwang mich nahezu zu lesen. Kopfschüttelnd legte ich den Deckel auf den Mülleimer und lief ins Schlafzimmer.
Dieses Zitat traf eigentlich auf mich zu. Bis zum Abendessen gestern war alles perfekt: Ich liebte Scarlett, die meine Ehefrau werden sollte, auch wenn kaum einer begeistert davon war und dann hätten wir das Leben von nun an gemeinsam gelebt. Ich wäre total glücklich und jetzt? Jetzt wusste ich nichts. Von Scarlett hatte ich nichts mehr gehört, doch irgendwie war es mir egal und vielleicht war es auch besser so, dass sie heute nicht mehr kam. Ich versuchte zu schlafen, aber es gelang mir nicht wirklich. ,,Das wird ja eine angenehme Nacht..."
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Lache das Leben an und es knurrt zurück (Shawn Mendes Ff)
FanfictionFelicity führte ein schreckliches Leben, ihre Familie hasste sie und geliebte Menschen hatte sie auch verloren. Aber zum Glück standen Felicitys besten Freundinnen und ihre Tante hinter ihr. Doch an einem Tag stand ihre Welt auf dem Kopf, als sie au...