«23. Kapitel»

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*Felicitys Sicht*

Schniefend hielt ich an und wischte meine Tränen vom Gesicht weg, was mir aber nichts brachte, da mir immer noch ununterbrochen die Tränen liefen. Was hatte ich erwartet? Vielleicht, dass Shawn meine Liebe erwiderte und es dann ein Happy End gab? Oder dass er Scarlett nie geliebt hatte, sondern das alles nur wegen mir mitgemacht hatte? Ich begann tief ein und aus zu atmen und schaute um mich herum und es blieb für einen Moment die Welt stehen. Ich war an der Straße, wo ich meine ersten 18 Jahre verbracht hatte. Mein Zuhause, wo ich so vieles erlebt hatte. Ich schaute in eins der Wohnungsfenster meines Elternhauses und erfasste einen Entschluss.

Unsicher drückte ich an einer der vielen Klingelknöpfe. Den Knopf von meiner Familie, falls ich sie noch als Familie bezeichnen konnte. Es passierte nichts und ich klingelte noch einmal. Es geschah immer noch nichts, also wandte ich mich von der Tür ab und lief los, als plötzlich jemand wie bescheuert anfing zu hupen. Vor Schreck blieb ich wie angewurzelt stehen und lachte dann fassungslos, als ich Papas Auto erkannte. Er parkte in der nächsten Lücke und sprang nahezu aus seinem Auto und rannte auf mich zu, doch blieb zehn Meter vor mir stehen und schaute mich unsicher an. Ich schüttelte lächelnd den Kopf und sprintete auf meinen Vater zu und warf ihn fast zu Boden. ,,Mein Spatz! Ich glaub es nicht, was machst du denn hier? Ich... Ich hab dich so doll vermisst!", fing er an während der Umarmung freudig zu reden, was mir wieder Tränen in den Augen trieb. ,,Ich hab dich auch vermisst Papa", flüsterte ich und schloss erleichtert meine Augen. ,,Möchtest du noch reinkommen? Deine Mutter und Scarlett sind nicht da", sagte mein Vater nach der Umarmung und zog mich direkt zur Wohnung.

Dort gab er mir ein Glas mit meinem Lieblingssaft und ein paar Kekse. ,,Mensch Papa, setz dich mal hin! Ich verhungere nicht", ermahnte ich ihn grinsend. Er lächelte nur, aber nahm Platz. ,,Erzähl mal, was gerade los war" ,,Wie bitte?", fragte ich, da ich nicht wusste, was er meinte. ,,Ich weiß, dass du wegen der Hochzeit hier bist, immerhin hab ich dir die Karte geschickt. Du hattest schon vorher rote Augen, als hättest du geheult... Also was ist los?" Lange schwieg ich, doch irgendwie musste ich es jemandem erzählen. ,,Shawn... Shawn hat mir einen Korb gegeben" ,,Wie, er hat dir einen Korb gegeben?" Ich seufzte kurz ,,Wir haben uns umarmt und dann haben wir uns so intensiv in die Augen geschaut und dann hat er gefragt, ob ich ihn sehr mag. Keine Ahnung was ich erwartet hatte, aber ich hab ,Ja' gesagt und die Gegenfrage gestellt und keine Antwort bekommen. Ich hab dann wütend meine Liebe zu ihm gestanden und bin dann aus dem Café gerannt, und bin dann unbewusst hier gelandet... Und jetzt bin ich hier. Alle hatten gehofft, dass ich noch die Hochzeit aufhalten kann, aber ich hab versagt und damit die letzte Hoffnung und Chance für alle vergeigt", schluchzte ich auf. ,,Ach Mäuschen, es ist nicht deine Schuld, nur weil du die letzte Hoffnung für alle warst. Mach dir da keinen Kopf drum, dass du alle enttäuscht hättest, denn du hast es ja versucht" ,,Hmm... Vielleicht hast du Recht" ,,Aber du kommst doch, oder?", fragte mein Papa nun.

Eigentlich war ja diese Hochzeit wie eine Beerdigung für mich. Ich werde mega traurig sein wegen einer Person, in dem Falle nicht weil er tot ist, sondern eine Frau heiratet, die ich nicht so Bombe finde. Mir wird das Herz so richtig gebrochen, ich werde in der Kirche sitzen und zuhören, aber ich kann mit der ,,Veranstaltung" diesen Teil der Vergangenheit abschließen und das Leben weiterleben. ,,Ja, ich werde kommen", antwortete ich schließlich. Mein Vater sah ziemlich erleichtert aus, während ich aber nur gequält lächelte.

Zwei Tage waren seitdem vergangen und ich stand an Bahnhof mit Luke. Gestern hatte ich allen das Geschehen erklärt und alle hatten mich nur getröstet und es mir nicht übel genommen. ,,Puh, ich weiß nicht, ob ich den Hochzeitstag überleben werde", murmelte ich. ,,Ich bin doch da! Wenn was ist, oder du einfach kuscheln möchtest, springst du mich an", witzelte Luke. Er wollte mich aufheitern, was ihm aber nur so halb gelang. ,,Ach Felicity, wir schaffen das schon irgendwie...", munterte er mich auf, aber ich konnte nur schwach lächeln. ,,Ich hab dich lieb Lukiboy", kicherte ich, da er mich böse anschaute. Er hassten diesen Namen. ,,Ich dich auch Felicitybaby", grinste er und kassierte ein paar Schläge ein. ,,Arschloch, ich hasse dich", sagte ich lachend. ,,Mission: Cousine-zum-Lachen-bringen erfolgreich", sprach er dann und ich boxte ihn gegen die Schulter. ,,Mann, warum so gewalttätig?" ,,Meine Art dir Danke zu sagen" ,,Da wird mir dein Mann leidtun" ,,Wenn ich überhaupt einen Mann finden werde", antwortete ich ein wenig traurig. ,,Ich meinte das nicht so... Sorry, ich Vollidiot!" ,,Allerdings" Wir beide begannen zu lachen. Der Zug fuhr dann auch schon ein und ich umarmte meinen Cousin, der aber eher erwürgt wurde. ,,Wir sehen uns dann bei der Hochzeit", verabschiedete ich mich, nahm meinen Koffer und stieg ein. Luke winkte mir zu und blieb an Ort und Stelle stehen. Er stand da auch noch, als mein Zug losfuhr und ich hob die Hand bis ich Luke als kleinen Punkt sah.

Ich rief Marcel an, um ihn zu sagen, dass ich zurückkam. ,,Marcel? Kannst du mich bitte abholen?", begann ich das Telefonat. ,,Wie? Kommst du schon nach München? Was ist passiert?" ,,Ja, sitze im Zug und erkläre ich dir dann... Ich werde an Gleis 4 sein" ,,Ehm... Okay, bis gleich" ,,Ja... Bis gleich", sagte ich und legte dann auf. Gedankenverloren starrte ich aus dem Fenster und wusste nicht so wirklich wie ich mich fühlte.

Ich kam in München an und ein verwirrter Marcel nahm mich im Empfang. Er nahm mich wortlos in den Armen und strich über meinen Rücken, während ich erneut anfing zu weinen. ,,Ich war zu spät", krächzte ich und versteckte mein Gesicht in Marcels Brust. ,,Shh... Es tut mir leid", flüsterte mein bester Freund. Nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte, liefen wir zum Auto und fuhren los. Die Fahrt verlief wortlos und auch zu Hause konnte ich kein Wort aussprechen. Ich wusste, dass Marcel nicht sauer war und mir Zeit ließ, die ich auch brauchte. Mit nassen Wangen schlief ich dann irgendwann ein und hoffte, dass der nächste Tag besser wurde.

Lache das Leben an und es knurrt zurück (Shawn Mendes Ff) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt