«1.Kapitel»

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*Felicitys Sicht*

,,Auf unser bestandenes Abitur!", sagte Anneke glücklich und hob ihr Kaltgetränk in die Mitte. Während Elisa ebenfalls begeistert ihr Glas anhob, tat ich es ihnen gleich, allerdings ohne große Gefühle und Emotionen. Aus meinem Blickwinkel sah ich zwar, wie beide sich unsicher anschauten, aber ich ignorierte es einfach. ,,Wir müssen noch Ballkleider kaufen... Ach, und Jay Garrick ist Zoom!" Bei der letzten Aussage von Anneke hob ich zum ersten Mal seit der Ankunft meinen Kopf und schaute sie fassungslos an. ,,Du hast gerade nicht ernsthaft gespoilert, oder?", sagte ich so ruhig wie möglich und atmete tief ein und aus, um nicht auszurasten.

Anneke und ich waren große Fans der Serie ,,The Flash". Grant Gustin, der Barry Allen spielte, war nicht der einzige Grund. Parallelwelten und Zeitreisen spielten eine große Rolle. Phänomene, die mich echt interessierten. Zum Beispiel, was sich bei einer kleinen Veränderung in der Vergangenheit alles in der Zukunft ausmachen konnte.

,,Ach Felicity, Anneke hat nur gespoilert, weil du so abwesend warst. Was ist nur los mit dir?", fragte mich Elisa. ,,Ja, was ist los? Du hast dein Abitur mit 1,4 bestanden und machst ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter!", gab Anneke ihren Senf dazu. Sie hatten ja beide Recht, es gab im Moment keinen Grund so unglücklich zu sein, aber ich war schon viel weiter. ,,Leute, ihr wisst ja, dass ich studieren will. Also nicht hier, sondern weiter weg", sagte ich. ,,Ja, weil du es bei deinen Eltern nicht mehr aushältst... Oder wirst du sie etwa vermissen?", fragten sie mich ungläubig.

Ja, ich fühlte mich sehr unwohl bei meinen Eltern, da sie mich kaum beachteten und nur Augen für meine Schwester hatten. Sie behandelten mich wie eine fremde Person und sagten immer, dass ich nichts kann. Kurz gesagt: Sie hassten mich einfach. Aber zurück zu meinen besten Freundinnen, die anscheinend nicht wirklich verstanden, worauf ich hinaus wollte.

,,Nein, ich werde sie bestimmt nicht vermissen, aber ich werde euch ganz doch vermissen. Ich kann mir ein Leben ohne euch kaum vorstellen", sagte ich immer leiser und senkte meinen Kopf. ,,Och Fellie! Wir werden dich auch schrecklich doll vermissen, aber du musst hier raus aus München! Deinen Eltern zeigen, dass du dich nicht unterkriegen lässt und selbstständig bist", sagte Elisa und umarmte mich liebevoll. ,,Gruppenkuscheln!", hörte ich Anneke laut rufen und ich spürte wortwörtlich die Last auf meinen Schultern und konnte mein Grinsen kaum verkneifen. Deswegen schätzte ich die beiden so. Sie waren in dunkelsten Zeiten mein Licht.

Nach der Umarmung nippten wir alle weiter an unserem Kaltgetränk. ,,Was macht ihr so in den nächsten Tagen? Vielleicht sollten wir zusammen für unsere Ballkleider verabreden'', fing Anneke an die angenehme Stille zu unterbrechen. ,,Wie wär's mit nächstes Wochenende?", fragte Elisa uns, doch ich schüttelte traurig den Kopf. ,,Lukes 20. Geburtstag wird am Samstag in einer gemieteten Halle gefeiert, weil er an seinem 18. im Ausland war. Bedeutet, dass ich am Freitag beim Aufbau und am Sonntag beim Abbau helfe." ,,Luke? Dein Cousin Luke? Der Ich-schweige-gegenüber-der-Welt-und-tue-als-wäre-ich-taub-und..." ,,Es reicht Anneke", unterbrach Elisa sie, ,,Er ist doch inzwischen viel freundlicher. Außerdem wurde ich auch eingeladen, also kann ich sowieso nicht" Anneke und ich schauten uns mit großen Augen an. Ihr Blick sagte das aus, was ich dachte: ,,Was zur Hölle​ läuft da zwischen den beiden?"

Seitdem Elisa Luke zum ersten Mal gesehen hatte, verteidigte sie dauernd meinen Cousin. Luke hatte eine Phase, in der er sich vollkommen zurückzog und mit niemanden sprach. Inzwischen ist er auf dem Weg wieder kontaktfreudiger zu sein, aber mich ignorierte er immer noch. Ich war von dieser Abneigung total verletzt worden und brauchte lange bis ich darüber hinwegkam. Denn früher waren wir wie Geschwister, haben alles zusammen gemacht, wir kannten jedes Geheimnis voneinander und er gehörte zu den wenigen Personen, die meine Schwester nicht bevorzugten. Aber wesentlich mysteriöser als das ganze hier war, dass Luke erst seine schweigende Phase brach, als er Elisa zum ersten Mal sah. Ich hatte schon eine Theorie aufgestellt, welches Elisa immer abstritt. Trotzdem blieb sie noch bestehen.

,,Ja, der Luke. Und Elisa, wann hattest du es vor mir zu erzählen?", sagte ich leicht sauer und trommelte ungeduldig mit meinen Finger auf dem Tisch. Sie wurde augenblicklich rot im Gesicht, woraufhin Anneke und ich uns erneut ansahen. ,,Ja, Luke hatte mir geschrieben, und mich eingeladen", nuschelte sie und vermied den Augenkontakt. Versteht mich nicht falsch, Elisa ist wundervoll und hat gerade deswegen so was wie ihn nicht verdient. Luke wäre sogar passend für sie, wenn er mein Vertrauen nicht so missbraucht hätte. Ich wollte einfach nur nicht, dass es für Elisa genauso endete. Vielleicht war ich aber auch leicht eifersüchtig, weil Luke und ich so dicke gewesen waren und mich ignorierte, aber sich mit meiner besten Freundin, die er erst vor einem Jahr an meinem 18. Geburtstag zum ersten Mal gesehen hatte, super verstand. ,,Egal, wie auch immer. Ich mache diese Mühe nicht für ihn, sondern für seine Mutter", sagte ich und lächelte.

Carlotta war die netteste und beste Person auf der ganzen weiten Welt. Sie war für mich wie eine ,richtige' Mutter. Meine Tante war die einzige, die mich bei meinen Aufführungen begleitete und zuschaute oder wenn ich zu Besuch war, mich herzlich empfing und mir positive Energie gab. Alles was mir in meiner Familie fehlte, gab sie mir: Vertrauen, Liebe, Geborgenheit, Motivation und Unterstützung. Auch die schönsten Momente in meinem Leben habe ich nur ihr zu verdanken, wie zum Beispiel die coolste und aufwendigste Feier für meinen 18. Geburtstag oder eine Reise nach Irland, wo ich schon seit vielen Jahren hinwollte.

,,Also, ich muss dann mal los, Ciao und bis dann!", sagte Elisa hastig und verschwand dann auch schon, ehe wir ihre Verabschiedung erwidern konnten. ,,Anneke, ich mache mir ernsthaft Sorgen um Elisa. Luke ist zu allem fähig und sie ist eine sehr empfindliche Person", murmelte ich. ,,Ach komm, wir haben schon alles gemacht was man machen konnte. Vielleicht sollten wir beide deinen Cousin eine Chance geben und nicht sofort als negativ abstempeln. Mach dir mal keinen Kopf drum", beruhigte Anneke mich. Ich nickte kurz, umarmte sie und verabschiedete mich, ehe wir uns auf dem Weg in verschiedenen Richtungen machten.

Hey,
ja, ich hab wieder eine neue Fan-Fiction am Start, wie fandet ihr es bis jetzt? Egal ob Lob oder Kritik, lasst es mich bitte wissen.
S.❤

Lache das Leben an und es knurrt zurück (Shawn Mendes Ff) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt