«19. Kapitel»

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*Felicitys Sicht*

,,Viel Erfolg und vergiss nicht, mir gleich alles zu berichten", sagte Elisa zu mir, ehe ich aus ihrem Auto ausstieg und vor der Haustür meiner Tante stand. Ich atmete tief ein und aus, bis sich mein Puls einigermaßen normalisierte und klingelte dann. Die Tür öffnete sich und als ich oben ankam, stand Tante Carlotta da und hielt vor Freude die Hände vor ihrem Mund. ,,Hi", sagte ich unsicher, aber ich bekam erstmal keine Antwort sondern eine kräftige Umarmung. ,,Oh meine Kleine! Du siehst so erwachsen aus! Dein Haarschnitt, mal was neues! Ich hab dich so unendlich doll vermisst!" Meine Haare, die noch damals bis zur Brust ging, waren etwas kürzer als die Schulterlänge. Seit ich in Bochum wohnte, hatte ich mir für die neue Frisur entschieden, als Neuanfang. ,,Danke, ich habe dich auch vermisst. Ich bin gestern hier angekommen und da wollte ich dich besuchen" ,,Komm erstmal rein", sagte sie freudig und schloss die Tür hinter uns. ,,Maaaa, wer hat gekli...", unterbrach Luke sich selbst. ,,Luuukkeee....Überraschung!", rief ich und rannte auf ihn zu. Mein Cousin riss die Augen und Arme auf, aber er war immer noch so geschockt, dass wir bei der Umarmung das Gleichgewicht verloren und lachend auf dem Boden lagen. ,,Fellie, lange nicht gesehen! Dein Aussehen hat sich ganz schön verändert. Ich hätte dich nicht sofort erkannt...Ich meine so viele Falten, schon krass", sagte er und bekam nicht nur eine Schelle von mir. Luke wehrte sich lachend und ich hörte erst auf, als er sich entschuldigte.

Wir saßen im Wohnzimmer und Carlotta brachte ihren berühmten Früchtetee. ,,Ich hatte doch gestern Abend mit deiner Mutter telefoniert, aber sie erwähnte deine Anwesenheit nicht" ,,Ich bin spontan gestern angekommen und übernachte bei Elisa. Meine Familie weiß nicht, dass ich hier bin" ,,Ich wusste gar nicht, dass du spontan sein kannst", sagte Luke sarkastisch. ,,Marcel, mein Mitbewohner, hat das organisiert", sagte ich. Dass er es aufgrund der Hochzeit dies tat, verschwieg ich. Als hätte mein Cousin meine Gedanken gelesen, sprach er mich auf die Hochzeit an und sagte: ,,Ich weiß nicht ob du das schon mitbekommen hast, aber Scarlett..." ,,...und Shawn heiraten, I know... Hab die Einladung zugeschickt bekommen", beendete ich Lukes Satz. ,,Also dafür, dass das dein Crush und deine Schwester sind, bist du echt entspannt" ,,Du weißt nicht, wie ich reagiert habe, als ich diese Namen gelesen habe" ,,Also liebst du Shawn noch?", fragte Luke mich. Doch bevor ich antworten konnte, klingelte es an der Tür. Während meine Tante aufstand und ging, schaute mich Luke fragend an. ,,Ich weiß es nicht, egal ist er mir nicht" ,,Na dann ist das die perfekte Bedingung um es aufhalten zu können, oder?", sagte mein Cousin und schaute mich vielversprechend an. Langsam wurde ich sauer und zischte: ,,Wieso erwartet ihr eigentlich alle, dass ICH die Hochzeit aufhalte? Erstmal Marcel, dann Elisa und Anneke, und jetzt kommst du auch noch damit an" ,,Das ist ganz einfach! Erstens will keiner, dass die Hochzeit stattfindet. Zweitens alle, die dich kennen, wünschen nur das Beste für dich, weil du so eine harte Vergangenheit hattest. Und drittens Shawn und du, ihr seid das Dreamteam. Das hat sogar die Mutter von ihm gesagt!" ,,Allerdings", hörte ich eine vorerst unbekannte, weibliche Stimme sagen.

Ich schaute geschockt auf, wie Luke auch. Frau Mendes stand da, die Mutter von Shawn. Sie stand da und lächte mich an. ,,Hallo meine Süße. Wie geht es dir?", fragte sie mit einer beruhigenden Stimme. ,,Ich bin nur verwirrt. Wie geht es Ihnen?", sagte ich ehrlich. ,,Ich denke, dass ich auch verwirrt bin. Genau wie du" Ihre Stimme hatte etwas geheimnisvolles an sich, es war so, als würde hinter jedem Satz eine verschlüsselte Nachricht verbergen. Lange herrschte ein undefinierbares Schweigen, bis ich diese brach. ,,Aber wie kam es dazu... also Scarlett und Shawn..." Ich konnte irgendwie keine vollständige Sätze vollbringen, aber sie verstand mich. ,,Nachdem du gegangen warst, war Shawn komplett fassungslos. Keiner wollte ihm die Wahrheit erzählen. Seine Eltern, sein bester Freund Luke, seine Mutter, niemand. Scarlett hat das zu eigenen Nutzen genommen und Shawn eine komplette Lüge erzählt", begann sie. ,,Was für eine Lüge?", fragte meine Tante verwirrt. ,,Das war doch knapp fünf Jahren passiert, warum fragt sie es jetzt erst?"

,,Deswegen bin ja gekommen, um es euch zu erzählen!", sagte sie unglücklich, ,,Sie hatte Shawn erzählt, dass Felicity nach dem Kuss gemerkt hatte, dass sie doch nicht so viel für meinen Sohn empfand und aus Feigheit verschwand" ,,WIE BITTE? ICH BRINGE SIE UM!", schrie ich und gestikulierte aggressiv mit meinen Armen. Während Luke versuchte mich mühevoll zu beruhigen, erzählte sie weiter:,,Er wollte es ihr nicht glauben, aber da der Rest geschwiegen hatte, kam es ihm immer realistischer vor. Das hatte er mir gestern beim Frühstück erzählt, ehe er weg war. Shawn gab dich, Felicity, auf und war dann deiner Schwester dankbar und sah sie als einzige Bezugsperson. Er denkt, dass er sie aus vollem Herzen liebt und nach der Hochzeit bis an sein Lebensende glücklich ist mit ihr, aber das wird er nicht" Ich schaute erwartungvoll zu ihr auf und wusste nicht mal, was ich erwartete. ,,Ich bin seine Mutter und er liebt Scarlett nicht. Er bildet es sich nur ein, um dich zu vergessen. Bitte hol meinen alten Sohn zurück Felicity", sagte sie leise und schaute mir fest in die Augen.

,,Aber was soll ich machen? Ich bin nicht dazu fähig, mein Kopf ist nicht dazu fähig", flüsterte ich. ,,Aber dein Herz ist dazu fähig. Du willst es aber selbst nicht glauben, du willst dich selbst vor Risiken schützen", sagte nun meine Tante. Ich schloss meine Augen und hörte einfach tief in mich hinein. ,,Du liebst Shawn Mendes... Du liebst ihn und du darfst und willst ihn nicht an deiner Schwester verlieren... Sonst bist du verloren" Als ich meine Augen öffnete, sahen mich drei Augenpaare neugierig an. ,,Ja, ich versuche es", sagte ich entschlossen und alle begannen zu jubeln. ,,Wisst ihr was? Ich lad euch alle drei zum Mittagessen morgen ein. Geht 13 Uhr?", fragte sie uns hoffnungsvoll. Wir stimmten ihr zu und in meiner Magengegend bereitete sich ein unwohles Gefühl aus. Mein Bauchgefühl hatte noch nie versagt.

Lache das Leben an und es knurrt zurück (Shawn Mendes Ff) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt