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Jaguna

Ich ging durch den Wald und sammelte essbare Beeren.
In Gedanken versunken stand ich vor den Gebüschen und legte die Früchte in ein Stück Leder, das ich schließlich nahm, mich umsah und dann ging.
Meine Füße trugen mich über mehrere Wurzeln und Pflanzen, bis ich auf der Lichtung ankam.
Vor mir befand sich eine Höhle in einem großen Felsen und ich ging auf sie zu.
Ich ließ meinen Blick über die vielen, auf dem Boden verteilten Felle schweifen und setzte mich schließlich auf eines von ihnen.
Mein Zuhause war nicht sonderlich gemütlich oder warm aber dafür sicher.
Nacheinander schob ich mir die Blaubeeren in den Mund und schloss genießend die Augen.
Es wird Zeit.
Langsam stand ich auf und legte das dreckige Leder auf den Steinboden.
Ohne lange zu überlegen schob ich die grünen Rankenpflanzen zur Seite, trat aus dem Versteck und sah zur untergehenden Sonne.
Sie schien über alle Bäume hinweg direkt in mein Gesicht.
Der Wind wehte meine glatten, dunkelbraunen Haare nach hinten.
Wie ich meine Freiheit doch liebe...

Meine nackten Füße liefen durch den riesigen Wald und ich sprang geschickt über einen Baumstumpf.
Dann verlangsamte ich mein Tempo und hielt schließlich ganz an.
Ich roch etwas.
Essen.
Meine Nase gegen den Wind gestreckt, versuchte ich heraus zu finden, wo sich mein Opfer befand.
Alles in meinem Körper war angespannt.
Nordwest.
Vorsichtig folgte ich der Fährte und erblickte schließlich ein unschuldiges Kaninchen.
Du bist meins.
Grinsend verwandelte ich mich, landete auf meinen weichen Pfoten, die bei den Schritten, die ich danach ging, lautlos über die Zweige zu huschen schienen und kam dem Tier gefährlich nahe.
Du hast keine Chance.
Mit einem Satz war ich bei ihm und tötete es binnen Sekunden.
Meine Krallen steckten in seinem Fell und das Blut rann aus den vielen Wunden.
Hungrig biss ich dem Wesen in den Nacken und aß es nach und nach auf.
Niemand würde mich stören.
Ich war zu angsteinflößend, als das mich etwas angreifen würde.

In meiner menschlichen Gestalt ging ich zurück zur Lichtung.
Das Licht und die Wärme waren verschwunden und die Nacht brach ein.
Erschöpft kuschelte ich mich in meine Felle und versuchte zu schlafen.
Und hallo Albträume.
Schnell fiehl ich in den erwarteten unruhigen Schlaf, der mich jede Nacht übermannte.

Traum

Das Erste, das ich sah, war mein Dorf.
Flammen züngelten um die Holzhäuser und vernichteten sie und mit ihnen alles was die Dorfbewohner besaßen.
Es war schon fast Nacht und einzig und allein das gigantische Feuer erleuchtete den Platz.
"Mom! Dad!"
Eine Kinderstimme schrie nach ihren Eltern.
Meine Kinderstimme.
"Wo seid ihr?" schluchzend sah mein früheres Ich sich um.
"Jaguna! Lauf!!"
Meine Mutter stand zwischen brennendem Holz und einem Brunnen und versuchte hilflos das Feuer zu löschen.
"Los! Bring dich in Sicherheit!"
Dad sah ich nicht und meine Angst hatte schon längst die Überhand übernommen.
Für einen Augenblick sah ich zum Wald hinter mir.
"Nein! Mom, ich werde euch nicht hier lassen!"
"Aber du musst!"
In meinem kleinen Kopf explodierte alles und ich wischte mir zum hundertsten Mal die Tränen weg.
Auch meine Mutter hatte mit den Tränen zu kämpfen und lächelte mich mittlerweile nur noch verzweifelt an.
Ich musste.
Meine Beine liefen wie von selbst über den Waldboden.
Mehrere Male stolperte ich, doch stand immer wieder auf, um weiter zu rennen.
Weg von dem Feuer.
Weg von den verbrannten Menschen.
Weg von meiner Familie.
Meine Sicht war mehr als nur milchig, doch ich irrte an den hohen Bäumen vorbei.
Ein Knurren.
Das junge Mädchen blieb stehen.
Wölfe.
Voller Angst sah sie in die Richtung des Knurrens.
Dann sprang er aus dem Gebüsch.
Schreiend lag ich auf der Erde, unfähig mich zu bewegen oder gar gegen die mächtigen Pranken zu wehren.
Eine Bewegung und der Stoff an meiner linken Schulter war durch.
"Lass mich in Ruhe!!"
Das Rudel stand um mich herum, jeden Moment bereit anzugreifen.
Der dunkle Wolf über mir knurrte wütend.
Es roch nach Blut und seinem ekligen Atem.
"Bitte, töte mich nicht." hauchte meine dünne Mädchenstimme in die Finsternis.
Langsam stieg die Bestie von meinem Körper und funkelte mich mit leuchtend grauen Augen an.
Dann lief das Rudel ins Unterholz und ich lag schwer atmend da.
Was sollte ich tun?
Meine Wunde am Oberarm schmerzte tierisch.
Ich verzog das Gesicht, als ich mich aufsetzte und die tiefen Schrammen begutachtete.
Es brannte und musste unbedingt gesäubert werden.
Vorsichtig stand ich auf, darauf bedacht den Arm nicht zu stark zu belasten.
Weinend ging ich weiter.
Alles war egal.
Ich musste mich nur verstecken und das Blut weg waschen.
Die Morgenröte zeichnete sich deutlich am Himmel ab und ich kam auf eine Lichtung.
Dann verwischte plötzlich alles vor meinem inneren Auge und ich wachte auf.

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Hey Leute! 👋🏻

Was haltet ihr von meinem neuen Buch 'Jaguna ~ das Geheimnis'? 🌷
Ihr wisst nicht wie lang ich für den Klappentext gebraucht habe...
😉❤
Bitte gebt mir ein Feedback!
Bye!!! 🌸

#800 Wörter😘

P's: Ich habe absichtlich so 'abgehackt' geschrieben, da es noch einmal unterstreicht, dass sie schon jahrelang alleine lebt und für sie, im Moment, nichts mehr richtig wichtig ist.
#eintönigesLeben... 😂😅

Jaguna ~ das GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt