Mein ruhiger Atem begrüßte die Morgenluft und ich dehnte mich.
Die Sonne schien schon eine ganze Weile auf meine Höhle und ich begann mir über die zerzausten Haare zu streichen, was allerdings auch nicht viel nützte.
Die Blätter raschelten, der Wind erzeugte eine Gänsehaut auf meinen Armen und Beinen und ich ging auf die Bäume zu.
Ich muss es wissen.
Langsam kämpfte ich mich durchs Unterholz.
Nach wenigen Minuten verwandelte ich mich und lief dann los.
Der Fluss konnte mich nicht aufhalten und selbst die höchsten Berge dieser Insel hätten es nicht gekonnt, denn wenn ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, zog ich es auch durch.
Der Weg zum Dorf war anstrengend und lang aber ich ließ mich nicht davon beeindrucken.
Kurz machte ich eine Pause, in der ich meinen Hunger stillte und rannte danach weiter.
In meinem Kopf befand sich nur diese eine Frage, die mich schon seit Gestern plagte.
Hat er mich verraten?Mein Blick schweifte über die vielen Holzhäuser und den Marktplatz im Zentrum.
Wo ist er?
Es war schon Nachmittag und allmählich war es wärmer geworden.
Die Menschen gingen ihren normalen Aktivitäten nach und ich wusste, dass ich vielleicht noch eine Chance hatte, ihn zu überreden, es nicht zu tun.
Wenn er es wirklich noch nicht getan hat...Ich hatte mich an einen Baumstamm gelehnt und wartete nun schon seit längerem darauf, dass ich ihn endlich entdecken würde.
Ein brauner Haarschopf blitzte zwischen den Häusern auf.
Erwartungsvoll streckte ich die Nase in den Wind und erschnüffelte, ob er es war oder nicht.
Zu meinem Glück handelte es sich um ihn und da er nicht weit entfernt stand, konnte ich auch erahnen, aus welcher Hütte er gerade gestolpert war.
Komm her...
Vorsichtig schlich ich mich an den Ästen und Gebüschen vorbei, in seine Richtung.
Der Braunäugige schlurfte zu einem anderen Gebäude und ich war kurz davor, laut aufzuschreien.
Nein!
Mein Puls verdoppelte sich und ich überlegte, ob mich jemand sehen würde, wenn ich aus dem Wald gestürmt käme.
Geh da nicht rein!
Der Jugendliche sah auf die Tür, legte die Hand auf den Griff und wollte sie öffnen, doch dann passierte etwas, womit ich nicht gerechnet hatte.
Er zögerte und sah mir direkt in die Augen.
Sein Blick ging mir durch Mark und Bein und ich wäre beinahe ohnmächtig geworden.
Nun ließ er von der Tür ab und kam auf mich zu.
Es sah aus, als würde er von irgendetwas gesteuert werden, doch das war unmöglich.
Woher wusste er, dass ich hier bin!?
Mein Atem beschleunigte sich noch mehr und ich tat einen Schritt zurück, um nicht von anderen gesehen zu werden.
Bis jetzt schien aber noch niemand auf ihn oder mich aufmerksam geworden zu sein.
"Hey..."
Ich starrte ihn mit großen Augen an.
Was tut er da!?
Verängstigt wich ich weiter nach hinten.
"Alles okay?"
Ich hatte keine Ahnung, was zu tun war.
"Es tut mir leid, dass ich dich alleine gelassen habe..."
Mit einem Satz war ich bei ihm und presste ihm die Hand auf den Mund.
Keine Sekunde später zog ich ihn mit mir in den Wald, weg vom Dorf und nahm erst nach mehreren Metern die Hand runter.
"Sei leise!" befahl ich ihm mit einem Ton, den ich selbst nicht von mir kannte.
"Wieso?"
Ich sah an ihm herunter, wieder hoch und dann weg.
"Weil du es nur noch schlimmer machst." sagte ich zögernd.
Eine Zeit lang war nur noch Stille zwischen uns.
Ich lauschte den Vögeln und dem sanften Wind und ging in Gedanken nochmal den ganzen Abend durch."Jaguna?"
Ich zuckte zusammen und sah zu ihm.
"Hast du mich verraten?" platzte es aus mir raus, bevor er auch nur zum nächsten Satz ansetzten konnte.
Irritiert schüttelte er den Kopf.
"Nein, wieso?"
"Sie werden mich jagen, wenn sie über meine Existenz bescheid wissen!"
Wir sahen uns lange in die Augen.
"Ich habe Glück, dass du es noch nicht getan hast. Dass du mir nicht einfach deinen Dolch ins Herz gerammt hast."
Als er nichts erwiderte fügte ich etwas hinzu, dass ihn noch nachdenklicher wirken ließ.
"Du hattest so oft die Gelegenheit dazu."
"Weshalb hätte ich es tun sollen? Sag mir einen guten Grund!"
"Du kennst mich nicht! Du weißt rein gar nichts über mich und ich gehöre nicht zu eurem Dorf."
Und das werde ich auch nie.
"Jaguna..."
Ich ging einen Schritt zurück, als er einen auf mich zu tat und sah verzweifelt zu Boden.
"Was ist dein Geheimnis?"
"Wieso sollte ich dir das sagen? Ich kenne dich doch noch weniger als du mich! Ich weiß noch nicht einmal deinen Namen."
Ich wante mich zum Gehen.
Entweder er würde mich jetzt vergessen oder ich musste vor ihm und allen anderen Menschen flüchten.
"Ich heiße Liam."
Ich erstarrte.
Was soll das werden!?
"Ich bin der Sohn des Oberhaupts meines Dorfes.
Sorry, dass ich es dir nicht vorher gesagt habe..."
Mit einer Bewegung hatte ich mich umgedreht und stand nun keinen halben Meter mehr von ihm entfernt.
Ich hatte nicht bemerkt, dass er weiter auf mich zu gekommen war.
"Und du glaubst wirklich, das ändert etwas!?"
Wir waren ungefähr gleich groß, doch im Moment versuchte ich mich etwas größer zu machen.
"Vergiss mich. Erzähl niemanden auch nur ein Wort von mir.
Tu einfach so als wäre ich nie da gewesen."
Irgendwie tat es weh ihm zu sagen, dass er mich vergessen sollte aber es war richtig und in all meiner Verzweiflung das best mögliche.
"Nein."
Er kam mir noch näher und ich spürte die Luft, die er ausatmete deutlich auf meiner Haut.
"Ich kann dich nicht vergessen."
Ich schnaubte und zog die Augenbrauen zusammen.
"Wenn du es nicht tust, werde ich schneller sterben. Falls ich dir also wirklich so wichtig bin, würde ich das nochmal überdenken."
Er sah zu den Gebüschen von denen wir gekommen waren und dachte nach.
"Es tut mir leid. Ich werde dich nicht verraten. Aber dich einfach aus meinem Gehirn zu löschen ist ziemlich unmöglich."
Ich hörte den Schmerz aus seiner Stimme heraus.
"Leb wohl... Liam."
Ich rannte an ihm vorbei, ohne noch einmal nach hinten zu sehen und befand mich schon bald nicht mehr in seinem Blickfeld.
Ich muss hier weg.
Ohne nachzudenken lief ich an einen Ort, an dem ich so lange nicht mehr war.
An einen Ort, mit dem ich so viele Erinnerungen verbinde.
An einen Ort, an den ich nie wieder hatte zurückkehren wollen._____
Omg, endlich!!!
Ich hab's mal wieder geschafft ein Kapitel hochzuladen! 😂😘❤
Sorry, dass seit einem Monat nichts mehr kam, ich hab Jaguna voll vergessen... Und hatte keine Inspiration mehr... 😓Naja, wie findet ihr das Kapi?
Sind seeehr viele Emotionen drinn... Und die Stimmung ändert sich ziemlich häufig aber egal. 😇
Bis bald!#1015 Wörter 👏🏻
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Jaguna ~ das Geheimnis
FantezieJaguna lebt vollkommen allein im Wald. Sie befindet sich auf einer großen Insel und kämpft täglich ums Überleben. Alles ist erträglich geworden. Nur ihre Vergangenheit und ihr Geheimnis kommen immer wieder hoch. Ein Geheimnis, das sie niemandem anve...