Vive la France!

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„Viel Spaß in Frankreich!", Sarah umarmte mich fest und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Ich bin doch nicht aus der Welt!", lachte ich und drückte meine beste Freundin noch einmal fest, bevor ich zu Martin ins Auto stieg. Sarah winkte uns noch solange nach, bis wir hinter der Kurve verschwanden. Martin hatte es sich nicht nehmen lassen, mich zwei Wochen später bei Sarah, bei der ich nach dem Streit mit meinen Eltern untergekommen war, abzuholen. Jetzt lagen in seinem Kofferraum zwei Koffer, eine Sporttasche mit meiner Schießkleidung und mein Gewehr, schließlich durfte ich das Training auch in Frankreich nicht versäumen.

Wir fuhren am Bodensee entlang, durch Zürich und Bern. Am Genfer See machten wir eine Pause und aßen die Brotzeit, die uns meine Oma mitgegeben hatte. Eine Zeit lang führte uns unser Weg an der Küste entlang. Vorbei an Montpellier, Avignon und Nîmes. Zwischendurch bin ich immer mal wieder eingenickt, durch ein Schlagloch wieder aufgewacht und wieder eingenickt. Martin benannte einige Landschaftliche Sehenswürdigkeiten, die ich aus Büchern und Zeitschriften kannte, aber noch nie in Wirklichkeit gesehen hatte. Nach gut 13 Stunden Fahrt waren wir endlich da. Céret, wo Martin wohnte und auch trainierte, war eines dieser malerischen Städtchen mitten in den Pyrenäen an der Grenze zu Spanien. Er hielt vor einem alten Backsteinhaus und öffnete mir die Beifahrertür: „Herzlich Willkommen in Frankreich!" Ich stieg aus und streckte mich. Dann betrachtete ich das gemütlich aussehende Häuschen in dem ich wohnen sollte. „Ich habe dir ein Zimmer in der WG meiner Cousine besorgt. Manon wartet sicher schon. Tatsächlich öffnete sich in diesem Moment die Haustür und eine braungebrannte junge Frau mit schulterlangem schwarzem Haar trat heraus. „Martin! Sieht man dich auch mal wieder?" Überschwänglich begrüßte sie Martin mit zwei Küsschen auf die Wangen, dann auch mich: „Und du musst dann wohl Amelie sein.", stellte sie zufrieden fest. Ich mochte es wie sie meinen Namen aussprach und dabei das E betonte. Es klang wie wenn mich Martin ansprach. Und genau dieser schleppte gerade meine Koffer die steile Treppe, die sich hinter der Eingangstür offenbart hatte hinauf. Manon packte mein Handgelenk und zog mich hinterher. Im ersten Stock befand sich anscheinend die Wohnung. Aus der Küche hörte man das Klappern von Geschirr und hinter einer anderen Tür leise Musik. Martin stellte die Koffer in einem Zimmer ab, in das mich Manon auch sogleich zog. „Das ist dein Zimmer, Amelie!", verkündete sie und machte eine ausschweifende Handbewegung, die den ganzen Raum einfasste. Darin befanden sich ein Bett mit einer Patchworkdecke, eine Kommode und ein Schreibtisch. In einer Ecke stand unter einem Fenster stand ein dunkler Korbsessel mit bunten Kissen und eine Leselampe. Ein hoher Kleiderschrank stand hinter der Tür und an den Wänden hingen bunte Fotografien. Ich fühlte mich hier sofort wohl. „Bleibst du noch zum Abendessen?", fragte Manon an Martin gewandt, aber zu meiner Enttäuschung schüttelte dieser den Kopf: „Ich muss meinen Eltern noch Hallo sagen und die Fahrt hatte mich auch ganz schön geschafft." Er lächelte mir zu: „Gute Nacht, ma chérie!", wünschte er mir, bevor er sich auch von seiner Cousine verabschiedete: „Sei lieb, ja?" Manon nickte artig, aber ich konnte dieses freche Glitzern in ihren Augen ganz genau erkennen. Martin bat sie noch, kurz allein mit ihr sprechen zu können. Derweil packte ich meine Sachen aus. Ich weiß selbst nicht, was das zwischen mir und Martin war. Nach unserem Kuss auf dem Heuboden hatte keiner mehr ein Wort darüber verloren und wir hatten uns auch nicht noch einmal geküsst. Wir verhielten uns wie zuvor, mit der Ausnahme, dass Martin mich eigentlich nur noch mit „ma chérie" ansprach. Als Manon wiederkam, hatte ich schon fast fertig ausgepackt. Sie führte mich durch die Wohnung, zeigte mir das Badezimmer, ihr Zimmer und das Büro, von dem aus sie als Immobilienmaklerin arbeitete und das einen separaten Eingang besaß. Zuletzt zeigte sie mir die Küche mit dem integrierten Wohnzimmer, in der gerade ein junger Mann, kaum älter als ich, mit einigen Töpfen und Pfannen hantierte. „Das ist Carlos. Er ist der Koch in unserer WG und der mit dem feurigen Temperament." Carlos lachte: „Hola Amelie! Schön dich kennen zu lernen.", er wischte seine Hand an der Schürze ab, die er trug und reichte sie mir dann zur Begrüßung. Ein weiterer junger Mann betrat die Küche und begrüßte mich mit Küsschen links, Küsschen rechts: „Salut! Ich bin Mathieu."

Je t'aime (Martin Fourcade ff) *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt