Ich erwachte von einer lauten Sirene. Mein Kopf schmerzte wie verrückt und etwas Warmes hatte sich an meiner Schläfe breit gemacht. Noch immer lag ich auf dem harten, kalten Boden in der Nische neben dem Club, aber ein entscheidendes Detail war anders: statt des Fremden, der mich fast vergewaltigt hatte, kniete jemand anderes neben mir. Martin. Er strich mir vorsichtig einige Strähnen, die sich aus meinem unordentlichen Dutt gelöst haben mussten, aus dem Gesicht. „Keine Sorge, Amelie. Der Rettungswagen ist gleich da." Ich versuchte mich aufzurichten: „Ich bin okay.", aber Martin drückte mich zurück auf den Boden: „Halt einfach still, ma chérie." Ich tat wie mir geheißen. Im selben Moment eilten zwei Rettungssanitäter um die Ecke und knieten sich neben mich. „Guten Tag.", sagte die junge Frau lächelnd und musterte mich eingehend: „Können Sie mir sagen, wie sie heißen?", was sollte diese dumm Frage? Natürlich! „Amelie Steiner." Die Frau lächelte zufrieden: „Und können Sie mir sagen, wie alt Sie sind, Mademoiselle Steiner?" Ich nickte leicht: „Ich bin 25." Wieder lächelte sie zufrieden. „Und können Sie mir den Namen dieses jungen Mannes nennen, der sich hier so liebevoll um Sie kümmert?" Ich lächelte unwillkürlich: „Martin Fourcade." Wieder ein zufriedenes Lächeln: „Das sieht doch schon sehr gut aus.", sie bekam von ihrem Kollegen etwas gereicht: „Haben Sie Schmerzen?" Ich fasste mir an die Stelle am Kopf, die zuvor so unsanft Bekanntschaft mit der Wand gemacht hatte. Die Frau nickte und ließ sich etwas geben, womit sie die Wunde, die dort entstanden war, reinigte. „Haben Sie sonst noch Schmerzen oder ist Ihnen schwindelig oder übel?" Ich schüttelte den Kopf: „Mir geht es gut." Die Frau klebte ein großes Pflaster auf die Wunde: „Trotzdem möchte ich Sie bitten, mit ins Krankenhaus zu fahren. Zur Beobachtung." Ich schüttelte vehement den Kopf. „Nein! Mir geht es gut. Ich muss nicht ins Krankenhaus." Skeptisch musterte mich die Sanitäterin: „Sind Sie sicher?" Ich nickte. „Na gut. Aber versprechen Sie mir, sich ruhig zu halten." Da mischte sich Martin ein: „Dafür werde ich sorgen." Dankbar sah ich ihn an. Ich hasste Krankenhäuser. Meine Oma war in einem gestorben und seitdem vermied ich es, ein Krankenhaus auch nur von außen anzusehen. Martin half mir beim Aufstehen und legte mir, kaum stand ich auf meinen Beinen, einen Arm um die Taille um mich zu stützen. „Mein Wagen steht da drüben.", er zeigte auf den Parkplatz und führte mich vorsichtig zum Auto. Martin öffnete die Beifahrertür und half mir beim Einsteigen. Er wollte die Tür gerade schließen, als ich meine Hand auf seinen Arm legte und ihn damit aufhielt: „Martin! Ich habe mir den Kopf gestoßen. Mehr ist nicht." Anscheinend wusste er nicht, was wirklich passiert war. Dass dieser Fremde mich angefasst hatte, mich fast vergewaltigt hätte. Das brauchte er auch nicht zu wissen beschloss ich. „Ich weiß. Ich mache mir nur Sorgen.", antwortete er und schloss die Tür. Er machte sich Sorgen. Vielleicht hatte Manon doch Recht. Martin setzte sich hinters Steuer und startete den Motor. Aber anstatt mich vor der WG abzusetzen, fuhr Martin daran vorbei. „Wo fahren wir hin?", fragte ich jetzt überrascht. „Ich bringe dich zu mir nach Hause. Ich habe versprochen, auf dich aufzupassen." Ich hatte in diesem Moment nicht die Kraft, mich zu wehren, also nickte ich nur. Martin wohnte in einem Haus etwas außerhalb von Céret. Dort angekommen hielt er mir wieder die Beifahrertür auf und legte mir einen Arm um die Taille. Mit der anderen Hand schloss er die Tür auf und führte mich hinein. Sein Haus war modern eingerichtet, ich striff mir die Schuhe von den Füßen. Martin führte mich ins Wohnzimmer und bat mich auf der Couch Platz zu nehmen. Er verschwand derweil in der Küche und kochte Tee. Die Tasse mit duftendem Tee stellte er vor mir auf dem Tisch ab. Dann musterte er mich eindringlich: „Amelie? Was ist passiert?" Ich stellte mich unwissend: „Ich weiß nicht wovon du redest." „Amelie... du weißt genau was ich meine." Ich schüttelte den Kopf: „Nein..." „Verdammt! Du warst ohnmächtig. Du hast da gelegen und ich hatte Angst, dass ich zu spät komme." Ich senkte den Blick. Aber er legte zwei Finger unter mein Kinn und zwang mich sanft ihn anzusehen. Sein Gesicht war nur Zentimeter von meinem entfernt und er sah mir tief in die Augen. Wie gerne hätte ich ihn jetzt geküsst, aber stattdessen wurde mir schlecht. Ich rannte in das Badezimmer, das er mir zuvor gezeigt hatte und übergab mich. Tränen rannen über mein Gesicht. Was hatte dieser Tag nur mit mir gemacht? Jemand hielt mir die Haare aus dem Gesicht und strich mir sanft über den Rücken. „Es tut mir so leid!", schluchzte ich. „Sh... das ist nicht deine Schuld." „Doch.", ich schluckte: „Wäre ich nicht gegangen, hätte er mich nie geküsst." Martin nahm mich in den Arm. Er legte sein Kinn auf meinem Kopf ab und schien nachzudenken. „Wer hat dich geküsst?" Ich zuckte mit den Schultern und begann wieder zu weinen: „Ich weiß nicht." „Was hat er nur dir angetan...?", die Frage ging nicht direkt an mich. Martin schob einen Arm unter meinen Knien durch und hob mich vorsichtig hoch. Ich presste mein Gesicht an seine Brust. Oberhalb der Treppe legte er mich in einem Bett ab und deckte mich vorsichtig zu. Er wollte schon gehen, aber ich hielt ihn am Arm fest. „Bleib bei mir.", flüsterte ich. Er nickte und legte sich zu mir ins Bett. Ich kuschelte mich in seine Arme und schlief ein.
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Je t'aime (Martin Fourcade ff) *wird überarbeitet*
Fanfiction"Du bist nicht die Erste, die ich liebe. Du bist nicht die Erste, die mir etwas bedeutet. Aber du bist die Erste, die ich so sehr liebe, dass ich mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen kann. Und du wirst die Letzte sein." Amelie ist talentier...