Freundes Freunde

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Es war kurz nach zehn, als mich Martin vor der WG absetzte. Oben brannte noch Licht. Vom kleinen Balkon, der sich auf der anderen Seite des Hauses befand, drang Gelächter zu uns herüber. „Dann nochmal danke für deine Hilfe." „Martin, du wiederholst dich. Ich habe doch schon oft gesagt, dass das kein Problem war.", erklärte ich ihm zum gefühlt 50. Mal. Ich öffnete die Autotür, wünschte Martin eine Gute Nacht und schloss dann die Haustür auf. Als ich die Küche betrat, sah ich zu allererst einige leere Schnapsgläschen stehen, bevor ich Carlos entdeckte, der die Arbeitsflächen reinigte. „Buenos Dias, Amelie!", begrüßte er mich mit einem freundlichen Lachen. „Was ist denn hier los?", fragte ich überrascht über das laute Gelächter, das vom Balkon hereindrang. Schulterzuckend deutete Carlos nach draußen, wo Manon mit ein paar anderen saß und schallend lachte: „Manon hat ein paar Leute eingeladen." Ich nickte verständnisvoll, bevor mir auffiel, dass Mathieu gar nicht da war: „Wo steckt eigentlich Mathieu?" „Der hat schon vor zwei Stunden die Flucht ergriffen." Wieder nickte ich verständnisvoll, bevor ich auf den Balkon hinaus trat. Als Manon mich bemerkte, zog sie mich am Arm auf einen Stuhl neben sich und stellte mich ihren Freunden vor: „Das ist Amelie. Sie ist die Freundin von meinem Cousin." Entgeistert starrte ich sie an: „Ähh... ich glaube du liegst da etwas falsch." Zwei ihrer Freundinnen begannen zu diskutieren, ob ich nun die Freundin von Brice oder Martin war, ein anderer musterte mich die ganze Zeit, als wäre ich ein Alien, der gerade frisch auf der Erde gelandet war. Carlos, der der kurz nach mir den Balkon betreten hatte, pfiffe mit zwei Fingern und sofort kehrte Ruhe ein. Vorwurfsvoll sah er Manon an: „Du weißt doch ganz genau, dass sie nicht die Freundin von Martin ist." Dankbar sah ich zu ihm hoch. Er klopfte mir nur schnell auf die Schulter, bevor er uns eine Gute Nacht wünschte und in sein Zimmer verschwand. „Okay, Amelie. Das sind nur ein paar Leute, mit denen ich in der Schule war: Clara und Elloise, sie kenne ich seit der Grundschule. Hugo habe ich auf dem Collège kennen gelernt, mit Veronique führe ich das Maklerbüro und sie ist gleichzeitig die Freundin von Nathan, der mit mir am Abschlussball getanzt hat.", sie stellte mir der Reihe nach ihre Freunde vor. Clara hatte kurze blonde Haare und wirkte ein wenig jünger, als die anderen hier am Tisch. Ganz im Gegensatz zu der dunkelhaarigen Elloise, die sehr selbstbewusst zu sein schien, machte Clara eher einen schüchternen Eindruck. Hugo war der, der mich zuvor schon die ganze Zeit angestarrt hatte. Er war braungebrannt und hatte seine schwarzen Haare zu einem richtigen Afrolook frisiert. Dass Veronique und Nathan ein Paar waren, war auch kaum zu übersehen. Er hatte einen Arm um ihre Schultern gelegt und ihr Kopf lag auf seiner Schulter. Sie sahen so harmonisch aus und ich fragte mich, ob ich wohl jemals so eine Beziehung führen würde. Mit meinem letzten Freund war ich eigentlich wirklich glücklich gewesen, bis er mich mit meiner Cousine betrogen hatte. Nach einem halben Jahr hatte ich es herausgefunden und ihn verlassen. Meine Cousine war mittlerweile glücklich verheiratet und Tom war angeblich nach Neuseeland ausgewandert. „Amelie?", Manon wedelte mit einer Hand vor meinem Gesicht herum. „Hmm?" „An wen denkst du?", fragte sie mit einem eindeutigen Blick. „Daran, dass ich ins Bett gehen sollte.", ich stand auf und verschwand in der Wohnung. In meinem Zimmer schloss ich die Tür hinter mir und ließ mich rückwärts aufs Bett fallen. Mein Kopf war voller Gedanken. An Tom, an meine Familie, an Alex, an die Leute zu Hause und an Martin. Ich verstand nicht, wieso er immer mehr in meinem Kopf herum geisterte. Gedankenverloren griff ich nach meinem Handy, das auf dem Nachttisch lag und öffnete WhatsApp und öffnete die Nachrichten, die ich bekommen hatte. Eine stammte von Markus, einem aus meinem Verein:

***Hallo Amelie! Ich hoffe du vermisst uns nicht zu sehr. Wir dich hingegen schon. Du fehlst hier an allen Ecken und Enden. Aber solange du glücklich bist, ist das okay. Du und Martin Fourcade seid wirklich ein schönes Paar. Markus***

Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, also schloss ich den Chat und öffnete den mit meinem besten Freund:

***Hey Kleine! Wie war dein Tag? Vergiss uns nicht, Alex***

Sofort tippte ich eine Antwort:

***Das könnte ich doch nie. Hab euch lieb.***

Die letzte Nachricht stammte von Simon:

***Würdest du mir jetzt bitte erklären, wieso du plötzlich die Freundin meines Bruders bist?***

Lächelnd tippte ich:

***Schicksal***

Kurz darauf leuchtete mein Handy auf und ich öffnete die Nachricht von Simon:

***Darüber reden wir noch!***


Je t'aime (Martin Fourcade ff) *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt