Wie beim Militär

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„Na los, keine Müdigkeit vorschützen! Noch eine Runde!", lachend stand ich am Rand der Laufbahn und schickte Martin und Simon auf eine weitere Runde. „Wie oft sollen wir hier noch rundum rennen?", keuchend rannte Simon an mir vorbei. Ich grinste diabolisch: „Bis ich sage ihr dürft aufhören." „Und wann wird das sein?", fragte Martin daraufhin nach Luft schnappend. Ich bekam langsam Mitleid mit ihnen: „Jetzt." Erleichtert ließen sich die beiden ins Gras fallen. „Halt, stopp! Aufstehen. An den Schießstand!", kommandierte ich gnadenlos. „Jawohl, General!", Martin salutierte zackig, bevor er sich auf den Weg zum Schießstand machte. Simon tat es ihm gleich, stellte sich auf die Matte und nahm das Gewehr entgegen, das ich ihnen reichte. „Also los!" Martin setzte das Gewehr an und begann gleich mit einem Fehler. Ich stand schräg hinter ihm und beobachtete, wie er konzentriert noch einmal an setzte und den zweiten Schuss abgab. „Sind wir nervös, Monsieur Fourcade?", fragte ich ihn, nach dem er auch diesmal die Scheibe verfehlt hatte. Er schüttelte nur grinsend den Kopf, bevor er wieder ansetzte und dieses Mal auch traf. Simon, der neben Martin auf der Matte stand, grinste mich vielsagend an, worauf hin er nur einen „Wenn-du-nicht-gleich-anfängst-dann..."-Blick von mir bekam. Simon zog gespielt verängstigt die Schultern hoch und begann ebenfalls mit dem Training.

Als ich nach eineinhalb Stunden endlich mit ihnen zufrieden war und den beiden erlaubt hatte, die Gewehre weg zu packen, standen den Beiden Schweißperlen auf der Stirn. Simon lief sofort zum Auto um sich auf den Weg zu Léa zu machen, während Martin und ich langsam in Richtung Parkplatz schlenderten. „Soll ich dich nach Hause fahren?", fragte Martin, als wir an seinem Auto angekommen waren. Ich nickte. Seit dem Vorfall vor dem Club ging ich nicht mehr allein irgendwo hin und da ich noch immer kein eigenes Auto hatte, war ich auf eine Mitfahrgelegenheit angewiesen. Zum Trainingsgelände hatte mich Manon mitgenommen, die hier in der Nähe einen Termin mit einem Kunden zu einer Hausbesichtigung hatte. „Das wäre wirklich nett." Martin lächelte: „Und würdest du auch noch mit zu mir kommen. Ich habe da einen wundervollen französischen Wein im Keller, der nur darauf wartet, geöffnet zu werden." Wieder nickte ich: „Gerne." Er hielt mir die Autotür auf und schloss sie auch wieder, nach dem ich eingestiegen war.

Während der Fahrt hörte man nur das Radio, in dem irgendwelche Musik lief. Bis... ich begann automatisch mit zu summen, als Bohemian Rhapsody angestimmt wurde. Martin begann zu lachen: „Du summst schief.", stellte er schmunzelnd fest. „Na vielen Dank auch. Normalerweise mach ein Mann einer Frau Komplimente wie „Du siehst aber heute toll aus!" oder „Die Frisur steht dir aber besonders gut." und sagt nicht „du summst schief."", klärte ich ihn auf. Martin zuckte mit den Schultern: „Du siehst wunderschön aus!", sagte er ernst. „Das kling jetzt abgedroschen.", stellte ich trocken fest. „Ich meine es aber ernst.", entgegnete er. Darauf fand ich keine Antwort. Eine unangenehme Stille entstand und hielt an, bis wir bei Martin zu Hause angekommen waren und ausstiegen. „Du kannst schon mal auf die Terrasse gehen, ich hole nur noch kurz den Wein.", sagte er, bevor er im Keller verschwand. Ich ging ins Wohnzimmer und von dort aus auf die Terrasse. Es musste fast ein wenig melancholisch aussehen, wie ich so in die Ferne, über die Felder und Wiesen, in den Sonnenuntergang sah. Als Kind hatte ich mir immer vorgestellt, dass der Sonnenuntergang überall anders aussehen musste, aber das tat er nicht. Dieser Sonnenuntergang sah genauso aus, wie der bei uns zu Hause. Unbemerkt trat Martin hinter mich und reichte mir ein Glas Wasser. „Warum hast du mich eigentlich zu einem Glas Wein eingeladen, wenn du doch genau weißt, dass ich keinen Alkohol trinke?", ich drehte mich um und sah ihm direkt in die Augen. „Es ist viel schöner mit dir, als allein.", sagte er leise, bevor er seinen Blick von meinen Augen abwandte und abwechselnd auf meine Lippen und dann in meine Augen sah. Vorsichtig, als hätte er Angst, ich könnt zerbrechen, legte er eine Hand an meine Wange. Es fühlte sich an, als würde ein Windhauch über meine Wange streichen, als er mit seinem Daumen über meine Wange strich. Erwartungsvoll sah ich ihn an. Sein fragender Blick sagte: „Bist du dir sicher?" Ich nickte leicht, stellte mein Glas auf einem kleine Tisch ab, und hauchte ein: „Küss mich endlich!". Und er tat es. Sanft und weich legte er seine Lippen auf meine. Ich erwiderte den Kuss sofort. Es war ein wundervolles Gefühl, als er mich näher an sich zog und mich leidenschaftlicher küsste.


Je t'aime (Martin Fourcade ff) *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt