Galaabend

164 5 2
                                    

Am kommenden Abend holte mich Martin zu Hause ab. Sarah steckte gerade noch die letzten Haarnadeln in meinem Dutt fest, während Manon ihrem Cousin die Tür öffnete. Martin trug einen feinen Anzug und sah sehr elegant aus, zumindest so viel von ihm, was ich durch die leicht offenstehende Tür erkennen konnte. Zum Schluss schlüpfte ich noch in meine Pumps und verließ dann mein Zimmer. Sarah folgte mir, blieb aber im Türrahmen stehen. Martin bemerkte mich im ersten Moment gar nicht, so vertieft war er in das Gespräch, das er gerade mit Manon und auch mit Carlos führte, der ebenfalls dazu gestoßen war. Dann aber konnte ich bei ihm eine ähnliche Reaktion, wie bei Carlos und Sarah beobachten, als er mich in diesem Kleid sah. „Wow! Du siehst wunderschön aus.", er gab mir zwei Küsse auf die Wangen bevor er mir die Treppe hinunter half und mir unten am Wagen, der von einem Chauffeur gefahren wurde, die Tür aufhielt. Erst als wir im Wagen saßen, küsste er mich richtig, wahrscheinlich aus dem einfachen Grund, dass niemand etwas von unserer Beziehung mitbekommen sollte. Heute Abend würde er mich einfach als seine neue Trainerin vorstellen, was mir nur recht war. Natürlich würde es Berichte über diesen Abend geben, aber, so hatte mir Martin prophezeit, die Medien würden sich genauso schnell beruhigen, wie sie die Spekulationen in Gang gebracht hatten. Das Auto hielt vor der Location, einem alten Weingut, nur wenige Kilometer von Céret entfernt. Martin stieg zuerst aus, hielt mir dann galant die Wagentür auf und half mir beim Aussteigen. Ein Bodyguard geleitete uns sicher zum Roten Teppich, an dem die Fotografen und Reporter schon sehnsüchtig warteten. Als wir den Roten Teppich betraten, erging ein Blitzlichtgewitter, das seines gleichen suchte. Von allen Seiten riefen die Reporter Martins Name, aber Martin beachtete die meisten gar nicht. Er hatte mir einen Arm um die Taille gelegt und lächelte selbstbewusst. Als die Fotografen genug Fotos gemacht hatten, führte er mich zielstrebig zu einem Reporter, den er anscheinend gut kannte. „Guten Abend, Monsieur Fourcade." Martin begrüßte den Reporter freundlich, ließ mich aber keine Sekunde los. „Wollen Sie uns nicht Ihre wunderhübsche Begleitung vorstellen?" Martin nickte stolz: „Das ist meine neue Schießtrainerin, Amelie Steiner. Sie ist eine fantastische Sportschützin und erweist mir heute die Ehre, meine Begleitung zu sein." Jetzt wandte sich der Reporter an mich: „Mademoiselle Steiner, wie ist es, Trainerin des erfolgreichsten Biathleten seiner Zeit zu sein?" „Ich hoffe natürlich, dass wir zusammen als Team arbeiten können und dass ich ihn bestmöglich auf die neue Saison vorbereiten kann.", antwortete ich freundlich. „Monsieur Fourcade, wie sehen Sie das? Teilen Sie die Ansicht von Mademoiselle Steiner?" Martin nickte zustimmend: „Voll und ganz. Amelie ist die beste Trainerin, die ich hätte finden können." Der Reporter nickte, bat den Fotografen dann, noch ein paar Fotos von uns zu schießen und verabschiedete sich dann: „Vielen Dank für das Gespräch. Ich wünsche ihnen einen schönen Abend." Damit waren wir entlassen und Martin führte mich in den Saal, in dem die Feier stattfinden sollte. „Ich stelle dir jetzt gleich einige ziemlich seltsame Typen vor, also wundere dich bitte nicht.", flüsterte er mir ins Ohr, bevor wir den Saal betraten. „In Ordnung.", antwortete ich lachend, bevor wir an den Tisch mit der Französischen A-Kader Mannschaft kamen. „Hey Jungs! Darf ich euch Amelie vorstellen? Sie ist meine neue Trainerin.", stellte Martin mich vor. „Und meine auch!", warf Simon ein, der neben Léa am Tisch saß. Martin stellte mir noch Jean, Simon, Quentin und Célia vor. Sie hatten alle vier entweder ihre Freundinnen oder, in Célias Fall, ihren Freund dabei. Wir setzten uns zu ihnen und sofort prasselten Fragen auf mich ein, die ich geduldig beantwortete. Martin bestellte währenddessen ein Glas Wasser für mich und ein Glas Wein für ihn. Ich kann immer noch nicht verstehen, weshalb Franzosen eigentlich durchgehend Wein trinken. Bis auf Simon und Léa sahen mich alle entgeistert an, als ich mit dem Glas Wasser auf den Abend anstieß. Ich schüttelte lachend den Kopf: „Nein. Ich bin nicht schwanger." Erleichtertes Seufzen machte am Tisch seine Runde. Martin grinste nur. Dann trat ein älterer Mann auf die Bühne und begrüßte die Gäste. Nach und nach rief er die einzelnen Weltcup-Biathleten zu sich und überreicht ihnen eine Urkunde und eine gläserne Schneeflocke. Zu guter Letzt wurde auch Martin auf die Bühne gerufen, der dann auch noch eine kurze Rede hielt, in der er sich im Namen aller bedankte. Applaus brandete auf, als er wieder zu unserem Tisch kam und sich setzte. „Herzlichen Glückwunsch!", gratulierte ich ihm und auch den anderen.

Erst spät nachts traten wir dann auch die Heimfahrt an. Fröhlich verabschiedeten wir uns von den Anderen. Martin, der kaum Alkohol getrunken hatte, fuhr mit Simons Wagen, während Simon und Léa sich nach Hause fahren ließen. Ich stieg zu Martin ins Auto. Auf der Landstraße nach Céret trat Martin ein wenig mehr aufs Gas. Wir unterhielten uns lachend. Ich erkannte nur noch das schwarze Etwas, dem Martin auswich, ehe ich einen harten Aufprall spürte und alles um mich herum schwarz wurde. Das letzte was ich hörte war Martin, der meinen Namen rief.


Je t'aime (Martin Fourcade ff) *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt