Kapitel 1 - Gold für Deutschland

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Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn, als ich die überfüllte Umkleide, die an die riesige Halle anschloss, betrat. Langsam pellte ich mich aus meiner starren Schießjacke und legte sie auf meinen Platz. Es würde noch einige Zeit dauern, bis ich realisiert hatte, was hier gerade passiert war.

Es war der 08. März 2018, für die meisten ein ganz normaler Tag, aber für mich veränderte sich alles.

Eigentlich war ich ohne große Hoffnungen nach Vittel, einer Kleinstadt in den Ardennen gereist. Meine Trainerin Claudia hatte mich nachnominiert, da Christina ausgefallen war, und ich war, anders als die anderen Athleten, erst gestern angekommen. Umso mehr freute ich mich über meine Erfolg.

Neben mir unterhielten sich zwei Ungarinnen und mir gegenüber saß eine Schwedin. Vollkommen außer Atem ließ sich Jana neben mich fallen. Sie war gerade im Einzel Luftpistole am Start gewesen und schien nicht sehr zufrieden. Fragend sah ich sie an, während ich langsam meine Schnürsenkel öffnete und so meinen geschundenen Füßen etwas Frischluft verschaffte. „Siebte.", antwortete sie schulterzuckend. Ich lächelte. Wir waren hier bei der EM. Da war ein siebter Platz mehr als gut. Die Tür ging auf und Claudia steckte ihren Kopf in die Umkleidekabine: „Zehn Minuten!" Eilig stieg ich aus meiner Schießhose und nahm die Brille ab. Ich schlüpfte in einfache Jeans und in die Kaderjacke, die mich als Mitglied der Deutschen Mannschaft auswies. Aus meiner Jackentasche holte ich meinen Pass und verließ damit die Umkleide.

Durch mehrere Sicherheitsschleusen gelangte ich schließlich zum Schießstand, an dem auch die Siegerehrung stattfinden sollte. Hinter der Absperrung standen einige Reporter und Fotografen und riefen meinen Namen. Ich ignorierte sie einfach und trat zu den anderen Athleten. Eine Russin und eine Ungarin begrüßten mich mit einer Umarmung. „You were very good.", ich lächelte über das Kompliment meiner Gegnerin und entgegnete: „You were good, too." – „Was it your first competition?", fragte die Ungarin. Ich nickte: „It was my first international competiton.", antwortete ich und sah mich um. Irgendwo musste ich doch meine Trainerin entdecken. Erst beim fünften oder sechsten Mal entdeckte ich sie endlich zwischen den anderen Trainern.

Eine Fanfare kündigte die Siegerehrung an. Der Hallensprecher begann unter dem Applaus der Zuschauer, die auch an diesem gewöhnlichen Donnerstag in Scharen in die Luftgewehrhalle geströmt waren, die Sieger zu verkünden: „The third place, from Russia: Ljubow Wladimirowna Galkina.", die Russin sprang aufs Siegertreppchen und nahm strahlend ihre Medaille und den Blumenstrauß entgegen. „The second Place, from Hungary: Mira Biatovszki.", auch die Ungarin sprang aufs Siegertreppchen und nahm ihre Medaille und den Blumenstrauß entgegen. Mein Herz begann schneller zu schlagen und vor Nervosität begann ich zu zittern. „And the Winner, European Champion 2018, representing Germany: Amelie Steiner!", die Stimme des Hallensprechers überschlug sich fast und mein Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich als letzte auf das Podest stieg und einen Luftsprung vollführte. Zwei Männer traten an das Podest und beglückwünschten mich zu meinem Titel. Dann überreicht mir der eine den Blumenstrauß und der andere hängte mir die Medaille um den Hals. Zum ersten Mal in meinem Leben wurde für mich die deutsche Nationalhymne gespielt und die deutsche Fahne hochgezogen. Mir standen Tränen in den Augen. Ich hatte bei weitem noch nicht alles erreicht, was möglich war, aber ich hätte nie mit einem solchen Erfolg gerechnet.

Als die Nationalhymne beendet war und ich zahlreiche Glückwünsche in Empfang genommen hatte, nahm meine Trainerin mich kurz zur Seite: „Die anderen machen sich langsam auf den Weg. Soll ich noch auf dich warten?" Ich schüttelte den Kopf: „Nein, du kannst ruhig schon ins Hotel fahren. Ich geh dann zu Fuß.", dass ich nach diesem Tag erst einmal meine Ruhe brauchte, verschwieg ich ihr. Sie nickte: „In Ordnung. Wir nehmen dein Zeug schon mal mit. Bis später.", sie klopfte mir zum Abschied kurz auf die Schulter, ehe ich von einem der Ordner angesprochen wurde, der mich zum obligatorischen Fotoshooting brachte.

Ich grinste die ganze Zeit über wie ein Honigkuchenpferd und als ich danach aus der Halle trat, überrannten mich die Fotografen und Reporter fast. Ich wusste nicht genau, was ich jetzt tun sollte. Von allen Seiten prasselten Fragen auf mich ein und die Blitze der Kameras blendeten mich so sehr, dass ich die Augen zukneifen musste. Ich versuchte mir einen Weg durch die Menge zu bahnen, aber ich kam einfach nicht durch. Verzweifelt versuchte ich wieder rückwärts in die Halle zu gelangen, aber auch das wurde durch die Fotografen verhindert.

Plötzlich nahm mich jemand an der Hand und zog mich energisch zwischen den Belagerern hindurch, zurück in die Halle. Erst als wir wieder am Schießstand standen, erkannte ich, wer mir da aus der Patsche geholfen hatte. Der Mann schien etwas älter als ich und war ungefähr einen Kopf größer. Er hatte dunkelbraune Haare und trug einen Bart, der ihm außerordentlich gut stand.

Dankbar lächelte ich ihn an und bedankte mich auf Französisch, was ich zum Glück von klein auf gelernt hatte: „Merci beaucoup, Monsieur ..." Der Mann lächelte freundlich und stellte sich dann ebenfalls auf Französisch vor: „Je m'apelle Martin."

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- Das Lied oben ist mein absolutes Lieblingslied und eine echte Inspirationsquelle. Hört es euch unbedingt an. -

Je t'aime (Martin Fourcade ff) *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt