26. Kapitel

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"Deine Deckung!", schrie Kate, "Verdammt noch mal! Pass auf deine Deckung auf!"

Sie schnellte vor und stieß die Spitze ihres Schwertes in Richtung meiner Hüfte. 

Ich wich aus, hob ebenfalls meine Waffe, um eher blindlings als überlegt auf sie einzustechen, aber meine Gegnerin war vorbereitet.

Mit einer geübten Bewegung drückte sie ihre Schwertklinge unter die meine und entwaffnete mich mit einer gekonnten Hebelbewegung.

Schon wieder.

Gefühlt das hundertste Mal.

"Du bist tot", Kate hatte die silberne Klinge an meinen Hals gelegt und die Augen zusammen gekniffen.

Sie erinnerte mich dadurch an eine der Furien aus der griechischen Mythologie, welche wir an meiner früheren Schule vor ein paar Jahren im Geschichtsunterricht durchgenommen hatten.

"Schön für dich", mit spitzen Fingern schob ich die Klinge beiseite und brachte somit meine Halsschlagader aus der Gefahrenzone, dann schüttelte ich den Kopf, "Du kannst nicht erwarten, dass ich das alles sofort mit einem Fingerschnippen beherrsche. Ich meine, du hast mir bis jetzt noch keine einzige Technik gezeigt. Wie soll ich denn dann jemals gegen dich gewinnen können?"

"Gar nicht", erwiderte Kate kühl und ließ ihre Waffe sinken.

"Dann nutzt du das Training hier nur aus, um mich fertig zu machen?", ich zog eine Augenbraue in die Höhe.

"Du bist aber eine Blitzmerkerin!", die Schleimhexe verdrehte die Augen, als sei diese Tatsache mehr als offensichtlich gewesen.

Ich presste die Lippen aufeinander und ließ meinen Blick hinab in die Arena wandern, wo die restlichen Domitoren gegen die Nebelwesen kämpften und augenscheinlich sehr viel Spaß dabei hatten.

Kate und ich hatten uns auf die Ebene über den Steinstufen zurück gezogen. 

Im Gegensatz zum Unterricht bei Mr Greenbird machten meine sogenannten "Übungsstunden", oder um genauer zu sein meine "Nachholstunden", zusammen mit Kate genauso viel Spaß wie eine Helloweenparty ohne Kostüme und Süßigkeiten.

Nämlich überhaupt nicht.

"Okay", gab ich gedehnt von mir und betrachtete meine schimmernde Klinge im Licht der Nachmittagssonne. Das Schwert stammte meines Wissens aus der alten Waffenkammer, einer Art Schrottplatz für abgenutzte Waffen, welche nur noch für Anfänger benutzt wurden, damit diese sich nicht eigenhändig aufspießen konnten.

Ich fuhr mit dem Zeigefinger über die rostigen Stellen auf dem schmutzigsilbernen Metall und seufzte laut auf.

"Es ist nicht meine Schuld, dass wir beide das hier machen müssen", Kates Stimme klang mürrisch und genervt.

"Habe ich mit dir gesprochen?", ich sah auf und schüttelte den Kopf, "Du musst nicht alles auf dieser Welt nur auf dich beziehen!"

"Dann führst du also Selbstgespräche?", Kate lachte bitter auf, "Ganz ehrlich! Ich habe keine Absicht meine Zeit hier mit einer weiteren Irren zu verbringen."

"Eine weitere Irre?", echote ich und merkte, wie langsam aber sicher Wut in mir zu kochen begann.

"Keine Angst, Süße", ein überlegenes Lächeln umspielte die Lippen der Schleimhexe, "Du bist nicht die Einzige hier. Ein Großteil in diesem Haus ist einfach nur Verrückt. Und das ganz sicher nicht im positiven Sinne. Weißt du, wie viele von denen ich bereits am liebsten in die Anstalt gesteckt hätte? Du und deine beiden kleinen Freundinnen stehen ganz oben auf der Liste."

"Wir sind also die Verrückten?", ich verschränkte die Arme vor der Brust, "Du bist doch hier die Einzige, die einen Knall hat!"

"Manche sehen es so, andere so", knurrte Kate, "Der Großteil steht allerdings auf meiner Seite, nur damit du es weißt."

Fury - Dunkles HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt