27. Kapitel

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Mit zitternden Knien stolperte ich vor, sank neben Kate zu Boden und starrte fassungslos auf ihren blutverschmierten Körper herab.

Ihre dunkelgrünen Augen waren weit aufgerissen und mit Angst gefüllt.

Langsam streckte ich meine bebenden Finger aus, wollte ihr vor Schmerz weißes Gesicht behutsam berühren, aber jemand packte mich und riss mich von ihr fort.

"Bei Hekate!", Mr Greenbird beugte sich panisch über den Körper seiner Schülerin, deren Brust sich nur sehr flach hob und senkte, "Himmel, Kate! Hörst du mich?"

Kates Augen glänzten von den Tränen, welche sich in ihnen sammelten und ich merkte, wie meine eigene Sicht sich ebenfalls verschleierte.

"Holt Hilfe!", wies der Lehrer hektisch ein paar Schüler an, welche die Steinstufen hinaufgekommen waren. Ich sah, wie Shae sich umdrehte und mit raschen Schritten die Arena verließ. Ihr folgte ein Junge mit scheinbar asiatischen Wurzeln, der, soweit ich mich erinnerte, vorhin mit ihr trainiert hatte.

Ich hörte verwirrte Stimmen und als ich langsam meinen Kopf hob, sah ich, dass sich weitere Personen, Wächter, am Rande der Arena sammelten. Sie waren anscheinend von Kates Schreien angelockt worden.

Mr Greenbird sah sie mit einer Mischung aus Verärgerung und Verzweiflung an, ehe er sich einen Teil seines Gewandes über den Kopf streifte, um das verletzte Mädchen vor den Blicken der Anderen zu schützen.

Seine nackter Oberkörper war gebräunt und von weißen sowie dunkelroten Narben geziert. Sie verflochten sich über seinen Muskeln, welche sich deutlich unter seiner Haut abzeichneten, zu einem faszinierenden und gleichzeitig grausamen Muster aus Schmerz und Wut.

Ich ahnte, auch ohne ihren Ursprung zu kennen, dass ein Großteil dieser Narben nicht von dem Training in der Arena stammte.

Die Lebenskraft des Nebelwesens war aus meinem Körper entwichen und ich merkte, wie er wieder vor Schwäche in sich zusammen zu fallen begann.

Das Zittern meiner Finger wurde stärker.

Die Wächter und Domitoren standen immer noch um uns herum, sie wisperten und tuschelten, ehe der Lehrer eine Geste in ihre Richtung machte, sie sollen verschwinden und nicht Kates geschundenen Körper betrachten.

Die angesammelte Gruppe löste sich nach und nach -in meinen Augen auffallend schnell- auf und zurück blieb nur noch ein einziger Wächter, welcher jedoch nicht die blutende Kate, sondern mich anstarrte.

Seine Haare hingen ihm feucht ins Gesicht, wahrscheinlich war er gerade schwimmen gewesen oder so. Seine Augen, grünblau wie der Ozean, durchbohrten mich, wie als versuche er, meinen Körper einzig und alleine mit seinem Blick aufzuspießen.

"Cilian", murmelte Mr Greenbird abwesend, während er versuchte mit dem Stoff des Gewandes das Blut aus Kates Wunden zu stoppen, "Bitte geh. Hier gibt es nichts zu sehen."

"Ich kann Ihnen helfen, Mr", Cilians Stimme klang kalt, beinahe emotionslos, als versuche er mit Mühe seine Gefühle zu unterdrücken.

"Nein, Junge", erwiderte der Lehrer ohne aufzusehen, "Diesmal kannst du nicht helfen. Wir müssen auf Mrs Pimpelin warten. Wir brauchen keinen Wächter, wir brauchen eine Heilerin."

"Dann bring ich Fury auf ihr Zimmer. Sie sollte nicht weiterhin in Kates Nähe sein."

Mr Greenbrid antwortete nicht und Cilian kam die Stufen herab, packte mich unsanft an der Schulter und zog mich auf die Beine. Meine Knie fühlten sich so schwach an, sodass sie augenblicklich unter mir hinweg knickten.

Ich sah, wie Cilian die Augen verdrehte, einen Arm unter meine Beine schob und mit dem anderen meinen Oberkörper stützte, um mich hochzuheben.

Wie als sei ich seine Braut und er mein Bräutigam trug er mich die Stufen hinauf aus der Arena, über die große Wiese in Richtung Haus der Hekate.

Fury - Dunkles HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt