Der Sonntag verlief friedlich.
Wir saßen entweder in Shaes, Lys oder meinem Zimmer herum, redeten, lasen oder guckten Filme und Serien.
Kate oder gar Cilian begegnete ich kein einziges Mal.
Am Montag Morgen weckte Shae mich mit einer Flasche Wasser, welche sie über meinem Kopf entleerte.
Um genauer zu sein, war das die Sprudelflasche, die ich mir, nach meiner schmerzhaften Begegnung mit dem Waschbecken, auf meine Beule gepresst und wohl oder übel vergessen hatte wegzuräumen.
"Um neun beginnt der Unterricht", teilte Shae mir knapp mit und reichte mir ein Handtuch.
"Und dafür weckst du mich zwei Stunden früher?", gähnte ich, kletterte nach einem kurzen Blick auf den Wecker aus dem Bett und trocknete mein Gesicht ab.
"Jap", Shae nickte.
Sie trug eine alte Jeansjacke ohne Ärmel, unter der ich ein Michael-Jordan-Shirt erkennen konnte.
"Wieso genau, wenn ich fragen darf?"
"Ich möchte dieses Jahr nicht schon wieder direkt vor dem Lehrerpult sitzen und das wird passieren, wenn wir zu spät in die Klasse kommen", meine Freundin wippte ungeduldig auf ihren Fußspitzen herum.
"Das Grauen aller Schüler", ich grinste, ging in Richtung Badezimmer und schloss die Tür hinter mir ab.
Dann duschte ich und zog mich an.
Kaum, dass ich wieder zurück ins Zimmer kam, drückte Shae mir eine kleine Samtschatulle in die Hände.
"Was ist das?", fragte ich und klappte neugierig den Deckel auf.
"Keine Angst, das ist kein Heiratsantrag", Shae grinste schief, als sie bemerkte, wie ich überrascht die Augenbrauen in die Höhe zog, "Hier gibt es bloß keine richtige Schuluniform und diese Ringe zeigen stattdessen an, dass wir zu diesem Haus der Hekate gehören."
Ich nickte langsam und nahm den Ring aus der Schatulle.
Er bestand aus einem dünnen Silberreif, geziert mit einem Saphir.
"Die bilden sich echt einiges drauf ein, dass deine Mutter genau hier ausgebildet worden ist", Shae schnaubte und wedelte dann mit einer Hand vor meinem Gesicht herum, an der ebenfalls ein Saphirring steckte.
"Das alles wegen meiner Mutter?", ich seufzte laut und schüttelte den Kopf.
Entweder war das von Shae etwas weit hergeholt und der Stein bedeutete etwas anderes, oder es war mehr als übertrieben.
"Was ist übrigens dort drinnen?", fragte meine Freundin und deutete auf das Schmuckkästchen meiner Mutter, das neben dem Bild von Lou und mir auf meinem Nachttisch stand.
"Das ist von meiner Mum", ich betrachtete den Ring in dem schmalen Streifen Sonnenlicht, welcher durch einen Spalt zwischen den zugezogenen Vorhängen in mein Zimmer sickerte.
"Darf ich?", frage Shae.
"Nur zu", ich steckte den Silberreif an den Ringfinger meiner linke Hand und sah ihr dann dabei zu, wie sie vorsichtig das Kästchen öffnete.
"Wow!", stieß Shae hervor und starrte den Anhänger wie hypnotisiert an.
Der Anhänger, den ich irgendwann einmal vor dem Tod meiner Mum von ihr bekommen hatte, stellte eine mit Gold verzierte Schlange aus Onyx dar.
Ich liebte den Anhänger, nahm ihn jedoch nur selten aus seiner Schatulle.
"Wieso trägst du ihn nicht?", fragte Shae im selben Moment.

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Fury - Dunkles Herz
Fantastik"Du weißt nicht, zu was du Fähig bist, Carol Fury. Niemand weiß das. Und genau deswegen bist du eine Gefahr." ~~~ Nach dem Tod ihres Vaters beginnt Carol Fury ein neues Leben im Haus der Hekate, ein Internat für Domitoren, die Erben der Magie. Dort...