Teil 33 [special]

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"Wir sind dann nebenan und bitte, setzt das Haus nicht in Flammen!" Rief Ten die Treppen hinauf. "Werden wir schon nicht machen und grüßt WinWin's Tante von uns!" Gab ich ihm als Antwort und wendete mich wieder Jeno zu. "Du kannst ruhig mitgehen, ich bin kein kleines Kind mehr." Redete ich besänftigend auf ihn ein. Er aber schloss seine Augen und schüttelte den Kopf. "Das habe ich auch nicht behauptet, trotzdem möchte ich nicht, dass dir etwas zustößt. Dein Appa würde mich töten." Ich schlug in gespielt empört auf seine Brust und zog ihn hinter mir die Stufen hinunter. "Willst du was essen?" Fragte mich der Ältere, jedoch schüttelte ich gelangweilt meinen Kopf. "Sollen wir ein Film schauen?" Wandte ich mich zu dem schwarzhaarigen. Mein gegenüber nickte und pflanzte sich mit etwas zu Trinken neben mich auf die Couch. Ich kratzte alle Filme die ich im Haus finden konnte zusammen und warf sie vor seine Füße. Wir suchten vergebens nach etwas interessanten, geschweige denn aktuellem. "Die sind ja fast alle aus den Achtzigern," seufzte ich und blasste meine Wangen vor Desinteresse auf. Jeno lachte über meinen Anblick und presste seine Zeigefinger in meine Wangen, was zur Folge hatte, das die angestaute Luft heraus kam. "Sollen wir einfach den hier nehmen?" Fragte mich mein gegenüber. Ich spähte auf das Cover der DVD Verpackung, es war ein altmodischer Horror Thriller. Da wir sowieso nichts besseres mehr finden würden nickte ich auf seine Frage, er schob den Film ein und gesellte sich dann zu mir.

Meine Augen vielen langsam zu und ich nickte schon halb weg. Der Film hatte eine wirklich schlechte Qualität und die Story könnte man an einigen Stellen auf jedenfall nochmal überarbeiten. "Bist du müde?" Kam es von meinem Sitznachbar Schrägstrich provisorischem Kopfkissen. Ich erhob mich und nickte mit halb geöffneten Augen in seine Richtung. "Ich glaube, ich geh mich hinlegen," antwortete ich ihm. Verständlich nickte er und machte es mir nach, er streckte sich einmal ausgiebig, machte den Film aus und verschwand dann ebenfalls die Treppe rauf. "Gute Nacht." Sagte er bevor er in seinem Zimmer verschwand. "Nacht..." Gähnte ich und begab mich dann ebenfalls in mein Zimmer. Nachdem ich mich fertig gemacht hatte fiel ich ins Bett und kurz darauf wurde auch schon alles still um mich herum.

Es war alles schwarz, absolute Dunkelheit. Ich lief durch die scheinbar unendliche Schwärze, doch mit jedem Schritt den ich machte erklang ein Ton. Es hörte sich an als ob ich auf Wasser laufen würde. Plötzlich wurde dieser Ton immer stumpfer und ich blickte an mir hinunter. An meinen Füßen stieg Wasser hoch, immer und immer höher. Es hatte mich nach kurzer Zeit komplett überragt und mein Sauerstoff begann zu mangeln. Hektisch sah ich mich nach einem Ausweg um, doch die Dunkelheit erschwerte es mir. "Linn." Mein panisches Herumgezappel legte sich und ich schaute über mich. Jemand lief an der Oberfläche, welche ich ebenfalls nicht erreichen konnte. Die Person trug etwas Gewandartiges weißes und hatte hell blonde, schon fast goldgelb leuchtende Haare. Ich strengte mich an sie zu erkennen, sie beugte sich zu mir runter und streckte mir ihre Hand entgegen. Ich erkannte die Umrisse, mir stockte der Atem, mein Herz pochte wie verrückt.

Ich schreckte schnappatmend auf. Mein Herzschlag war unkontrolliert und ich spürte wie an meiner Stirn kleine Schweißperlen herunter liefen. Ich zog meine Beine zu meinem Oberkörper hoch und spürte wie sich langsam Tränen in meinen Augen bildeten. Mein Körper zitterte und war eiskalt. "Jeno!" Rief ich mühsam und vollkommen hysterisch. Sofort wurde meine Tür aufgerissen und Jeno kam mit einem panisch/-hektisch/-besorgten Blick zu mir gelaufen. "Was ist los?" Er setzte sich auf die Bettkante und nahm mich fest in den Arm. Doch ich konnte ihm nicht antworten aus mir brachen nur noch Tränen raus. "Ein Albtraum?" Ich nickte und umklammerte ihn fest. "Vielleicht sollte ich die anderen ho-.."
"Nein! Bitte lass mich nicht allein..." Ich senkte meinen Blick nachdem er mich losließ und krallte meine Hände in meine Decke. Er saß überfordert vor mir und überlegte schweigend, was er nun am besten tuen sollte. Ich rückte ein Stück und gab ihm etwas Decke. Nachgebend atmete er aus, schloss kurz dabei seine Augen, öffnete sie wieder und legte sich neben mich hin. "Danke." Flüsterte ich und drehte mich zu ihm hin, zwischen uns bestand ein etwas größerer Abstand der mir ziemlich unangenehm war. Er drehte sich zu mir und streichelte mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, danach setzte er ein angenehmes Lächeln auf und legte sich mit einem noch immer auf mich gerichteten Blick hin. Wir schauten uns stumm an, er zog seinen Arm aus der Decke hervor und streichelte mir mit seinem Daumen eine meiner Tränen aus dem Gesicht. Gerade als er sie wieder wegziehen wollte griff ich nach seiner Hand und ließ seine Finger mit meinen verschmelzen. Uns beiden war anzusehen, dass wir den anderen brauchten und es beruhigte mich, dass er sofort gekommen war. Jeno war für mich da.

Jeno POV
Zusammen schauten wir auf die flimmernde Kiste im Wohnzimmer. Doch meine Aufmerksamkeit galt ganz ihr, sie hatte sich mit ihrem Kopf auf meiner Schulter nieder gelassen. Ich schaute ihr dabei zu wie ihr vor Erschöpfung die Augen zufielen, es sah so niedlich aus wie sie probierte sie offen zu halten und nicht einzuschlafen. "Bist du müde?" Fragte ich sie. Meine Sitznachbarin richtete sich langsam auf und bejahte meine Frage. Ich schaltete den Film ab und machte mich auf den Weg nach oben. Dort hatte ich ihr noch gute Nacht gewünscht und danach verschwanden wir beide in unsern Zimmern. Nachdem ich mich bettfertig gemacht hatte, legte ich mich auch schon hin. Ich schaute aus dem Fenster, es war eine sternenklare Nacht, dazu auch noch Vollmond. Meine Müdigkeit hatte sich wieder gelegt und ich war hellwach. Ich starrte vom Fenster hoch zur Decke des Zimmers. In meinem Kopf drehte sich alles nur um sie, egal was ich auch probierte, es kamen mir nur Gedanken von ihr in den Sinn. Mein Herz begann immer wieder zu pochen an , wenn sie vor mir stand, wenn sie mich anlächelte oder auch nur schon anschaute. Ich wollte sie am liebsten einfach nur in meine Arme schließen und nie wieder loslassen. Ich wollte einfach ihre Hand nehmen und mit ihr weg laufen, an einen Ort wo wir nur für uns waren, wo ich mich nicht verstecken musste. Wo ich in aller Öffentlichkeit meinen Arm um sie legen könnte ohne mit Konsequenzen zu rechnen. Doch das war nun mal nicht die Realität, die Realität war so dass ich ein Idol war und wahrscheinlich niemals auch nur ein normales Leben führen könnte. Noch nicht einmal einkaufen könnte ich mit ihr.
Jetzt war mein Kopf leer und ich blickte wieder in den Himmel, manchmal zahlte man im Leben für alles seinen Preis.

Eine angenehme Stille breitete sich aus und meine Augenlider wurden mit der Zeit schwerer. "Jeno!" Ich zuckte zusammen, als eine zitterige Stimme nach mir schrie. Es war Linn! Sofort sprang ich aus meinem Bett und rannte zu ihr ins Zimmer. Der Anblick dort ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Sie hockte zusammen gekauert auf ihrem Bett und umschlang ihre Beine mit ihren Händen. Sie war bleich und ihre Augen waren glühend rot. Bei ihrem Anblick zog sich mein Herz zusammen und ein schmerzhaftes Stächen durchzog meinen Bauch. Ich lief zu ihr hin und nahm sie sofort in den Arm, woraufhin sich auch schon ihre Arme um meinen Körper legten und diesen an sich presste. Sie musste wohl einen schlimmen Albtraum gehabt haben. "Soll ich vielleicht die anderen ho-.." Sofort Unterbrach sie mich, sie wollte nicht, dass ich sie alleine ließ. Ihre Stimme war zitterig und klang verängstigt.

Sie rückte ein Stück von der Bettkante weg und gab ein großes Stück ihrer Decke ab. Kurz überlegte ich, ob es nicht zu schnell gehen würde mich zu ihr zu legen oder ob das nicht unangemessen wäre. Doch als ich ihre Angst sah überlegte ich garnicht mehr weiter und handelte sofort. Ich starrte nur auf das bettende und saß stumm da. "Danke.." Flüsterte sie, ich drehte mich zu ihr um und lächelte sie warm an. Eine ihrer Haarsträhnen, die ihr mal wieder im Gesicht hingen, strich ich ihr sanft hinters Ohr. Ich legte mich nun unter die Decke und schaute sie stumm an. An ihrer Wange lief eine ihrer übrig gebliebenen Tränen hinunter, ich zog meinen Arm hoch und strich ihr langsam mit meinem Daumen diese weg. Als ich meine Hand wieder sänken wollte, hielt sie jedoch mein Handgelenk fest. Erschrocken schaute ich sie an, sie öffnete meine Hand und ließ ihre Finger mit meinen verschmelzen. Ich atmete beruhigt aus und blickte ihr tief in die Augen, ich würde sie niemals verletzten wollen. Niemals wieder so sehen wollen, ich brauchte sie und sie brauchte mich.

Wir brauchten einander.

POV ENDE

⁰¹ LIMITLESS | jenoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt