Teil 41

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Langsam strahlten die ersten Sonnenstrahlen durch die schwarzen Lammelen seines Fensters. Ich konnte nicht geweckt werden, wenn man nicht schlief konnte man ja nur wach bleiben. Ganz anders als Jake, der neben mir seelenruhig sein Kopf im Kissen seines Bettes vergrub und vor sich hin träumte. Als ich gestern Abend vor seiner Tür stand, rief er meinen Vater an, dass ich bei ihm schlafen würde und er tröstete mich bis ich nicht mehr weinte. Ich hörte bestimmt erst heute morgen so gegen 4 auf zu schluchzen und Jake nickte dann neben mir ein. Fürsorglich hatte ich ihn zugedeckte und mich am Bettrand niedergelassen. Ich schrieb Jeno noch eine Nachricht in der stand, dass es mir leid täte und wir wenigstens noch einmal reden sollten, doch es kam nichts zurück. Ehrlich gesagt hätte ich an seiner Stelle sofort meine Nummer gelöscht, ich hätte genauso wie er reagiert. Bei dem Gedanken ihn wahrscheinlich nie wieder zusehen und dass es so mit uns aus ging, füllten sich meine Augen wieder mit Tränen. Ich kam mir wie eine Person aus einer Schnulze vor, die ständig weinte und immer naiv war. Ich fand derartiges Verhalten derer immer übertrieben und nun war ich vielleicht sogar schlimmer als solch Schauspieler. "Hey, nicht traurig sein Blümchen." Kam es von einem halbschlafenden Jake und legte mir beruhigend einen Arm um meine Schulter. Ich atmete zitternd aus und nickte ihm so selbstbewusst wie es ging zu.

"Jake ich mach gleich Frühstück, kommst du?" Nico klopfte an der Tür und trat daraufhin ein. Als er mich erblickte kam er sofort zu mir gerannt und kniete sich neben mich. "Hey..alles gut." Redete er ebenfalls beruhigend auf mich ein. "Was ist denn passiert?" Fragte er an uns beide gewannt. "Jeno hat sie verlassen." Kam mir Jake zuvor. "Jeno?" Nico legte seinen Kopf schief und kratzte sich am Nacken. "Ihr Idol Freund, sie haben sich gestern gestritten." Ich redete ihm dazwischen. "Gestritten ist nicht das richtige..Wort." Nuschelte ich verletzt. Nico zog verständlich seine Augenbrauen hoch, und nickte nur abwiegend. "Na kommt, etwas zu Essen lässt deine Mundwinkel wieder strahlen. Vor allem wenn es von Super Koch Nico zubereitet wurde." Ich schniefte noch einmal und konnte es selber nicht glauben. Nico hatte es tatsächlich geschafft mir ein kurzes Lächeln zu entlocken. Gemeinsam gingen wir runter, doch statt zu dem großen Esstisch zugehen, wo wir neulich noch mit Lucifer saßen, führten mich die beiden zu einer Glastür hin. Als wir raus traten blendete mich erneut die Sonne und nachdem ich mich dran gewöhnt hatte sah ich das wir uns auf der Hausterrasse befanden, wo ein voll gedeckter runder Glastisch stand. Ich setzte mich auf einen der Stühle und betrachtete die wohlriechenden Lieblichkeiten. "Das hast du alles allein gemacht?" Fragte ich in die Runde und griff nach einem Brötchen. "Selbstverständlich, was denkst du denn? Unser Vater ist mal wieder auf Geschäftsreise also kümmern wir, oder besser gesagt ich, uns um den Haushalt. Immer wenn er weg ist behandeln wir die Angestellten wie Familienmitglieder, aber meistens geben wir ihnen frei. Sie werden für die freien Tage aber weiterhin bezahlt, würde unser Vater das wissen würde er...naja du hast es ja letzten gesehen. Er meint 'Wir gehören zur oberen Klasse und so könnt ihr euch auch verhalten. Die Mittelschicht und alles was darunter liegt kann das ruhig wissen'."

Nico verstellte bei seinem Zitat extra arrogant seine Stimme und fuchtelte wild mit seinen Armen herum. Ich wiederum betrachtete nur gedankenversunken die Landschaft, welche so ruhig und friedlich am Morgen wirkte. "Linn, sag mal..warum ist es zwischen dir und...Jeno aus?" Fragte Jake vorsichtig und kaute nervös auf seiner Unterlippe rum. Ich atmete schwer aus und unterdrückte mir eine weitere Träne. "Gestern war sein Geburtstag, alles lief perfekt, aber..." Ab da verstummte ich, ich musste zurück an den Moment denken als Jeno für mich sang. Und dann kam mir das Bild vor Augen wie er vor Mark stand, wie er ihn anschrie und das letzte was ich vor Augen hatte war, wie Taeyong mich aus dem Flur jagte und sich noch einmal Jeno's enttäuscht/wütender Blick mit meinem streifte. Mir rollte stumm eine Träne an der Wange hinunter. "Typisch Idole eben." Murmelte Nico vor sich hin und biss danach schweigsam in sein Brot. "Was?" Fragte ich gedankenverloren den älteren. Er schluckte großäugig sein Essen hinunter und setzte sich dann aufrecht hin. "Naja es ist nun mal so, dass Idol uns nicht verstehen können. Sie könnten alles und jeden haben, demnach ist der Verlust einer Non-Idol-Freundin nicht für sie so schwer zu verkraften wie es in diesem Fall für dich ist. Hör zu, Jeno wird in diesem Augenblick daran denken wie er dich vergisst, er wird sich nicht die Sorgen um dich machen, wie du es gerade machst. Er wird dir nicht hinterher trauern, für ihn zählt nur eins, nämlich der Ruhm. Er wird jetzt irgendwo dort draußen sein, trainieren und darauf achten das alles perfekt läuft. Für ihn. Nicht für dich." Nico breitete seine Arme der Stadt entgegen, welche ich die ganze Zeit betrachtete. Ich schüttelte noch immer gedankenverloren den Kopf und stand auf. "Nein...nein, dass würde er nicht tun. So ist er nicht. Nur, weil ihr eine andere Meinung von Idolen habt, heißt es nicht, dass diese auch wahr sein muss. Und außerdem war es alles meine Schuld! Ich habe zugelassen das Mark mich küsst! Jeno hatte und hat jedes Recht dazu mich zu hassen!" Ich lief blind vor Wut zurück ins Haus, durch den riesigen Flur, unter dem gigantischen Kronenleuchter her und ging einfach gerade auf die Tür zu. Ich blendete alles um mich herum aus und war schon bald wieder in der Nähe von Seoul's Stadtmitte. Es wurden immer mehr Menschen und Geräusche um mich herum, die ich aber ausblendete. Mir schwirrten allein Nico's Worte im Kopf herum und der Gedanke das sie vielleicht stimmten.
'Er wird jetzt irgendwo dort draußen sein, trainieren und darauf achten das alles perfekt läuft. Für ihn. Nicht für dich.'

Dieser Satz ging mir nicht mehr aus dem Kopf, würde er jetzt gerade an mich denken? Oder hatte Nico recht und er musste jetzt darauf achten das die Presse kein Wind davon bekam? Ich lief einfach über einen Zebrastreifen und wischte mir eine weitere Träne weg. "Mädchen pass auf!" Schrie jemand hinter mir und noch bevor ich mich umdrehen konnte hielt auch schon ein Auto notgedrungen schräg auf dem Gehweg. Ich versteinerte und wurde von einer wildfremden Person zur anderen Straßenseite hinüber gezogen. "Mädchen, was ist denn mit dir los? Hattest du mich etwa nicht gehört? Hast du das Auto denn nicht gesehen? Oder hast du irgendetwas genommen?" Ein Mann im Anzug schaute mir detailliert in die Augen und hatte dabei mein Gesicht zwischen seinen Händen. Ich nahm seine Hände von mir weg und betrachtete was sich auf der Straße abspielte. Die Leute auf dem Geweg waren zur Seite gesprungen und musterten das Auto, welches schräg auf der Fußgängerzone parkte. Eine zierliche Junge Dame in einem Hautengen roten Kleid mit passenden High Heel stieg aus und betrachtete ihre Motorhaube. Danach drehe sie sich zu mir um und zeigte mir aufgebracht den Vogel, ich atmete beruhigt aus, niemand hatte sich verletzt. "Gehts dir gut? Kannst du mich überhaupt verstehen?" Fragte mich wieder dieser Anzug Kerl, welcher neben mir stand. "Äh, ja. Danke für Ihre Hilfe." Ich verbeugte mich und lief dann schnell in eine Seitengasse. Ich packte mir geschockt an den Kopf. "Das war knapp," nuschelte ich vor mich hin und hörte kurz bevor ich aus der Gasse trat lautes Gekreische. Es waren sehr viele Mädchen die alle 'Oppa!' schrieen. Die Menge wurde leiser und löste sich kurz darauf auch schon wieder auf, vorsichtig trat ich aus der Gasse hinaus und musterte das Gebäude vor mir. Es war SM und ganz viele Mädchen standen nun mehr verteilt vor diesem und unterhielten sich. Neugierig lief ich zu einem der Mädchen hin, was lächelnd auf ihr Handydisplay schaute. Ich tippte sie an der Schulter an und sofort drehte sie sich zu mir um. Verwirrt starrte sie mich wortlos an, bis ich begann zu sprechen. "Hey, weiß du was hier gerade los war?" Fragte ich das Mädchen vor mir. Sie fing an zu lächeln und schob sich eine ihrer Haarsträhnen hinters Ohr. Sie war klein und zierlich gebaut, hatte Schulter lange schwarze Haare und war leicht gebräunt. Sie sah ziemlich freundlich und niedlich aus. "NCT DREAM war gerade am Eingang und stieg in ein Auto ein. Ich bin nur durch Zufall hier her gelaufen, was ich doch für ein Glück hatte! Ich bin Melinda und du?" Erzählte das vor freudestrahlende Mädchen vor mir und streckte mir ihre Hand entgegen. Ich nahm sie freundlich an und stellte mich ebenfalls vor. "Ich bin LinKi. Bist du ein Fan?" Stellte ich eine Gegenfrage, bekam dann aber ein überlegendes Kopfschütteln was sich zu einem hin und her vermischte. "Eigentlich nicht so. Ich bin ein Mon Bebe, ein Monsta X Fan. Aber ich mag auch NCT, Chenle ist aber auch so süß. Gehörst du zum NCTstan?" Ihr freundlich Lächeln wurde zu einem glücklichen Grinsen als sie Chenle erwähnte und sie freute sich tierisch. "Ja kann schon sein, aber er ist nicht mein Typ und nein, ein Fan bin ich nicht." Erklärte ich ihr und zupfte etwas nervös an meinem Pulli rum. "Hast du das gestern mitbekommen? Wahrscheinlich nicht oder?" Frage sie weiter und beugte sich zu mir vor. Ich schüttelte verwirrt meinen Kopf, woraufhin sie auch schon gleich weiter redete. "Gestern war der Geburtstag von Jeno, einem der Member. Als das V LIVE Video online kam machten wir uns alle sorgen und alle Social Media Plattformen waren voller Spekulationen was mit ihm los sei." Ich hielt Inne als sie Jeno erwähnte und machte mir plötzlich schreckliche Sorgen. "Was ist mit ihm?" Fragte ich zitterig. "Er sah nicht gut aus, er war ständig abwesend. Doch das schlimmste kommt noch.." Sie machte eine kurze Pause und holte ihr Handy raus. "Hier! Ich habe Screenshots gemacht. Als er sich was wünschen sollte kamen ihm Tränen hoch und er rannte aus dem Raum. Bevor er verschwand nuschelte er noch Mein Le Je No. Eigentlich hatte es niemand gehört doch der Untertitel zeigte es an. Zudem war nicht ein einziges Mal Mark zu sehen." Sie hielt mir die Bilder vors Gesicht und schaute mich etwas traurig an. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, nicht wieder in Tränen auszubrechen. War das Zufall? Genau diese Worte hatte ich auf seine Karte geschrieben, wenn er sie denn überhaupt gefunden hatte. Ich schluckte meine Schuldgefühle runter und wandte mein Blick vom Display weg. "Sag mal, nichts gegen dich aber...bist du ein Sasaeng? Ich meine wegen den Screenshots und dem ganzen." Fragte ich vorsichtig und atmete verunsichert aus. Sie schüttelte schnell ihren Kopf und wirkte beschämt. "Nein...das sollte nicht so rüberkommen," nuschelte sie mit gesenktem Blick vor sich hin. Ich legte ihr meine Hand auf die Schulter und versicherte ihr, dass sie nicht so verrückt rüber kam. Ich wollte mich auf den Rückweg begeben und überraschenderweise lief sie mit mir. Wir unterhielten uns noch etwas über NCT und dann über andere Dinge, sie war ein erstaunlich schlaues Mädchen und erzählte mir, dass sie erst vor einpaar Wochen nach Seoul gezogen war. Zuvor lebte sie in Daegu und kannte sich hier noch garnicht aus, weshalb sie mich etwas über die Stadt ausfragte. Als ich zuhause ankam traute ich meinen Augen kaum, in meinem Zimmer stand eine Person die ich nicht erwartet hätte...

⁰¹ LIMITLESS | jenoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt