Teil 22

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Ich wandte mein Blick von ihm ab und steuerte auf die Treppenstufen hinter uns zu. Komplett überfordert ließ ich mich auf die Stufen fallen und fuhr mir durchs Haar. Langsam und tonlos ließ sich auch der ältere neben mir nieder, woraufhin wir beide auf die Glasscheibe vor uns starrten. "Kneif mich", flüsterte ich durch die Stille und bekam daraufhin ein irritierten Blick von meinem Sitznachbarn zugeworfen. "Wie meinst du das?" Fragte er. "Du bist ein Idol." Sagte ich feststellend und drehte mich in seine Richtung. Jeno nickte und schaute betrübt zu Boden. "Deshalb auch diese eifersüchtigen Mädchen." Stellte ich fest und begann alles nochmal durchzugehen, seitdem ich ihn kennengelernt hatte. "Und Jisung?"
"Er auch, Jisung ist unser Maknae." Ich nickte nur, ich konnte nichts darauf antworten. Selbst die Tatsache, dass ich nicht wusste was Maknae bedeutete, konnte mich zum sprechen bewegen. Zu verwirrend war diese Situation.

"LinKi?" Riss mich Jeno aus meinen Gedanken und drehte sich zu mir um. Ich antwortete nur mit einem Kopfnicken und drehte auch mein Gesicht zu ihm. "Was denkst du jetzt über mich?" Überlegend blickte ich auf seine Hände, die er auf den Fliesen der Stufen abgelegt hatte. "Wie siehts du mich jetzt?" Redete er weiter hilflos vor sich hin. Ihn schien die ganze Sache wohl sehr zu bedrücken, wenn nicht sogar mehr als mich, obwohl ich hier ja die belogene war. "Du bist noch immer der selbe Junge den ich am Flughafen kennengelernt hatte. Immer noch der selbe Lee Je No, es würde nichts, noch nicht einmal diese Tatsache etwas daran ändern können. Allerdings muss ich gestehen, dass ich dich nun in einem anderen Licht als zu beginn sehe. Nicht so, dass du was besseres wärst als alle anderen, nein. Es ist so, dass ich jetzt das Gefühl habe mich minderwertig zu fühlen. Warum redest du mit mir? Ich bin normal, nichts besonderes, du könntest so viele hübschere und schönere Mädchen als mich haben. Wieso ich?" Von meiner Antwort überrascht machte er nun ein schwer einzuordnendes Gesicht. Ich schaute ihn verzweifelt, fast schon flehend an, warum Sagte er nichts? Oder war ich nur ein Spiel für ihn? Er ist ein Idol, er könnte jede haben.

Er zog mich zu sich und umarmte mich fest. Ich erwiderte seine Umarmung und genoss seine Nähe, seine Wärme und sein Geruch. "Du Dummkopf." Kurze Still breitete sich aus und ich fragte mich, warum er mich einen Dummkopf nannte. "Vielleicht ist es so, vielleicht könnte ich viele andere haben. Doch ich will dich, du bist etwas besonderes. Ich möchte, dass du das nie wieder sagst und bloß nicht nochmal einen Gedanken darüber verlierst. Linn wenn ich jede andere haben wollen würde, würde ich mich dann so für dich ins Zeug legen?" Mein Herz wurde bei diesen Worten ganz warm und begann wie wild zu schlagen. Dieser Junge mochte mich wirklich, er spielte nicht mit mir. Nun drückte ich mich noch fester an ihn und wir blieben einfach so auf der Treppe sitzen. Er löste sich langsam von mir, schaute mich intensiv an und näherte sich meinem Gesicht langsam mit seinem.

"..-Ja hast du das auch schon gehört?" Von unten erklangen plötzlich Stimmen und wir beide sprangen sofort auf. Als wir gelassen nebeneinander die Treppen runterliefen, schauten uns zwei Männer in Anzügen schief von der Seite an. Sie sahen aus wie Vertreter, der eine der Chef und der andere ein Lehrling. Man konnte sehr gut erkennen wer Chef und wer Handlanger war. Der eine war um die 30 und trug ein sehr edel aussehenden Anzug. Der andere war so um die 19 und hatte ein einfaches Jackett an. Der jüngere schaute mir hinterher und fing an zu pfeifen, woraufhin sein Vorgesetzter anfing zu lachen. Jeno legte schnell seinen Arm um mich und zog mich zu sich, danach schaute er den Lehrling mit einem vernichtenden Blick an. So kannte ich ihn garnicht, doch es fühlte sich schön an zu wissen, dass er auf mich Acht gab. Das liebte doch jedes Mädchen.

Wortlos verließen wir das Gebäude und machten uns auf den Weg nach Hause. Jeno brachte mich bis vor die Haustür und stellte sich vor mich auf. Auf dem ganzen Weg war mir nicht mal aufgefallen das er meine Hand hielt. "Also-.." Ich schnitt ihm das Wort ab indem ich ihn fest umarmte. Etwas geschockt erwiderte er sie nach kurzem Zögern. "Danke Jeno." Murmelte ich leise vor mich hin. "Wofür?" Fragte er Stirnrunzelnd. "Dafür das du dich mir geöffnet hast, obwohl ich weiß, dass es nicht einfach für dich war mir zu vertrauen." Wir lösten uns aus der Umarmung und schauten uns in die Augen. "Danke dafür, dass du so ein toller Mensch bist Linn und für dein Verständnis." Mit seinen Händen umpackte er mein Gesicht und zog es zu sich, er gab mir einen Kuss auf die Stirn und ich schloss meine Augen. Danach drehte er sich um und unsere Hände lösten sich nach dem unsere Arme der Entfernung nicht mehr stand hielten. Mit einem verträumten Lächeln schloss ich die Tür auf und schwärmte von ihm. Als ich mich umdrehte nachdem ich die Tür zu machte erschrak ich jedoch. Vor mir stand mein Vater mit einem zornigen Blick. "Linn wo warst du? Ich habe die ganze Zeit probiert dich anzurufen. Warum gehst du nicht an dein Handy?!" Ich musste mir schnell was einfallen lassen, also nahm ich die plausibelste Erklärung die mir auf die schnelle einfiel. "Ähm...ich musste schnell zurück zur Schule, als ich Zuhause ankam viel mir nämlich auf, dass ich meine Jacke in der Klasse vergessen hatte. Und dann hab ich meine Tasche, mit dem Handy einfach ins Haus geschmissen. Es tut mir leid, das war nicht ganz durchdacht von mir gewesen." Mein Vater beruhigte sich und nickte Verständnisvoll, danach streichelte er über meinen Kopf und ließ mich hoch in mein Zimmer. Dort angekommen atmete ich beruhigt aus und fiel in mein Bett. In meinem Kopf spielte sich alles was heute geschehen war noch einmal ab und erst jetzt begriff ich, dass ich mich in ein Idol verliebt hatte.

Was bedeutete, dass ich nicht besser war als all seine anderen Fans und mich nicht mehr von anderen Mädchen unterschied so wie er es heute zu mir meinte. Entschuldige.

⁰¹ LIMITLESS | jenoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt