Teil 18

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So stand ich hier nun. Verwirrt, Ahnungslos und nass, in einer Straßengasse, wo ich allein gelassen wurde. Meine Begleiter waren weg, ließen mich zurück. Wenn so nicht ein schlechter Film beginnt weiß ich auch nicht.

Ich sah an mir hinunter, mein Shirt hatte nur leicht was abbekommen, doch meine Hose...
Ich sah aus als ob ich meine Windeln vergessen hätte. Das einzigste was ich jetzt tun konnte war warten und wenn sie wieder da wären müsste ich ihnen das alles auf den schnellsten Weg erklären bevor sie sich noch selbst etwas zusammen reimten. Einpaar Minuten verstrichen und so langsam wurde es kalt um meine Beine herum. Wo blieben die denn? "LinKi was ist denn mit dir passiert?" Jisung stand perplex mit zwei Wasserflaschen in der Hand da und konnte sich nicht bewegen. Jeno wiederum lief sofort auf mich zu und gab mir  seine Jacke als er meine Gänsehaut bemerkte. "Was hast du gemacht?" Fragte Jeno mich besorgt und hielt mich an den Schultern fest, Jisung stand immer noch wie angewurzelt auf dem Gehweg und musterte mich weiterhin von oben bis unten. "Das waren diese Mädchen von grade. Sie riefen irgendwas von wegen 'Lass meine Miase oder sowas in der Art in Ruhe'." Die beiden tauschten besorgte Blicke aus und Jeno nickte bedrückt. "Vielleicht Biase?" Fragte mein gegenüber mit einer zitternden Stimme. "Ja! Genau das wars." Gab ich ihm als Antwort. "Nah komm wir bringen dich Nachhause", sagte Jeno und drehte sich schon leicht um doch ich hielt in am Arm fest.

Ich war es leid, so könnte das einfach nicht mehr weiter gehen. Er sollte mir hier und jetzt Rede und Antwort stehen. "Jeno? Ich will eine Antwort. Das ich nun nass bin ist eure Schuld, ich weiß zwar nicht warum doch...anders kann ich mir das einfach nicht erklären. Kanntet ihr die?" Ich stand den beiden mit gläsernen Augen entgehen. Dieses Gefühl immer wieder zurück gehalten zu werden, immer wieder abgewürgt zu werden, diese halben Sachen...ich war es Leid! Er sollte es mir erklären. Die Jungs tauschten besorgte blicke aus, Jeno drehte sich wieder zu mir um, aber sah mir nicht in die Augen. "Nein wir kenne sie nicht. Ic..ich-..es schwer zu erklären LinKi, bitte vergib mir." Meine Augen konnten sie nicht mehr halten, mir liefen heiße Tränen die Wangen hinunter. "LinKi es-...", weiter kam Jeno nicht, da ich ihm das Wort Abschnitt. "Nein, nichts 'LinKi'. Mir reicht es, dann lügt mich eben alle weiter an! Ich bin es leid." Damit verschwand ich aus der Gasse und lief einfach gerade aus, mir war es egal wohin ich grade lief. Ich wollte einfach nur nicht in ihrer Nähe sein. Besser gesagt in seiner Nähe. Sie riefen mir am Anfang noch hinterher aber zum Schluss blendete ich ihre Worte aus. Warum tat er mir das an? Was habe ich getan das ich sowas verdient hatte?

Ich blieb stehen, mein Weg kreuzte sich mit dem Fluss. Hier war niemand ich war allein. Ich ließ mich auf eine Bank fallen, die vor dem Fluss aufgestellt war und konnte meinen Gefühlen freien Lauf lassen. Mein Handy vibrierte wahrscheinlich schon zum 10mal, doch ich ignorierte Jeno's Anrufe. Unseren Kontakt wollte ich lieber meiden, vielleicht war das auch erstmal das Beste. "Hey!" Ich zuckte kurz zusammen als jemand um die Ecke sprang und mich anscheinend erschrecken wollte. Ich war sosehr in meinen Gedanken verloren das mich dieses Überraschungsmanöver komplett kalt ließ. Mit meinen verheulten Augen hob ich meinen Kopf und erkannte jemand vertrauten. Jake's Gesicht veränderte sich schlagartig von glücklich in erschrocken, vermutlich wegen meiner Wenigkeit. "LinKi...was ist-.."
Weiter sprach er nicht da ich sofort wieder anfing zu schlurzen, doch Jake nahm mich abrupt in seine Arme. Ich heulte mich an seiner Schulter aus bis er sich langsam wieder von mir löste. Er sagte kein Wort, er nahm einfach nur mein Gesicht in seine Hände und wischte mir eine meiner Tränen mit seinem Daumen weg. "Komm. Ich glaube es ist besser wenn du Nachhause gehst." Ich nickte und konnte sogar Lächeln, er verstand das ich nicht darüber reden wollte. Er hatte es verstanden das ich nur in den Arm genommen werden wollte. Auf dem Weg nach Hause sagten wir kein Wort, er hatte einfach nur einen Arm um mich gelegt und lief mit mir die Straße entlang. "Pass auf dich auf." Damit verabschiedete er sich von mir und gab mir noch einen Kuss auf die Stirn. Zuhause angekommen Schlich ich mich die Treppe rauf und betrachtete mich im Spiegel. Meine Harre waren komplett zerzaust vom Rennen, meine Augen waren rot und passten sich super meinen leichten Augenringen an. Doch das was mich am meisten frustrierte war meine Kleidung, besser gesagt die Jacke. Es war Jeno's. Ich schmiss sie auf mein Bett und machte alles nur noch schlimmer. Sein gesamter Geruch verteilte sich in meinem Zimmer und es war als ob er wieder genau neben mir stände. Ich setzte mich auf mein Bett und betrachtete die Jacke. Sie war in einem dunklen weinrot gehalten und hatte in der Kapuze weiches Fell. Alles an dieser Jacke erinnerte mich an ihn, ihr Aussehen, ihr Geruch, allein schon ihre Anwesenheit ließ mich an ihn denken. Ich hielte sie an den Schultern fest und hob sie vom Bett, sodass ich sie nun von ihrer Vorderseite begutachten konnte. Ich breitet sie vor mir wieder aus und hielt ein Ärmel fest. "Es tut mir leid", flüsterte ich durch den Raum und drückte den Ärmel fest in meiner Faust. Ich kann mich an die Jacke ganz genau erinnern, Jeno trug sie unter seiner dickeren Winterjacke am Flughafen, an dem Tag als wir uns das erste Mal trafen und alles begann. Ein Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht, ich dachte gerne an diesen Moment wenn es mir gerade nicht gut ging. Egal ob wegen ihm, der Schule oder meiner Familie, dieser Moment machte mich immer wieder glücklich. Mein Handy leuchtete auf und ich schnappte es mir vom Nachttisch. 15 verpasste Anrufe und 9 Nachrichten. Ich lass mir die Nachrichten durch, in ihnen ging es zum Großteil einfach nur darum wo ich war, wie es mir ging und das es ihm leid täte. Ich machte es wieder aus und legte es mit dem Bildschirm nach unten gedreht auf meine Bettdecke. Ich überlegte was ich nun mit der Jacke machen sollte, für's erste wäre es wohl das beste wenn ich sie einfach in die hinterste Ecke meines Kleiderschrankes verbanne. Als ich gerade nach ihr griff hörte ich ein leichtes rascheln. Was ist das denn?

⁰¹ LIMITLESS | jenoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt