Teil 48

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Am darauf folgenden Morgen wurde ich von sanften Sonnenstrahlen geweckt und sah wie sich Jeno auf Zehenspitzen durch den Raum bewegte. Sofort bildete sich ein glückliches Lächeln auf meinem Gesicht und ich musste anfangen zu kichern. "Willst du dich etwa ohne ein Tschüss von mir verabschieden?" Der Schwarzhaarige wandte sich mir erschrocken zu und gab einen lauten Seufzer von sich. Er kam auf mich zu und fing an zu lachen bei meinem Anblick. "Du bist wach? Ich habe mich extra bemüht leise zu sein, tut mir leid Gänseblümchen."

"Gänseblümchen?" Fragte ich verwirrt. Jeno setzte sich neben mich auf die Bettkante und streichelte mir übers Haar. "Ich muss jetzt gleich los, heute hab ich früher Schluss. Nach der Schule geh ich noch mit den älteren einkaufen und dann mach ich mich auf den schnellsten Weg zurück zu dir." Ein Kuss landete auf meiner Stirn. Jeno wollte sich wieder von mir entfernen jedoch ich hielt in an seiner Schuluniform fest. Abwartend drehte er sich zu mir um, zog eine Augenbraue in die Höhe. "Bleib hier," quengelte ich herum und umarmte ihn fest. Jeno nahm mein Gesicht zwischen seine Hände, küsste mich sanft und flüsterte ein 'Ich wünschte ich könnte' gegen meine Lippen. Als er das Zimmer verlassen hatte richtete ich mich auf und machte Jaemin's Bett wieder ordentlich. Ich hoffte, er hatte nichts dagegen, dass ich in seinem Bett geschlafen hatte. Jeno's Einzelbett war leider zu eng für zwei Personen gewesen, wir hatten es ausprobiert, kläglich. Nachdem ich im Bad war ging ich in die Küche und machte mir einen Tee, als hinter mir plötzlich jemand ebenfalls den Raum betrat. Es war Taeyong der mich emotionslos musterte. Ich lächelte ihm zu. "Möchtest du auch einen Tee?" Fragte ich ihn als ich mich wieder dem Wasserkocher zudrehte, allerdings erhielt ich keine Antwort. Als ich mich wieder mit dem heiß köchelnden Tee in der Hand zu ihm umdrehte, musterte ich ihn dabei, wie er den Kühlschrank durchforschte. Er beachtete mich garnicht und lief geradewegs gegen mich, wobei ich etwas von dem Tee verschüttete. "Kannst du nicht aufpassen?" Sagte er harsch und verschwand mit einem Apfel in der Hand aus der Küche. "Was ist nur wieder mit dir los Taeyong?" Murmelte ich nachdenklich vor mich hin. Er benahm sich so als ob es den gestrigen Abend niemals gegeben hätte. Doch es gab ihn und er hatte sich mir geöffnet, genauso wie ich mich ihm anvertraut hatte.

Nachdem ich die Pfütze aufgewischt hatte setzte ich mich zu ihm ins Wohnzimmer und starrte auf seine Gesichtszüge. "Was gibt's da zu starren?" Fragte er genervt, ohne auch nur einmal seinen Blick von dem Handydisplay in seiner Hand anzuheben. "Garnicht's," meinte ich monoton und senkte meinen Blick auf die Tasse vor mir. Nach einiger Zeit voller Stille raufte ich mich zusammen und probierte ein Gespräch mit ihm anzufangen. "Sag mal, wo sind denn die anderen?" Kalt schaute er von seinem Smartphone auf, legte seinen Kopf schief. "Die Jüngeren sind in der Schule, die anderen bei einem Shooting und die restlichen sind im Tanzraum trainieren. Wir sind ganz allein," daraufhin stand er auf und lief Richtung Flur. Im Türrahmen stoppte er jedoch dann und blickte zu Boden. "LinKi den gestrigen Abend hat es nie gegeben, denk bloß nicht das wir jetzt Freunde werden oder etwas dergleichen," dann lief er weiter. In mir breitete sich ein schmerzhaftes Ziehen aus und ich unterdrückte mir den eigentlichen Schmerz, welchen ich durch seine Aussage verspürte. Es lag nicht daran, dass ich ihn gerne als Kumpel, wie die anderen, gehabt hätte. Nein. Es schmerzte, dass die einzige Person der ich mich geöffnet hatte, mich wie den letzten Dreck behandelte. "Vielleicht sollte es einfach nicht sein," nuschelte ich und lief zurück in Jeno's Zimmer.

Da es mir wirklich langsam wieder besser ging beschloss ich mich bei den Jungs zu Revanchieren, indem ich ihre Wohnung etwas auf Vordermann bringen würde. Einen Staubsauger konnte ich zwar nicht finden, dafür aber ein paar Lappen, Eimer und einen Staubwedel. Mit einem Eimer voll Wasser und zwei Lappen im Schlepptau begann ich damit die Küche zu putzen. Danach wischte ich über den kleinen Tisch im Wohnzimmer und lief dann hinüber ins Bad. Ihrer Toilette wollte ich aber lieber nicht machen, da gewann mein weiblicher Ekel. Dafür brachte ich die Dusche wieder zum Glänzen und machte zum Schluss noch das Waschbecken samt Spiegel. Als ich gerade dabei war hörte ich plötzlich eine Person reden. Da Taeyong und ich -seiner Aussage nach- allein waren konnte er es also nur sein. Er klang nervös, sehr nervös. Ich machte die Tür weiter auf und hörte genauer hin.

⁰¹ LIMITLESS | jenoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt