Teil 8

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Ich schaute an die Decke, mein Kopf war wie leer gefegt. Wäre es doch besser gewesen, wenn ich dem Treffen nicht zugestimmt hätte? Ein lauter Seufzer verließ meinen Mund und ich schob meine Unterlippe vor. "LinKi was ist los?" Ich erschrak und drehte mein Kopf zur Seite, wo im Türrahmen ein etwas älterer Herr stand, welcher gespielt-traurig meinen Geschichtsausdruck nachahmte. Stirnrunzelnd hob ich verwirrt eine Augenbraue an. Ich kannte diesen Mann nicht, weder ihn, noch seinen Namen. Doch da kam mir ein Gedanke wer er sein könnte. "Sie müssen wohl Mi-Yeom sein, Mihyun's Appa. Schön sie kennenzulernen." Begrüßte ich ihn und hoffte mit meiner Vermutung richtig gelegen zu sein.
"Die Freude ist ganz meinerseits, du kannst mich jedoch ruhig duzen. Sag mal, ich habe das grade ungewohnt mitbekommen..." Der ältere Herr, welcher sich als Mihyun's Vater rausgestellt hatte, kam während er sprach in meine Richtung und setzte sich auf ein anderes Couchteil, von wo er mich genauestens beobachten konnte. Ich hatte mich in der Zeit etwas aufgerichtet um nicht unhöflich zu erscheinen. "Geht es um einen Jungen?" Ich zuckte etwas zusammen und spürte wie mein Gesicht sich langsam rötete. Warum hatte er mich so schnell durchschaut? "Woher-..", gerade als ich weitersprechen wollte unterbrach er mich und musste leicht grinsen. "Mihyun hatte sich in deinem Alter genau so verhalten, ihr seid euch wirklich ähnlich." Ich fing an zu schmunzeln und dachte an sie, nur durch Mihyun war mein Vater glücklich geworden und ich nun in Korea. Ich war ihr nicht böse, im Gegenteil, ich war ihr dankbar, für alles, meine neuen Freunde, für meine bislang gemachten Erfahrungen und für Jeno. "Erzähl mal wer ist der glückliche?" Der Herr beugte sich etwas zu mir vor, vermutlich um mir besser verstehen zu können und auch ich hatte mich nun in einen Schneidersitz gesetzt um Mi-Yeom besser anschauen zu können. Ich atmete einmal tief ein und schaute dann hoch.

"Sein Name ist Lee Je No, ich habe ihn bei der Anreise am Flughafen kennengelernt und wir haben uns von Anfang an gut verstanden.." Während ich am erzählen war senkte ich meinen Blick auf meine Hände, die ich auf meinen Beinen abgelegt hatte. Als ich kurz aufhörte zu reden schaute ich einmal auf um die Reaktion meines Gegenübers einschätzen zu können. Doch seine Miene blieb unverändert und er hörte mir genauestens zu. Für einen Moment schloss ich meine Augen und sprach dann weiter. "Jedenfalls hat er mich gefragt ob wir uns mal treffen wollen und ich bin mir unsicher ob ich mich darauf einlassen soll." Ich schaute beschämt zu Boden, lautausgesprochen klang die ganze Geschichte noch irrealer als sie schon von vornherein war. Mi-Yeom hatte währenddessen seinen Ellenbogen auf seine Knie abgestützt und seinen Kopf auf seinen Händen positioniert. Einen Augenblick lang war alles still und ich schaute ihn durch dringlich an. Ich wollte eine Antwort, eine Reaktion oder einfach nur das er mich ansah. Nun war ich noch verzweifelter als ich es ohnehin schon war.

"Das war's?" Seinen Kopf hatte er nun zu mir gedreht und er blickte mich fragend an. Ich nickte zögernd mit meinem Kopf und hoffte innerlich das, dass noch nicht alles von ihm, als Antwort, gewesen sei. "Du bist also unschlüssig ob du dich mit ihm treffen sollst? Kurz gesagt du hast Angst?" Wieder nickte ich und beobachtete den älteren der sich nun neben mich hingesetzt hatte. "Doch du willst ihn gerne wiedersehen, hab ich recht?" Zum dritten Male stimmte ich wortlos zu und war erstaunt von seinen Menschenkenntnissen, bislang hatte er mit allem was er vermutete genau ins Schwarze getroffen. "Also was hält dich davon ab?" Fragte er und hob seine Augenbrauen. Ich dachte einen Moment lang nach. Was hielt mich eigentlich davon ab? Ich stand mir selber ihm weg. "Bin wieder da!" Total ihm Gedanken versunken hatte ich nicht bemerkt, dass mein Vater nachhause gekommen war und nun genau im Wohnzimmer stand. "Oh, habt ihr euch schon kennengelernt? LinKi das ist Mi-Yeom, Min Chan's Mann. Worüber habt ihr euch denn unterhalten?" Mein Vater strahlte vor Freude und hatte seine Arbeitstasche derweil auf dem Boden abgestellt. Er zog ein, meinem Geschmacks nach, wirklich modernen Mantel aus und ließ sich in den Sessel in der Ecke des Raumes fallen. Ich wurde nervös und schaute Mi-Yeom hilfesuchend an, so das mein Vater es aber nicht mitbekam. "Ach nur über belangloses Zeug, LinKi geh doch schon mal hoch und pack den Rest deiner Sachen aus die gestern angekommen sind." Ein riesiger Stein fiel mir vom herzen, als Mi-Yeom mich nicht verraten hatte. Mein Vater war der Ansicht, dass ich noch viel zu jung sei, um mich zu verlieben, aber das was seine- und nicht meine Sicht. Als ich aus dem Raum rausging zwinkerte mir Mi-Yeom noch flüchtig zu und ich machte es ihm nach, er war mir schon jetzt sympathisch. "Vergiss dein Handy nicht!" Rief er mir noch hinterher und drückte es mir in die Hand. Ich hatte wieder eine Nachricht und konnte dem Schmunzeln von Mi-Yeom entnehmen, dass diese von Jeno sein musste. Ich schmiss mich auf mein Bett und laß sie mir sofort durch. Mein Herz begann mit jeder weiteren gelesenen Zeile immer schneller an zu schlagen.

"Ich bin mir sicher das ich den riesen Tollpatsch treffen möchte;) Ich hätte übermorgen Zeit, kennst du den Salang See? Dort ist ein kleines Café, lass uns dort treffen. So um 18:00, geht doch klar oder? Früher kann ich leider nicht TT" -Jeno

Ich hätte vor Freude schreien- aber vor Aufregung auch mich übergeben können. So viele Gedanken und Gefühle waren in mir, die ich nicht richtig deuten konnte. Alles war so kompliziert seitdem ich hier war, nichts war mehr von diesem langweilenden Durchschnitt meines früheren Alltags übrig geblieben. Ich beruhigte mich einmehlig und stimmte dann zu. Ich legte mich hin und schaltete das Licht aus, doch noch immer spuckte mir dieser eine Name im Kopf herum welcher mich nicht einschlafen ließ...

⁰¹ LIMITLESS | jenoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt