Teil 44

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Nach der Schule lief ich mit Melinda nachhause, bis sie bei sich in der Straße abbog. Die letzten drei Straßen ging ich allein weiter, und genoss die letzten Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Denn kurz darauf kam ein kleiner aber wirksamer Regenschauer, woraufhin sich die Sonne hinter den Wolken versteckte. Doch statt auf dem schnellsten weg die Straßen entlang zu rennen, drehte ich mich einpaar mal im Regen und hüpfte in eine Pfütze hinein. Es ging mir schlecht zur Zeit, dies konnte ich nicht leugnen, es ging mir so schlecht wie seid langem nicht mehr. Doch warum sollte ich mich davon abbringen lassen mein Leben zu leben? Wozu lebten wir sonst? Das Leben war da, um die Zeit die wir haben zu genießen. Meiner Meinung nach.

Auf meiner Haut waren unzählige Regentropfen, meine Haare waren nass und kräuselten sich schon leicht, doch endlich fühlte ich mich mal wieder frei. Ich schlurfte die letzten Meter bis zu meinem Haus und starrte auf meine Schuhe. Doch so schnell wie dieser Schauer kam, so schnell war er auch wieder vorbei. Ich erhob meinen Blick wieder und prüfte mit meiner Hand ob es noch regnete, als ich plötzlich etwas ungewohntes betrachtete. Vor unserer Haustür saß jemand auf der kleinen Bank und Mi Yeom war es schonmal nicht. Sie erhob sich und began mir freundlich zu zu winken. Als ich die Person, welche Hampelmann ähnliche Bewegungen machte, erkannt erhellte sich meine Mine. Wie vom Blitz getroffen ändere sich mein trüber Gang in ein wildes gerenne. "Du bist ja ganz nass," merkte der ältere an und legte verwirrt seinen Kopf schief. "Egal," antwortete ich ihm und drückte ihn fest. So schnell wie sich meine Freude über Jaemin's erscheinen aufgestaut hatte, verschwand sie auch wieder als ich mir ihn genauer anschaute. Hinter ihm standen zwei Koffer.

Ich setzte mich zusammen mit ihm auf die Bank und verstummte. "G-gehst..du...etwa?
Mein gegenüber atmete betrübt aus und nickte daraufhin. "Aber warum?" Entgegnete ich und drehte eine meiner nassen Haarsträhnen zwischen meinen Fingern rum. "Es ist Zeit." Began mein gegenüber zu erzählen. "Ich muss wieder zurück, ich muss mich wieder an den Sport begeben. Meinem Rücken muss es doch bald wieder gut gehen, damit ich bei den nächsten Auftritten wieder dabei sein kann." Monoton nickte ich und begutachtete meine Kniee, welche mir in diesem Moment interessanter vorkamen als alles andere. Jaemin griff mit seinen beiden Händen mein Gesicht und schüttelte mich wie in Zeitlupe. "Lass den Kopf nicht hängen, es wird bestimmt alles wieder besser." Ich konnte nicht anders, dieser Junge zauberte mir einfach ein Lächeln aufs Gesicht.

Jaemin schaute auf seine Uhr und riss beängstigend weit seine Augen auf. Daraufhin sagte er mir das er jetzt los müsse und ich zog ihn in eine feste und lange Umarmung. "Ich werde dich vermissen, ohne dich wird es nicht das selbe sein." Nuschelte ich in die Umarmung hinein und drückte ihn noch etwas fester an mich. Er löste sich und sah mir schmunzelnd in die Augen, woraufhin er mein Kinn mit seinen Fingern an hob und sich zu mir beugte. "Du schaffst das schon LinKi, doch eins musst du mir versprechen." Er hielt Inne und setzte eine ernste Mine auf. "Du musst dich mit Jeno aussprechen. Ich sollte es zwar niemanden sagen, doch es geht ihm schlecht. Er ist unkonzentriert, schattet sich von den anderen ab und er kann kaum noch schlafen. Ich bin mir garnicht sicher ob er in den letzten Tagen etwas gegessen hat." Mein Mund öffnete ich unglaubwürdig und ich schluckte schwer, so schlecht ging es ihm, meinetwegen?

"Ich gebe mein bestes, versprochen Jaemin!" Der braunhaarige wuschelte mir glücklich durch die Haare und verabschiedet sich noch ein letztes mal von mir, bis er dann in ein schwarzen Van einstieg. Drinnen angekommen ließ ich meine Sachen fallen und stieß auf Mi Yeom, welcher ein entgeistertes Gesicht machte. "Was ist denn mit dir passiert? Bist du von einem Taifun erfasst worden, oder was?" Ich lächelte dem älteren Mann kopfschüttelnd entgegen und erklärte ihm was passiert war. Nach meiner Erklärung fing er selber an zu lachen und wurde etwas rot im Gesicht. "Fahren wir nachher noch wohin?" Fragte Mihyun plötzlich vom Nebenraum und ich warf meinem gegenüber daraufhin einen fragenden Blick zu. "Wie wärs denn mal mit diesem Nuguna da, wovon Linn immer erzählt?" Fragte plötzlich auch noch mein Vater, dieser kam aus dem Bad zu uns und schaute uns so an als ob wir im Antwort gestehen müssten. Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern und lief hoch in mein Zimmer um mich erstmal umzuziehen. Nach einer halben Stunde war es dann beschlossene Sache, dass wir ins Nuguna da fahren, woraufhin wir uns alle ins Auto setzten um los zu fahren. Keine 10 Minuten später waren wir auch schon da und betraten das wohlriechende Café, wo uns auch schon sofort einer von Misa's Brüdern in Empfang nahm. Stillschweigend musterten wir alle unsere schwarzledernen Speisekarten, welche ich jedoch nur überflog, da ich eh immer das selbe bestellte. "Hallo, haben Sie sich schon entschieden? Oh LinKi! Schön dich wieder zusehen!" Misa kam zu unserem Tisch gelaufen, nahm alle unsere Bestellungen entgegen und unterhielt sich noch etwas mit uns. Ihrer guten Stimmung zu entnehmen, hatte sie noch nichts von mir und Jeno mitbekommen. "Und für dich das Übliche?" Fragte sie zu mir gerichtet bevor sie ging und ich bejahte dies. Die andern drei an meinem Tisch unterhielten sich ausgelassen über die verschiedensten Themen, wo ich mich aber lieber raushielt. Meine Gedanken schweiften wieder ab und ich schaute verträumt zu den Blumen auf unserem Tisch hin. Gerade als ich in meinen Gedanken vertieft war, betrat eine weitere Person das Café, was man durch die Klingel der Tür bemerkte. Mir stockte der Atem als ich sie erkannte, es war Doyoung. Doch er war nicht allein, im Schlepptau hatte er Mark und Haechan.

Ich probierte nicht aufzufallen und plante schon eine Übelkeit vorzutäuschen, damit wir hier so schnell wie es gehen würde rauskämen. Aber da hatten sich mein und Marks Blick schon getroffen. Was suchte er auch hier? Jeno sagte mir das er immer allein hierher ging und diesen Ort mochte da ihn nicht so viele kannten. Weshalb waren sie also hier?

Die drei Jungs setzten sich genau in mein Blickfeld und unterhielten sich untereinander, bis Misa ihnen die Speisekarten brachte und sie im lesen von diesen vertieft waren. Mark blickte immer wieder von seiner Karte auf und kreuzte meine Blicke. Er sagte etwas zu den anderen was ich nicht verstand, durch die Entfernung. Er legte seine Karte auf den Tisch und stand dann mit seinem Blick auf mich gerichtet auf. Mark verschwand um die Ecke in Richtung Bad, was ich ihm nachmachte. Ich entschuldigte mich und folgte dem Jungen. Gerade als ich um die Ecke gehen wollte wurde ich zur Seite gezogen und starrte in Mark's braune Augen. Er hielt mich am Arm fest und fokussierte mich ohne auch nur einmal den Augenkontakt zu unterbrechen. "Was suchst du hier?" Fragte ich flüsternd den vor mir und erst jetzt fielen mir seine neuen Haare auf. "Das selbe wie du, warum starrst du mich die ganze Zeit so an?" Stellte er als Gegenfrage und legte seinen Kopf angesäuert schief, wobei mir eine kleine Schürfwunde an seinem Kinn auffiel. "Ich dich anstarren? Du bist ja nicht gerade besser. Aber lassen wir das jetzt mal, wie gehts dir?"
Verblüfft zog Mark seine Augenbrauen hoch und ließ mein Handgelenk los. "Es geht und dir?" Fragte er mich besorgt. "Könnte auch besser gehen. Aber sag mal, was hast du da gemacht?" Ich hob meine Hand und streifte einmal mit meinem Daumen über den Kratzer, doch dann zog der Blonde meine Hand etwas grob weg und lachte verächtlich. "Dein Ernst? Das ist noch von Jeno, als er mich geschubst hatte. Da hatte ich mir das eingefangen." Beschämt presste ich meine Lippen aufeinander und atmete bedrückt aus. Gerade als ich etwas sagen wollte rief mich aber plötzlich Mihyun. "Ja ich komme!" Gab ich ihr als Antwort und flüsterte noch ein leises "Man sieht sich" zu Mark. Doch der hielt mich an der Hand fest und ich schaute überrascht zu ihm hoch. Er wollte etwas loswerden das sah man ihm an, es lag ihm so gut wie auf der Zunge. "Pass auf dich auf." Unschlüssig zog ich eine Augenbraue hoch und legte mein Kopf schief, was sollte mir den großartiges passieren?

"Renjun hatte mir von den Vorfällen in der Schule erzählt, ich möchte einfach nur, dass du auf dich acht gibt's." Fügte er schlussendlich noch hinzu und lies mich dann gehen. Ich stolperte genau in Mihyun's Arme hinein und ging mit ihr zurück zu unserm Tisch wo auch schon das Essen stand. Die Jungs waren schnell wieder weg, da sie nur was zu trinken nahmen und ich konnte mich ganz auf das Essen konzentrieren. Doch immer wieder schweiften meine Gedanken zu Mark und seinen Worten.

"Pass auf dich auf." "[...]gib auf dich acht."

Bis ins Auto verfolgten sie mich, bis zu diesem kleinen Licht...

⁰¹ LIMITLESS | jenoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt