Kapitel 11 | Retter in der Not

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"Geh runter von ihm!", schrie eine bekannte Stimme und der Wyvern wurde von mir weggezerrt. Ich hörte Gerumpel und dann wurde die Tür zugemacht. Ich traute mich nicht aufzusehen. War er es wirklich? "Oh Gott, Sora. Alles in Ordnung?", das Bett sank neben mir ein und ich spürte seine Wärme um meinen Oberkörper. Ich drehte mich auf die Seite und hob langsam meinen Blick. Die vor Sorge geweiteten, grünen Augen funkelten mich an, und die haselnussbraunen Haare fielen ihm in sein spitzes und recht zierliches Gesicht. "Akira!", ich flüsterte seinen Namen nur, da ich es nie für möglich gehalten hatte, dass er noch lebte. Seine schmalen Lippen verzogen sich zu einem erleichterten Lächeln. "Ja Sora. Alles wird gut. Diesmal bin ich dein Ritter." Er wusste nicht wie gut es mir tat, diese Worte aus seinem Mund zu hören, oder allein ihn zu sehen – lebendig. Ich vergrub mein Gesicht an seine Brust und schluchzte leise. Noch einmal ließ ich alles Revue passieren, was mir gerade fast passiert ist. Akira blieb stumm und hielt mich in seinen Armen, womit er mir Trost spendete. Als ich mich beruhigte hatte, fing er unaufgefordert an zu erzählen, was passiert war, seit dem ersten Tag der Wende. Er wollte fliehen, doch er und seine Familie wurden abgefangen, noch ehe sie das Land verlassen konnten. Carlos nahm ihn in seinen Besitz, aufgrund seiner Abstammung und seinem recht weiblichen Aussehen. Ich hörte ihm stumm zu, seiner Erzählung und seinem Herzschlag. "Naja... Carlos Interesse an mir stieg so weit, dass ich für ihn zu seinem persönlichen Spielzeug wurde. Nicht so wie du denkst. Er piesackt mich hin und wieder und spielt seine Spielchen mit mir. Ich genieße dafür aber auch ein paar Sonderrechte hier.", lächelte er sacht und streichelte mir durch mein Haar. Dass er sowas einfach sagen konnte, bewies mir erneut, wie stark er doch eigentlich seelisch war. Seine Berührungen waren so zart und sanft. "Ich bin froh, dass du noch lebst.", murmelte er dann sanft und sprach meine Gedanken aus.

"Ja dem stimme ich zu.", nickte ich flüsternd. "Und du bist mit Zephyr hier?", wollte er dann wissen und sah zu mir herunter. Ich hob meinen Blick zu ihm und setzte mich aufrecht hin. Mir ging es schon wieder recht gut, dank der Erkenntnis, dass mein bester Freund noch lebte und anscheinend gut behandelt wurde. "Ja, ich bin sein persönlicher Diener.", stimmte ich zu und Akira ließ seine Hand über meine Wange gleiten, als er sie aus meinen Haaren nahm. Der Moment war so vertraut und magisch, doch er währte nicht lang. Die Tür wurde aufgemacht und beide Adlige standen in der Tür. Ich und Akira fuhren ein Stück auseinander und sahen beide etwas ertappt die Drachen an. Dabei haben wir nichts schlimmes gemacht, und doch fühlte ich mich bei etwas Verbotenem erwischt – mal davon abgesehen, dass ich unerlaubterweise in dem Zimmer des Prinzen Carlos sitze, noch dazu auf seinem Bett. "Ihr seid ja mutig. Da krallt sich Akira einfach deinen hübschen Diener und legt ihn flach.", säuselte Carlos unverblümt. Ich dachte kurz nach wie er darauf kam, doch als sein Blick auf meinen Gürtel ruhte, verstand ich sofort. Hastig sprang ich auf und richtete mir meine Kleidung, und das ohne, dass die Papiere sichtbar wurden. "Das ist Akira?", Zephyr schien etwas verwirrt und musterte den schlanken Jungen, der ihm breit entgegen grinste und sich im Sitzen leicht verbeugte. "Du kennst den Kleinen?", fragte Carlos. "Sora hat seinen Namen im Schlaf gestöhnt", erklärte der Prinz. Das Blut schoss mir in die Wangen und ich sah zu Akira, der auch mich ziemlich überrascht ansah. "I-ich.. I-.. A-..akira das war keine Absicht! Ich kann mich gar nicht daran erinnern", stotterte ich verlegen und knetete meine Hände ineinander. "Ich hätte nur nicht gedacht, dass Akira ein Junge ist.", setzte Zephyr nach, doch seine Blicke lagen forschend auf mir. Denkt er jetzt ich wäre schwul? Naja, er ahnt es wahrscheinlich schon die ganze Zeit, immerhin habe ich einen Harten gehabt, als ich mit ihm in der Badewanne war. Aber es war halt so, und ich stand ja nicht ausschließlich auf Jungs. Jetzt wo ich kein Prinz mehr war, war es auch nicht wirklich mehr schlimm, oder? "Sora, wir gehen in 5 Minuten.", teilte mir Zephyr mit und ging dann einfach. Mein Blick flog wieder zu Akira. Wann werde ich ihn wohl wiedersehen?



Zephyr

Das war also Akira. Ein ziemlich schlanker Junge mit weiblichen Zügen, einem breiten Grinsen und grünen Augen. Er war wohl ein guter Freund von Sora, auch wenn er etwas älter, als Sora aussah. Aber wegen ihm war ich ja weniger hier, sondern eher wegen den Berichten. Ich hoffe Sora war erfolgreich, sonst wäre all das hier umsonst gewesen und ich hätte so viel kostbare Zeit verschwendet. Nebenbei bekam ich auch mit, was vorgefallen war, denn die Wachen konnten ihr Maul darüber nicht halten. Ein Blick zu Carlos genügte, um dafür zu sorgen, dass sie in Zukunft darüber schweigsam sind. Am Ende werde ich noch als schlechter Herr abgestempelt.

Ich musste nicht lange auf Sora warten und beobachtete ihn vom Kutschfenster aus. Er und Akira lagen sich in den Armen und verabschiedeten sich ausgiebig. Irgendwie ging es mir gegen den Strich. Ich weiß nicht was es war, doch es nagte an mir, dass dieser Akira so mit ihm umgehen konnte, ohne dass Sora sich am ganzen Leib anspannte.

Doch zu meiner Freude und seinem Glück war er zumindest erfolgreich und händigte mir die Dokumente aus, kaum war die Tür hinter ihm geschlossen, und die Kutsche in Bewegung. "Die sind ja nur über dich.", stellte ich fest als ich mir alles einmal durchlas. "Ja. Ich verstehe auch nicht warum.", nickte er murmelnd und verunsichert. Das gilt es jetzt wohl herauszufinden. "Vielleicht wegen deinem Vater?", sprach ich einfach einmal meinen Gedanken aus. Er sah mich aus seinen großen, tiefblauen Augen an. "Mein Vater?", hackte er nach, worauf ich nur knapp nickte. "Ist ja seltsam, dass er in keinem Register zu finden steht.", setzte ich nach. "Ich kann euch auch nicht viel über ihn sagen.", seine Stimme wurde eine Spur dunkler und er sah aus dem Fenster. Er log mich an, doch ich würde ihn jetzt nicht zwingen zu sprechen. Erstmal, baue ich eine Beziehung zu ihm auf, um an seine Geheimnisse zu gelangen. Er muss das Gefühl haben, mir vertrauen zu können. Dann wird es einfacher sein, als einem Kind die Rassel wegzunehmen. "Naja, gut.", schloss ich die Diskussion und legte die Dokumente beiseite. "Du hast deine Aufgabe gut erfüllt.", lobte ich ihn und beugte mich zu ihm rüber. Er wich etwas überrumpelt zurück, doch entkommen tat er mir nicht. "Dafür wirst du belohnt.", raunte ich und legte meine Lippen auf seine. Er riss seine Augen auf und schien schon fast erstarrt, doch er ging darauf ein und erwiderte den Kuss. Natürlich würde er mir nicht widerstehen können, allerdings war da wieder diese Angespanntheit die an ihm klebte. Ich ließ den Kuss schneller enden, als ich es mir zugetraut hatte. Sora blieb schweigsam und sah mich forschend an. Ich gab sein Schweigen zurück und tat so, als sei nichts gewesen. Gedankenverloren sah ich aus dem Fenster und beobachtete die vorbeiziehende Landschaft.

Fliegen war viel schneller, doch das hier bot mehr Komfort und Sicherheit. Wenn Feinde meine Drachenform zu oft oder zu lange sehen würden, würden sie ihre Schwachstellen erkennen, und das war mir das Risiko nicht wert. Außerdem, war es eine gute Gelegenheit Sora etwas näher zu kommen. Ich sah ihn zwar nicht direkt an, doch ich spürte wie nervös und unsicher er war. So eine Memme konnte ich echt nicht gebrauchen, als persönlichen Diener, und so eine Bindung aufzubauen ist auch schwierig. Er hatte keinen Grund sich so mir gegenüber zu verhalten. Ich gebe zu, ich habe ihn vielleicht mit meinen Bissen etwas verschreckt, doch behandelte ihn besser als jeden anderen. Sogar mit meinem Speichel habe ich seine Wunden behandelt. Ich musste etwas dagegen unternehmen, sonst würde ich womöglich noch die Geduld verlieren. "Wenn wir angekommen sind, erwarte ich dich im Garten. ", teilte ich ihm mit und meine Blicke flogen kurz zu ihm. Er nickte sacht und biss auf seiner Unterlippe herum. War er nervös? Ich schloss für eine Sekunde meine Augen und schärfte meine Sinne. Neben dem Zwitschern der Vögel, dem Rauschen des Windes, das Rattern der Kutsche und den Pferden, hörte ich sein Herz, wie aufgeregt es gegen seine Rippen pochte.

So ein Weichei.




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