Kapitel 17 | Cliffhanger

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Ich habe nicht geträumt.

Er lag immer noch neben mir und atmete gleichmäßig. Seine entspannten Gesichtszüge wirkten im leichten Licht der aufgehenden Sonne, die durch das einzige Fenster hier schien, so friedlich. Ob Drachen auch so friedlich aussahen, wenn sie in ihrer wahren Form schliefen?

Was denke ich denn da? Ich habe wohl gestern zu viel Wein gekostet, oder von Zephyrs Lippen. Ich seufze stumm und fuhr mir einmal über mein Gesicht. Eigentlich müsste ich jetzt aufstehen und das Frühstück für den 'Prinzen' vorbereiten, doch dieser schläft ja hier noch. Sollte ich ihn einfach wecken? Aus Erfahrung kann ich euch versichern, dass er morgens nie gut drauf ist, wenn man ihn weckt. Aber was soll's? Ist er selber Schuld. Ich setzte mich auf und wollte über ihn hinweg steigen. Ich war etwas erstaunt, als ich schon mit einem Fuß auf dem Boden stand und nicht dadurch geweckt hatte. Drachen haben einen tieferen Schlaf als erwartet. Ich schmunzelte leicht und wollte gerade auch meinen zweiten Fuß über ihn hinweg ziehen, da packte er plötzlich meinen Knöchel. Ich, der damit nicht gerechnet hat, verlor das Gleichgewicht und geriet ins Trudeln. Es brauchte nur einen kurzen Stoß von Zephyr und da lag ich schon einmal komplett lang gestreckt auf dem Boden und noch halb auf dem Bett. "Wolltest du etwa verschwinden?", drang seine dunkle Stimme auf einmal ganz nah an mein Ohr. Ich japste erschrocken auf und drehte halb meinen Kopf. Er beugte sich über mich und hatte sich bis zu meinem Ohr vorgebeugt. "Ich habe das Recht dazu! Immerhin habt ihr euch einfach in mein Bett gestohlen und mich geküsst!", schnaufte ich und meine Wangen fingen an zu brennen, als ich es aussprach. Zephyr sah mich einen Moment lang aus undefinierbaren Blicken an und zog seine Augenbrauen zusammen. "Und? Dich hat es ja anscheinend nicht gestört.", entgegnete er und stand langsam auf. Auch ich erhob mich schnell, da der Boden dann doch ziemlich kühl und dreckig war. "Woher willst du wissen, ob es mich gestört hat? Hätte ich etwas gesagt, hättest du mir die Kehle raus gerissen.", schnaufte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Da hast du allerdings Recht.", nickte er und sah mir dann direkt in die Augen. "Hat es dich gestört?", wollte er dann ziemlich ernst und direkt wissen. Was kümmerte ihn das? Er macht doch eh, was er will. Aber ich glaube ich kann ihn eh nicht anlügen. Ich zuckte deswegen nur die Schultern. "Keine Ahnung..", tat ich es ab und wich seinen Blicken aus. "Ich muss mich jetzt auch an die Arbeit machen, sonst wird euer Frühstück kalt. Ich hoffe ihr seid bis dahin wieder in eurem eigenen Zimmer.", wendete ich mich mit dieser Ausrede aus der Lage und ging zügig an ihm vorbei. Es war unangenehm bei ihm zu sein, allein. Ich fühlte mich dann immer ziemlich eigenartig. Mir wird warm und ein Kribbeln berauscht meinen Körper. So ein Gefühl hatte ich noch nie verspürt. Vielleicht leide ich auch unter einer Krankheit. In der Küche erwartete mich jedoch eine Überraschung, in Form von meinem engsten Freund mit den haselnussbraunen Haaren. "Akira!", begrüßte ich ihn, wobei sich meine Stimmung gleich aufhellte. Er strahlte mich auch an, und verwechselte beinahe den Apfel mit seinem Zeigefinger, bremste sich jedoch bevor Blut vergossen wurde. "Wie ich sehe bleibt Carlos wohl etwas hier.", grinste ich leicht und half ihm sogleich beim Schneiden. Es war etwas schwer sich zu konzentrieren, denn das stetige Flüstern der anderen Diener lenkte mich immer wieder ab. Natürlich blieb es nicht unbemerkt, dass der Prinz bei mir schlief, und heftige Gerüchte machten die Runde. Doch bevor ich etwas falsches sage, sage ich besser gar nichts. "Ja, er und Zephyr haben wohl noch einige Vorhaben.", nickte Akira ebenso breit grinsend und schien wohl das Geflüster, um uns herum ebenso zu überhören. Durch seine Art und sein kaum stillhaltendes Mundwerk war es aber auch so gut wie unmöglich noch etwas anderem zuzuhören außer ihm.

Und schon war der arrogante Drache aus meinen Gedanken verdrängt.

Am Nachmittag machten wir dann einen Ausflug. Es ging für uns aber auf Pferden los, da eine Kutsche zu auffällig wäre, laut Zephyr. Ich oder Akira schwebten im Ungewiss, bei der Frage wohin es denn gehen sollte, aber mich interessierte es auch nicht. Solange ich und Zephyr nicht allein waren, ging es mir gut. Es war eine kleiner Herausforderung für mich das Pferd zu lenken und zu steuern, denn das letzte mal ritt ich vor einigen Jahren. Nach einigen Metern hatte ich aber die Stute soweit, dass sie dem Hengst von Zephyr folgte, dessen Fell ebenso schwarz war ,wie Zephyrs Haar, doch glänzte es nicht so wie seins. Carlos ritt auf einem weißen Wallach neben dem schwarzen Drachen und Akira neben mir auf seinem Fuchs. Es war ein entspannter Ausritt und ich hatte endlich mal die Gelegenheit die Außenwelt zu sehen, zu riechen und zu fühlen. Der Wind der durch mein Haar wehte und die verschiedenen Gerüche von den Blumen. Herrlich. Das Land erblühte in einer prachtvollen Weise, wie ich es bisher noch nie gesehen hatte. Wir erreichten bereits nach kurzem das erste nahe gelegene Dorf, und obwohl Zephyr relativ 'normal' gekleidet war, erkannte man ihn sofort. Einige Menschen neigten ihre Köpfe, und die Sklaven, die ich sofort an ihren Handschellen erkannte, blickten stetig zu Boden. Das brach mir schon fast das Herz. Sie ließen sich viel zu leicht unterdrücken. War ich früher genauso? Die Erinnerung schien mir so unwirklich. Als Zephyr plötzlich stehen blieb und abstieg, hob ich meine Augenbrauen. "Sora... begleite mich.", forderte er mich, jedoch ohne irgendeinen Blick auf mich gerichtet zu haben auf. "Warum? Soll ich dir den Arsch abwischen oder was?", brummte ich leise und etwas genervt, und erntete dafür ein dunkles Knurren von meinem 'Herren'. Ich verdrehte die Augen und ließ mich vom Sattel gleiten. Eigentlich ist es das letzte was ich wollte, mich hier vom Pferd zu begeben. Wer weiß was die ganzen Drachen mit mir anstellen, bei deren Blicken. Sie zogen mich schon förmlich mit ihren Blicken aus.

Dragon's SlaveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt