Kapitel 16 | Nicht schon wieder tanzen..

19.1K 1K 250
                                    

Und da stand ich nun. In einem Korsett, mit Schminke im Gesicht und einem Kleid. Brust und Hüften wurden mit Stoffen betont und etwas ausgepolstert. So im Spiegel gesehen, sah ich wirklich aus wie eine Frau... Und das gefiel mir gar nicht. Wie konnte ich so etwas nur mitmachen? Ich seufze einmal stumm. Auf keinen Fall würde ich da raus gehen! Das war mir viel zu peinlich, und stell sich mal einer vor, wenn sie erkennen, was ich wirklich bin. Sie werden mich direkt töten lassen und zum Dessert servieren. Mein Herz schlug kräftig und kam mir schon fast aus meiner Brust gesprungen. "Kathlyn, kommt bitte raus!", bat mich Larissa, eine Dienerin, und heute Abend 'meine' Dienerin. Sie sollte in meiner Nähe bleiben und mir Beistand leisten. "Auf keinen Fall!", sträubte ich mich bockig und ballte meine Fäuste. Die Tür vom Badezimmer, in dem ich war, wurde dann einfach aufgemacht von ihr und sie sah mich vorwurfsvoll an. "Zephyr wird gleich kommen und er hat bereits gedroht was passiert, wenn du nicht gehorchst.", erinnerte sie mich daran und ich schluckte einmal. "Du bist ein Prinz, du schaffst das doch bestimmt adlig zu wirken.", lächelte sie dann aufmunternd. Sie hatte Recht! Im Gegensatz zu allen Anderen, hatte ich wirklich adliges Blut in mir. Ich fasste neuen Mut und verließ dann den Raum, um anmutig zum Ballsaal zu stolzieren. Doch mein neu gewonnener Mut verließ mich, als ich die Menge an Drachen sah, die sich alle hier versammelt hatten. Jetzt konnte ich nicht mehr kneifen. Ich ließ meinen Blick einmal durch den Saal gleiten, während ich langsam und in äußerster Vorsicht die Treppen hinrunter ging. Ich fand mein gesuchtes Objekt schnell. Zephyr war umzingelt von vielen Damen und unterhielt sich wohl köstlich mit ihnen. Ich wollte bereits auf ihn zu, um ihn zu zeigen dass ich nun hier war, und mich auch gleich wieder abmelden, doch soweit kam ich nicht einmal. Ein Drache schob sich in meinen Blick und versperrte mir den Weg zu meinem Ziel. Ich legte meinen Kopf in den Nacken um an den Berg hoch zusehen. Carlos! Verdammt! Der erkennt mich doch sofort! Mein Angstschweiß war kurz davor, mir die Schminke vom Gesicht zu waschen, da verzogen sich seine vollen Lippen zu einem Lächeln. "Ich habe euch noch nie gesehen, wie heißt ihr?", wollte er wissen und nahm meine Hand. Als er mir einen Handkuss auf den Handrücken drückte, erschauderte ich kurz. "Ehm.. Kathlyn, und wie ist euer Name?", antwortete ich etwas unsicher, was ich gut mit Verlegenheit tarnen konnte. "Carlos. Ich regiere Calgeum. Ein wirklich schönes Land, mit guten Wein. Ich kann euch gerne mit hin nehmen.", bot er an, worauf es mir wieder kalt über den Rücken fuhr. Nie wieder würde ich einen Fuß in sein Schloss setzten. "Ehm.. ja, vielleicht wann anders. Entschuldigt mich bitte Lord Carlos.", bat ich ihn mit einem kurzen Knicks und schob mich an ihm vorbei. Larissa hatte ich in diesem ganzen Tumult verloren, ebenso wie Zephyr. Ein Seufzen entfuhr mir ungewollt, als ich nichts weiter tun konnte, als den kompletten Saal abzusuchen. Ich war jedoch erleichtert, dass mich niemand als Kerl enttarnte. Hin und wieder wurde ich auch angesprochen von einigen Drachen, doch von Zephyr fehlte jede Spur.


Zephyr

Ich lehnte mich an das Gelände von der Tribüne im ersten Stock. Wie ein verirrtes Lamm suchte Sora den Saal ab. Er viel in seinem weißen, bodenlangen, Kleid etwas auf, da die Drachen sich etwas dunkler kleideten. Ich hätte ihn gerne in einem Rückenfreien Kleid gesehen, doch dort zeichneten sich Narben ab, und das würde ihn auffliegen lassen. Ich frage mich, wie lang er mich noch suchen will, ehe er aufgibt. "Prinz Zephyr.", eine dunkle Stimme unterbrach meinen amüsierten Gedankengang. Ich sah zum Ursprung der Stimme, die von Carlos kam. "Geht es um mein verirrtes Lamm?", fragte ich ihn gerade heraus mit einem sachten und doch distanzierten Lächeln. "Ihr meint euren Diener, den ihr in ein Kleid gesteckt habt und in einen Raum voller Drachen geworfen habt?", ein Grinsen schmückte sein Gesicht und er trat an mich heran. "Ihr habt es also bemerkt." ,murmelte ich und wendete mich wieder dem Geländer zu. "Anfangs nicht, doch seine Blaue Augen sind einmalig.", erklärte er mir und folgte meinen Blicken zu Sora, der sich mit ein paar Damen unterhielt. "Ich frag mich schon seit längerem was er an sich hat, dass so viele Drachen auf ihn anspringen. Sogar die Weiber schnappt uns der kleine Scheißer weg.", trotz seiner Wortwahl, klang Carlos nicht verärgert oder perplex. "Drachen lieben Macht.", entgegnete ich schlicht. "Oder glaubst du, die ganzen Drachen im Land wollen wegen meines Aussehens meine Gefährtin werden.", ich schmunzelte leicht. Auch wenn ich Carlos anfangs nicht leiden konnte, so war er doch eine Art Freund geworden. Täglicher Briefaustausch stärkte unser Band. Jedenfalls, war er für mich nicht nur irgendein weiterer Lord. "Dann Stimmen die Gerüchte also, die man sich im Norden erzählt? Er ist zum Teil nicht menschlich.", fasste er nachdenklich zusammen und atmete tief durch. "Er hat keinen Vater, jedenfalls keinen menschlichen.", erklärte ich Carlos und vertraute darauf, dass er eins und eins zusammen rechnen konnte. "Du glaubst unser aller Vater, der erste und mächtigste Drache, Hat seine Pranke an eine Menschenfrau gelegt?", er sah mich ungläubig an. "Ich weiß es nicht, aber ich vermute es.", ich nickte nur leicht und ließ Sora nicht aus den Augen. "Das kann man doch leicht testen.", ich musste Carlos nicht einmal ansehen, da sah ich ihn schon vor meinem inneren Auge grinsen. "In lebensbedrohlichen Situationen wird er sich schon verwandeln.", erklärte er. "Du glaubst dass sein Überlebenssinn seine Kräfte aktiviert?", wollte ich noch einmal wissen, worauf ich ein knappes Nicken bekam. "Und was würde uns das bringen? Dann hat Sora enorme Kräfte, auch wenn sie nur ein Bruchteil sind, von dem was Vater hat. Er wird eine Armee um sich scharen, vielleicht sogar einige Wyvern und Drakes (*Drachen ohne Flügel) auf seine Seite ziehen.", wollte ich dann wissen. Außerdem wird man sich dann um ihn reißen wollen, und der Gedanke daran, dass jemand anderes Sora berührt wie ich es tat, war inakzeptabel. "Glaubst du nicht, dass die Menschen aus ihren Fehlern gelernt haben? Vielleicht könnte er als eine Verbindung zwischen ihnen und uns vermitteln und ihnen zeigen, dass wir nicht so schlimm sind, wie sie glauben.", schlug er vor. "Du denkst daran, dass die Menschen wieder die Macht erlangen?". Ich hob eine Augenbraue. "Hast du unsere Mission vergessen?", wollte ich wissen. "Aber nicht doch, doch die Menschen müssen die Chance haben Verantwortung zu übernehmen. Wir müssen sie ja nicht komplett verlassen und sie wieder in ihr Verderben rennen lassen, sondern könnten sie beraten. Aber dafür brauchen wir jemand, der den Weg ebnet, den wir uns im Krieg zugeschüttet haben.", erklärte er mir. "Na schön... Ich denke, ich habe da bereits eine Idee.", murmelte ich dann leise. "Informiere mich, ich möchte gerne dabei sein, wenn es passiert.", bat er mich dann. Ich sagte darauf nichts mehr und folgte Sora wieder mit meinen Augen. Er schien in netter Begleitung zu sein. Er bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass der Junge, der bei ihm stand, sein Freund Akira, aus Kindertagen war. Sie verstanden sich gut, lachten viel und berührten sich an Armen und Händen.

Dragon's SlaveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt