Kapitel 22 | Erfüllung

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Zephyr 

Ich suchte unser 'Gemach' auf, als ruhigen Ort für das kommende Gespräch. Viel mehr als ein riesiger Raum, der mit ein paar Fackeln beleuchtet war, war es aber auch nicht. Kurz schwebte ich in Nostalgie, als ich durch den riesigen Rundbogen aus Marmor das Zimmer betrat. Es war ursprünglich mein Zimmer, und da ich noch nie ein Drache war, der Schätze sammelt, war es auch dementsprechend karg. Nun hatte ich aber etwas, was ich am liebsten in einer gut gesicherten Vitrine aufbewahren wollte, und dieses etwas war gerade ziemlich angespannt. Ich machte auf meiner Ferse kehrt und stand somit dicht vor ihm, da er mir bis eben auf die Pelle gerückt war. Er fühlte sich hier anscheinend nicht allzu wohl und suchte deswegen meinen Schutz. Da fällt es mir schon glatt schwer ernst zu bleiben. "Sora..", sprach ich seinen Namen ernst aus und fixierte ihn mit meinen Blicken. Er zuckte leicht zusammen, da meine Stimme durch den Raum hallte und für ihn wohl ziemlich bedrohlich klang. Ich spürte durch unser unsichtbares Band, dass ihm nicht ganz wohl war, doch unterdrückte ich dies erst einmal. Würde ich mich von seinen Gefühlen anstecken lassen, würde es ihm nur noch schlechter gehen. Nach meiner kurzen Pause holte ich erneut Luft, um weiter zu sprechen. "Warum gibst du nicht endlich zu, dass du etwas für mich empfindest?", wollte ich dann direkt von ihm wissen und bemerkte frohlockend wie sein Gesicht an Fassung verlor. Er sah sich ratlos um und suchte wahrscheinlich nach Worten. "Kannst du es dir nicht eingestehen, weil ich vom selben Geschlecht bin, oder weil ich ein Drache bin?", ich brauchte endlich Klarheit, und er genauso. Ich hatte ihm lange genug Zeit gegeben, damit er darüber nachdenken konnte. War es etwa noch nicht genug? "Brauchst du noch etwas Zeit?" wollte ich dann um einiges sanfter wissen, da er immer noch nicht sprach, und ließ meine Schultern etwas fallen, um nicht allzu dominant zu wirken. Mehr als ein hastiges Nicken bekam ich jedoch nicht von ihm. "Na gut. Dann denk bis Morgen vor der Entscheidung darüber nach.", ein Seufzen entfuhr mir mit diesem Satz und ich machte eine abwinkende Handgeste. "Du und Akira werdet hier schlafen. Ich werde bei einem der anderen Drachen übernachten. Sie würden nicht wollen, dass fremde Menschen ihren Schätzen zu Nahe kommen. Verlass diesen Raum nicht bevor ich dich wieder abhole. Du würdest dich hier nur verlaufen.", wieß ich ihn ein und fuhr einmal gedankenverloren durch sein Haar, als ich mein Zimmer verließ.


Sora

Etwas überfordert blickte ich Zephyr nach und richtete mir meine Haare, die er eben etwas in Unordnung gebracht hatte. Irgendwie hatte er mich total verunsichert. Ich fühlte mich unter Druck gesetzt und bekam keinen Laut über meine Lippen. Doch umso erleichterter war ich, als er mir sagte, dass er mir noch etwas Zeit gibt, und sich somit die Möglichkeit eröffnet mich einmal mit Akira zu beratschlagen. Ich suchte mir eine gemütlich aussehende Ecke, die jedoch gar nicht so gemütlich war, um mich dort etwas zu setzten und auf meinen Freund zu warten. Der Junge mit den haselnussbraunen Haaren grinste mich an, kaum stand er im Bogen des Raumes. Wie lang war unsere letzte Übernachtung her? Nostalgie schlich in mir hoch und ließ mich leicht lächeln, während ich ihn beobachtete. Locker ließ er sich neben mich fallen und grinste mich fröhlich an. Seine positive Aura steckte mich an und ich fand meinen Stolz wieder. "Akira... kann ich mit dir über etwas wichtiges reden?", fragte ich ihn noch etwas zurückhaltend, und zu allen Seiten umsehend. Zephyr oder Carlos sollten über dieses Gespräch nichts wissen. "Klar Sora.", lächelte er und nickte einmal. Da er wohl merkte, dass das Thema sehr diskret behandeln werden sollte, rutschte er etwas näher zu mir heran. "Also in Kürze: Zephyr liebt mich wohl, und ich denke ich empfinde da auch etwas. Ich weiß nur nicht ob es Liebe ist.", erklärte ich ihm, und senkte meine Stimme auf ein Minimum, aus Angst, Zephyr würde hinter der nächsten Ecke lauern. Ich erntete zum Teil überraschte, aber zum Teil auch wissende Blicke von Akira, dessen Grinsen um einiges breiter wurde. "Habe ich doch richtig vermutet, dass da zwischen euch etwas ist.", siegreich grinste er leicht und ballte seine Faust kurz. "Aber ich hätte nicht gedacht, dass du der unsichere von Beiden bist.", gestand er dann nachdenklich. Wahrscheinlich suchte er bereits eine Lösung. "Weißt du was dich an ihm stört?" fragte er mich dann und ich schwieg. Gab es da etwas? Dass er ein Mann ist störte mich nicht im geringsten, und auch dass er ein Drache ist schien mich nicht mehr zu stören. Mittlerweile behandelt er mich ja auch nicht mehr ganz so wie einen Sklaven und hat sogar vorgeschlagen, dass ich Großkönig werde. "Du überlegst zu lang.", Akira motze leicht und hob seinen Zeigefinger. "Da gibt es nichts oder? Du suchst bereits nach Gründen um ihn nicht akzeptieren zu können. Ich denke es ist dein Stolz, der dir im Wege steht.", spekulierte er. "Du denkst du fühlst dich verwundbar, wenn du diesem Drachen, den du für so lang eine Bestie hielst, dein Herz öffnest. Du hast Angst er könnte es dir brechen und dich in deinem Stolz verletzten.", erklärte er mir meine Gefühle. Ich hörte ihm aufmerksam zu und irgendwie war seine Theorie nachvollziehbar. "Und was rätst du mir?", wollte ich dann etwas hilflos wissen. "Öffne dich ihm. Er scheint ja nicht so schlimm zu sein.", lächelte er sacht und legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich konnte ihm das nicht versprechen, da ich nur einen Rat und keinen Befehl von ihm brauchte. Er wusste das aber selber, denn er grinste darauf wieder spielerisch. "Aber ob ich dir das jetzt sage oder nicht, du machst doch eh nur das was du willst.", und damit verstrubbelte er mir leicht mein Haar. Ich lachte kurz auf, da er mich so gut kannte und ich ihn wirklich die Jahre über vermisst hatte, ehe wir hungrig und ohne Komfort die Augen schlossen und schliefen.

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