Kapitel 21 | Eden

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Zephyr

Mein Blick schweifte über das Land unter mir. Es war eine Wohltat fliegen zu können. Meine Sorgen einfach unter mir zu lassen und meine Glieder auf das vollste zu strecken. So mehr ich flog, desto entspannter fühlte ich mich und würde ich nicht meinen Liebling auf mir sitzen haben, würde ich auf die Provokationen von Carlos eingehen und mir ein Wettrennen mit ihm liefern, das ich ganz klar gewinnen würde. Doch das würde Sora umbringen, und das würde ich nicht zulassen.

Unglaublich, dass ich jemals so fühlen kann für einen Menschen. Unverzeihlich jedoch nicht, da wir die Menschen in einer Art und Weise dennoch als intelligente Rasse sehen, wenn ihre Intelligenz auch beschränkt ist. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Carlos neben mir einmal tief durch atmete und ein dunkles Grollen seine Kehle verließ. Mit einem kurzen, kaum merklichen Nicken signalisierte ich ihm, dass er ruhig jagen gehen könnte.

Tief in der Nacht machten wir dann gezwungenermaßen eine Pause. Ich war lange nicht mehr über so weite Strecken geflogen und brauchte eine Weile bis ich wieder voll fit bin. Ich legte meinen Kopf auf den Boden ab und ließ die beiden Jungs von mir runter rutschen. Sora taumelte und seine Beine zitterten leicht. Vorsichtig drückte ich meine Nüstern gegen seinen Rücken, um ihm Halt zu geben. Ich sah wie sich die feinen Härchen auf seinen Armen aufstellten und sogar leicht, wie seine Wangen rot wurden. Akira bemerkte dies wohl nicht, denn er hatte Sora bereits hinter sich gelassen und sich auf den Boden gesetzt. Ich atmete einmal tief durch und blies somit Sora in den Rücken. Er machte erschrocken einen Satz nach vorne und fuhr zu mir herum. Ich war genauso erschöpft, wie er auch aussah. Selbst durch die Dunkelheit konnte ich seine müden Blicke erkennen und seine Körperhaltung sprach dasselbe. Ich hob meinen Kopf ein Stück und sah gen Himmel. Dicke Wolken hatten sich vor den Mond geschoben und ließen sein Licht nicht an den Erdboden. Carlos müsste auch hier in der Nähe sein, auf der Jagd nach Beute. Ich legte meine Flügel an meinen Körper und legte den Kopf wieder ab. "Legt euch hin. Ich halte Wache bis Carlos mit Nahrung kommt.", befahl ich den Beiden knapp und richtete meine Blicke auf sie. "Nein! Ich halte Wache!", kam es stur von Sora der seine Arme vor sich verschränkte. Ich verengte warnend meine Augen und stieß wieder Luft durch meine Nasenlöcher hinaus. "Verzeihung.. Ich habe deine übermenschlichen Sinne vergessen, womit du Feinde schon kilometerweit vorher ausmachen kannst.", gab ich ironisch und verächtlich zurück.

Dieser Sturkopf! Nie machte er es einem einfach.

"Und ich habe vergessen dass du kein Lebewesen bist, was auch Energie braucht." er verschränkte bockig seine Arme vor der Brust und erinnerte mich damit an einen 5 Jährigen dem man beichten muss, dass der Ausflug in den Freizeitpark ins Wasser fällt.

Zu süß eben.

"Verstehe mich nicht falsch. Ich habe nur keine Lust, dass du während dem Fliegen einschläfst, und uns in den Tod stürzt.". setzte er nach und reckte seine Nase in die Höhe. Auf diese Bemerkung hin, grinste ich in mich hinein. In Wahrheit macht er sich nur Sorgen um mich, das fühlte ich. Auch wenn Sora es nicht zugeben möchte, hat er mich im Herzen schon als Partner akzeptiert. Wir teilten somit ein unsichtbares Band, was uns miteinander vernetzte. Leider liegt zwischen Herz und Hirn noch ein Stück Weg, und vor allem eine große Klappe. Ich seufze einmal stumm und gab mich dennoch geschlagen. Ich war zu müde um mit diesen Idioten zu diskutieren. "Na schön. Wenn du was verdächtiges bemerkst, wecke mich umgehend.", verlangte ich und rollte mich leicht zusammen. Zwar war meine Drachengestalt auffälliger, doch ich konnte mich nun mal mit Fängen und Klauen besser verteidigen als mit Schwert und Bogen. Ich wartete auf eine Bestätigung von Sora, ehe ich meine Augen schloss und meinen Atem gleichmäßig wurde.


Sora

Die Sonne war bereits schon lange aufgegangen, als ich das nächste mal meine Augen öffnete. Die Nacht hatten wir gut überstanden und dank den Drachen mit ihrer Körperwärme mussten wir auch nicht frieren. Leider war das Reh, was Carlos mitten in der Nacht brachte, etwas zu dunkel geworden, und das nur weil dieser Drache sein Feuer nicht richtig im Griff hatte. Ich sah mich verschlafen um und blinzelte ein paar Mal gegen das schwarze Leder, was über mir lag. Zephyrs Flügel, fand ich schnell heraus und drehte mich etwas um einen Ausgang zu finden. Ich krabbelte unter dem schützenden Dach hervor und blinzelte erst einmal heftig, um mich an die Helligkeit zu gewöhnen. Ich war wohl der erste der wach war, da Zephyr und Carlos sich nicht rührten als ich einmal leise gähnte. Ich gönnte es ihnen aber auch, immerhin müssten sie gleich wieder fliegen, während ich und Akira ganz gemütlich sitzen könnten. Noch etwas müde schlenderte ich den Hals von Zephyr entlang zu seinem Kopf. Träge ließ ich meine Augenlider immer wieder zufallen, doch öffnete sie gleich wieder.

Dragon's SlaveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt