Kapitel 25 | Und wenn er nicht gestorben wäre...

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Sora

Ich kniete mich zu den zarten Pflänzchen nieder, was ich vor kurzem gepflanzt hatte. Begeistert betrachtete ich den noch leicht blassen Stängel, wie er sich durch die Erde ans Licht gekämpft hatte. "Dich nenne ich Sora Jr. .", taufte ich das Gewächs, was später mal süße Früchte geben wird. Ich drehte mich halb und sah grinsend zu Zephyr hoch, der mich beobachtete, wie ich mit Pflanzen sprach. "Damit wäre die Sache mit dem Nachwuchs geregelt.", erklärte ich ihm, worauf ein kurzes Auflachen aus seiner Kehle drang. "Ich glaube wohl kaum, dass du einer Erdbeerpflanze ein ganzes Reich vermachen kannst.", ein sachtes Schmunzeln hatte sich auf seine Lippen geschlichen. Mein Blick wand sich wieder auf das Stück Leben vor mir. Es war das erste was ich in diesem Reich zum Leben erweckt habe, und eines Tages wird es mir mit Erdbeeren danken. Ich war so stolz auf dieses kleines Stück, dass ich sich mein ganzer Tag aufhellte.

Die Anhörungen waren in den Hintergrund gerückt. Es lief noch alles sehr schleppend. Drachen und Menschen müssen sich noch etwas aneinander gewöhnen. Wobei beide Rassen ganz schön Ärger machen. Wir befürchten auch, es hat sich eine Gruppe von Menschen zusammengetan, die strikt gegen das Zusammenleben ist. Ich hoffe wir können sie noch überzeugen, den Drachen eine Chance zu geben. Auch wenn Zephyr sagt, dass wir mit Worten nicht viel bewirken können, und lieber gleich die Schwerter sprechen lassen sollten. Ich versuche aber diesen Weg zu meiden, da ich ein friedlicher König sein möchte.

Die verdrängten Erinnerungen bahnten sich wieder an die Oberfläche und ließen mich seufzen. Bringen wir es hinter uns. Ich stemmte mich in die Höhe und lächelte Zephyr sacht an. Kurz schossen meine Blicke suchend nach allen Seiten ehe ich mich schnell auf die Zehenspitzen stellte und ihm einen Kuss auf die Wange platzierte. Ich kicherte über meine gewagte Aktion und schlenderte auch gleich los. Der Drache, mit dem amüsierten Funkeln in den Augen folgte mir auf Schritt und Tritt. Im Thronsaal bat ich dann die Wachen, die zum größtenteils noch Wyvern waren, die ersten Klagenden herein zu bitten. Ich setzte mich auf meinen Platz, den schmuckvollen Thron. Zephyr stellte sich neben mich und fuhr den Raum mit seinen Blicken ab. Als er sich sicher war, dass alles seine Richtigkeit hatte nickte er kaum merklich den Wachen am Tor zu, die dieses öffneten.

Ich hörte mir jede einzelne Klage an, die Menschen und Drachen vorbrachten. Gerissene Schafe, Angriffe auf das Haus und Eier der Drachen, Kämpfe zwischen den beiden Rassen... Nichts blieb ungesagt.

Ich ließ mich in den Stuhl sinken und fuhr mir etwas verzweifelt durch meine Haare. "Zephyr... du musst mit ihnen reden.", murmelte ich und sah zu meiner Leibwache, und dem stärksten Drachen gleichzeitig hoch. "Wenn das euer Wunsch ist mache ich noch heute los.", bat er formell sprechend an. "Gut, ich begleite dich und halte eine Ansprache an das Volk.", ich richtete mich wieder mit neuer Zuversicht auf. "Auf keinen Fall! Du verlässt dieses Gebäude nicht. Es ist momentan noch viel zu gefährlich auf den Straßen für dich.", und dieser Tonfall ließ keinen Widerspruch zu, doch ich war nun König. "Ich begleite dich! Ich will meinem Volk nahe sein!", meine Stimme klang genauso ernst. "Nein! Du bleibst hier Sora!", zischte er scharf und fuhr zu mir herum. "Ich könnte mir nicht verzeihen wenn dir etwas passiert.", flüsterte er dunkel und funkelte mich ernst an. Die Spannung war greifbar, doch ich gab mich geschlagen. Der Klügere gibt nach. Trotzig verschränkte ich die Arme, doch löste gleich die bockige Haltung und seufze. Er wollte ja nur das Beste für mich. "Na schön, doch gib auf dich cht. Ich brauche dich genauso sehr.", nuschelte ich fast unverständlich in meinen nicht vorhandenen Bart. Zephyr hatte es aber verstanden, dessen war ich mir sicher. Ich hörte mir die letzten Klagen an, ehe es zum Essen für uns ging. Heute gab es meine Leibspeise - gebratenes Schweinefleisch mit Kartoffeln und einer leckeren Pilzsuppe. Ich konnte jedoch nicht essen, bevor Zephyr vor kostete. Nochmal wollte ich mir den Mund nicht verletzen, weswegen ich erstmal verzichtete. Ich saß bei ein paar Dienern, aus meinen eigenen Tagen als Diener, die auch weiterhin im Schloss arbeiten konnten. Sie waren natürlich damit einverstanden und blieben freiwillig, gerade weil ich mich gut um sie kümmerte. Sie bekamen einen angemessenen Lohn, wurden nicht misshandelt und wussten, dass sie zu mir kommen konnten, wenn etwas ist.

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