Epilog

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Meine Wut machte mich unberechenbar.

Meine Schreie durchbrachen den Himmel, wie Donner und immer mehr Drachen folgten meinem Befehl mit mir zu kommen. Drakes streiften in hoher Anzahl über das Land. Wyvern und Wyrms bahnten sich ihren Weg durch den Himmel, und selbst den ein oder anderen Drachen sah ich bald hinter mir fliegen. "Zephyr.. Stimmt es was man sich erzählt? Die Menschen haben den Frieden gebrochen?", ein dunkelblauer Drache holte zu mir auf. An ihrer Stimme und Ausstrahlung erkannte ich gleich, dass es Satra war. Ich flog gerade einmal wenige Stunden, und schon wussten sie von ihrem Verrat, ging ja wirklich schnell. "Ja.. sie haben den Großkönig ermordet.", antwortete ich ihr dunkel und behielt meinen Blick starr geradeaus. "Das tut mir leid.", gab sie nur mitfühlend zurück. Anscheinend wurde ihr klar, dass es nicht 'nur' der Großkönig war. Normalerweise hätte kein Drache so reagiert, wenn ein einfacher Mensch gestorben wäre, doch das war Sora in meinen Augen auch nicht.

Keiner wagte es sich mich nochmal anzusprechen, sie merkten wohl dass ich gerade nicht in Redelaune war. Sogar Ryu der mit seiner Schwester sich uns anschloss, hielt erstmals sein vorlautes Mundwerk. Mein Ziel war Eden. Und während die Herde an Drachen immer größer wurde, und die Sonne ihre Bahnen zog, kamen wir dem paradiesischen Fleck immer näher.

In der Nacht des zweiten Tages erreichten wir ihn. Meine Wut brodelte immer noch in mir, doch die Erschöpfung machte es mir nicht leicht wach zu bleiben. Mit letzter Kraft marschierte ich mit den obersten 'Geschwistern' - wie wir die mächtigsten Drachen unter uns bezeichneten, in unser Heiligtum zu den Greisen.

Ein weiterer Rückschlag traf mich.

"Wie eine Rückkehr ist unmöglich?!", knurrte ich laut und bleckte warnend meine Zentimeter langen Zähne. "Der Auftrag besagt dass ihr die Menschen auf den richtigen Pfad führt, eine Rückkehr in diesem Sinne war also von Anfang an nicht möglich.", erklärte mir einer der Sieben. Ein dunkles Knurren verließ wieder meine Kehle, doch sie zuckten nicht einmal zusammen. Wir waren hier gefangen. Nicht einmal das schreckliche Vormittagsprogramm von RTL war mir vergönnt.

Die Kunde über Soras Tod und den Verrat von den Menschen verbreitete sich schnell , weswegen auch die restlichen Drachen das Land verließen und sich in den Garten zurück zogen. Es war etwas beengt, doch wir kamen klar.

Kein Mensch hat sie ab da an mehr gesehen, oder von ihnen gehört. Die Zeit zog ins Land, und die Menschen haben nicht aus ihren Fehlern gelernt. Sie vergaßen die Drachen, die sie daran erinnerten, dass sie nicht die mächtigste Spezies auf dem Planeten waren.

Letztendlich waren sie nur ein Märchen, das man Kindern erzählte, oder in Büchern las. Keiner ahnte, dass es sie immer noch gibt. Doch sie waren da und schmiedeten bereits Rachepläne. An ihrer Spitze der mächtigste von allen: Zephyr.






~ Jahre später. ~

Zephyr

Ich trommelte genervt auf dem Tisch. Er lässt mich warten. In meinem Ohr klang die Stimme irgendeines Teenie-Idols. Mein Blick glitt zum Fenster, wodurch ich einen guten Blick auf die Straße werfen konnte. Menschen schlenderten fröhlich durch die Fußgängerzone und überquerten an Ampeln die Fahrbahnen voller Autos, die mit ihren Abgasen die Ozonschicht schädigten. Und keine Spur von Carlos. Seine Unpünktlichkeit hat sich in den letzten Jahrhunderten nicht ein Bruchteil geändert. Aber er wollte das Treffen und nicht ich, also sehe ich keinen Grund auf ihn zu warten und mir den Arsch platt zu sitzen. Das nächste Mal ist er jedoch dran. Ich stand mit Schwung auf und machte mich mit energischen Schritten zum Ausgang. Von meiner Wut geblendet, bemerkte ich viel zu spät die Person, die sich in meinen Weg schob und stieß mit ihr zusammen. Der Kellner ließ mit einem erschrockenen Japsen das Tablett fallen und die zwei Kaffeetassen zersprangen in tausend Teile. Der Kaffee verteilte sich auf dem Boden und bildetet eine dunkle Pfütze von schwarzen Gold. "Verdammt... ", murmelte ich überrascht und kniete mich hin. Auch das noch. "Entschuldigung Mister.", murmelte der Kellner schüchtern und drehte sich auf seinen Knien zu mir. Wir sahen uns gegenseitig für einige Sekunden in die Augen. Eine Sekunde, die für mich wie eine Ewigkeit verging. Seine Gesicht war unfassbar symmetrisch, und seine blonden Haare hingen ihm wild vom Kopf. Die Makellose Haut von ihm war leicht gebräunt, doch nichts war so an ihm wie seine Augen. Sie waren blau. Blau wie der Ozean. Und diese Ähnlichkeit traf mich wie eine Kugel, direkt ins Herz. Er sah ihm so ähnlich. Nach all den Jahren, hätte ich nicht geglaubt sein Gesicht jemals wiederzusehen.

"Sora...", flüsterte ich nur den Namen, den ich seit Jahrhunderten nicht mehr aus dem Kopf bekam. 

Dragon's SlaveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt